07.02.2023 15:08 Uhr

Die sechs großen Verlierer des BVB-Aufschwungs

Youssoufa Moukoko (2.v.l.) und Mats Hummels (M.) zählen zu den Verlierern des BVB-Aufschwungs
Youssoufa Moukoko (2.v.l.) und Mats Hummels (M.) zählen zu den Verlierern des BVB-Aufschwungs

Vier Spiele, vier Siege: Besser hätte der Start ins neue Bundesligajahr für den BVB kaum laufen können. Mitverantwortlich für den Dortmunder Aufschwung sind einige Profis, die im ersten Halbjahr 2022/2023 aus unterschiedlichen Gründen noch keine große Rolle spielten. Zum Leidwesen einiger Teamkollegen, die neuerdings kaum noch zum Zug kommen.

Niklas Süle, Emre Can, Gio Reyna, Karim Adeyemi, Sébastien Haller - die Liste der BVB-Akteure, die in den ersten vier Pflichtspielen nach dem Jahreswechsel auf sich aufmerksam machen konnten, ist lang und prominent.

Sie alle haben sich im internen Konkurrenzkampf, der sich im Vergleich zu weiten Teilen der Hinserie deutlich verschärft hat, fürs Erste durchgesetzt und so die Gunst von Trainer Edin Terzic gewonnen.

Im Gegenzug haben zahlreiche Profis, die lange Zeit gesetzt waren, ihren Platz in der Startformation verloren, manch einer muss mittlerweile gar um seine Kadernominierung bangen. Die sechs großen Verlierer des Borussia-Aufschwungs:

  • Mats Hummels (34, Abwehr)

Als Kapitän beim Jahresauftakt gegen Augsburg (4:3) indisponiert, seither draußen. Das Duo Niklas Süle/Nico Schlotterbeck hat sich im Abwehrzentrum bewährt, Hummels' Einsatzchancen sind massiv gesunken.

"Wir wollen gute Leistung belohnen und die beiden Jungs haben es letzte Woche richtig gut gemacht", erklärte Terzic vor dem Freiburg-Spiel bei "Sky".

Klingt nicht nur nach Wachablösung, sondern auch nach einem dicken Fragezeichen hinter einer neuerlichen Verlängerung mit Hummels, dessen Vertrag Ende Juni ausläuft.

So weit will Sportdirektor Sebastian Kehl allerdings noch nicht denken. "Es ist ein Luxus, Mats mal nicht einzusetzen. Auch ihn werden wir brauchen in den nächsten Wochen, weil wir sehr viele Spiele haben", kündigte er bei "Bild-TV" an.

  • Thomas Meunier (31, Abwehr)

In Abwesenheit des Belgiers, der schon Ende des Vorjahres wegen eines Jochbeinbruchs fehlte und aktuell einen Muskelfaserriss auskuriert, hat sich die Dortmunder Defensive stabilisiert.

Hinten rechts gehört die Zukunft wohl Winterneuzugang Julian Ryerson, auch Backup Marius Wolf erledigte den Job zuletzt solide.

Heißt: Meunier, dessen Abschied im Sommer als nahezu sicher gilt, ist in der teaminternen Hierarchie abgerutscht. Konstant überzeugt hat er beim BVB ohnehin nie.

  • Mahmoud Dahoud (27, Mittelfeld)

Ein Opfer des gestiegenen Konkurrenzkampfs in Dortmund. Ansich genießt der Kreativkopf bei seinen Vorgesetzten hohes Ansehen, momentan kämpft er nach seiner langwierigen Schulterverletzung in der Hinserie jedoch um Anschluss.

Gegen Leverkusen fehlte der mittlerweile genesene Dahoud zur Überraschung vieler gar komplett im BVB-Aufgebot. "Es ist klar, dass es harte Entscheidungen sind und keine einfachen für mich. Aber mein Job ist es, richtige und ehrliche Entscheidungen zu treffen", so Terzic.

In der Schaltzentrale haben die zweikampfstärkeren Salih Özcan und Emre Can neben dem unangefochtenen Jude Bellingham derzeit die Nase vorn. Mehr als Jokereinsätze sind für Dahoud daher vorerst nicht drin.

  • Donyell Malen (24, Angriff)

In der Winterpause hieß es, dass der Niederländer bis zum Saisonende eine weitere, möglicherweise schon finale Bewährungschance beim BVB erhalten würde. Und tatsächlich: In den ersten beiden Begegnungen des neuen Jahres gegen Augsburg und Mainz durfte Malen von Beginn an ran.

Eigenwerbung betrieb der einstige 30-Millionen-Euro-Einkauf dabei nichtmal ansatzweise, während Gio Reyna und Jamie Bynoe-Gittens als Joker glänzten.

Die Folge: Malen, der noch immer auf sein erstes Ligator 2022/2023 wartet, sitzt wieder auf der Ersatzbank - womit eine Trennung im Sommer zunehmend wahrscheinlich wird.

  • Youssoufa Moukoko (18, Angriff)

Seine positive Entwicklung in der Hinserie mündete in einer WM-Nominierung. Zusätzlichen Schwung verlieh das Katar-Abenteuer Moukoko jedoch nicht.

Im neuen Jahr wirkt der Teenager nicht mehr so klar in seinen Aktionen, zudem fehlt ihm die körperliche Präsenz des genesenen Sébastien Haller.

So muss sich das Sturm-Juwel vorerst wieder mit der Jokerrolle begnügen. Umso bitterer, da sein Vertrag in Dortmund erst Ende Januar nach einem zähen Poker bis 2026 verlängert worden war.

  • Anthony Modeste (34, Angriff)

Während Moukoko immerhin die erste Einwechseloption für Trainer Terzic ist, ist Routinier Modeste mittlerweile völlig außen vor. Als Ersatz für den schwer erkrankten Haller verpflichtet, enttäuschte der Franzose bis zur Winterpause über weite Strecken.

Jetzt, wo Haller auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist, scheint für Modeste beim BVB kein Platz mehr zu sein. Spielerisch kam der 34-Jährige bei den Westfalen ohnehin nie zurecht.

In drei von vier Partien nach dem Jahreswechsel blieb der ehemalige Kölner komplett draußen, nur in Leverkusen wirkte er eine halbe Stunde mit.

Sollte Terzic demnächst wieder der komplette Kader zur Verfügung stehen, droht Modeste die Tribüne. Im Sommer trennen sich die Wege ohnehin.

Heiko Lütkehus