Stranzl: Bayerns "Manko" sind "fehlende Typen"

Der frühere Bundesliga-Profi Martin Stranzl hat über die derzeitige Abwehrschwäche der Münchner gesprochen. Für den ehemaligen Verteidiger ist klar: dem deutschen Rekordmeister fehlen Typen.
Bezugnehmend auf ein Interview von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der fehlende Reibung innerhalb der Mannschaft des FC Bayern anprangerte, erklärte Stranzl bei "Sky": "Was Hoeneß vielleicht gemeint hat ist, dass du Spieler brauchst, die viel mit ihren Teamkollegen reden, sie von hinten heraus dirigieren. Ich finde, das fehlt bei den Bayern gerade ein wenig."
Solange alles nach Plan läuft, sei dies nicht weiter schlimm. "Aber wenn es nicht so läuft, ist es wichtig, dass du einen Kommunikator hast, der in gewissen Situationen auf dem Platz coacht", so Stranzl, der 258 Bundesliga-Spiele für 1860 München, den VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach absolvierte.
In Joshua Kimmich sei solch ein Spieler im Mittelfeld zwar vorhanden, "aber speziell in der letzten Linie fehlen die Typen, die die anderen dirigieren", führte der 41-jährige Österreicher aus.
Dass besagte Dirigenten fehlen, sieht Stranzl als "Manko in der Entwicklung der Bayern in den vergangenen Jahren".
Der deutsche Serienmeister "hatte hinten immer Spieler, die auf dem Platz aggressiv vorangegangen sind und ihre Mitspieler in die Pflicht genommen haben. Aktuell haben Sie nicht die Typen dazu", legte Stranzl den Finger in die Wunde.
Stranzl charakterisiert die Innenverteidiger des FC Bayern
Niklas Süle, der die Münchner im Sommer verlässt, sei eher ein ruhigerer Typ. "Das Coachen und Dirigieren lernt man nicht von heute auf morgen, sondern es entwickelt sich mit der Zeit und der Erfahrung. Wenn du wie Süle nach einer schweren Verletzung zurückkommst, musst du dich aber zunächst einmal mehr auf dich selbst konzentrieren, bevor du anderen helfen und sie unterstützen kannst", nahm Stranzl den Nationalspieler in Schutz.
Lucas Hernández ist in den Augen von Stranzl hingegen eigentlich eher ein Anführer-Typ. "Er bringt Aggressivität mit und lebt sie vor, aber auch er kam nach einer langen Verletzung zurück. Ich weiß nicht, wie gut er mittlerweile die deutsche Sprache beherrscht. Wenn du die Leaderrolle einnehmen und Kommandos auf dem Platz geben willst, wäre es wichtig, die Sprache zu beherrschen", so Stranzl.
Bei Dayot Upamecano brauche es ebenfalls noch Zeit. Er "ist nicht stabil genug. Er muss momentan noch mehr auf sich schauen und lernen, mit der - im Vergleich zu Leipzig - größeren Drucksituation umzugehen", erklärte der ehemalige Bundesliga-Profi. "Er hat gute Anlagen, macht aber noch zu viele Fehler."