16.06.2024 11:53 Uhr

"Kinderfußball": Ungarn hadert vor DFB-Duell

Nach der Niederlage gegen die Schweiz steht Ungarn gehörig unter Druck
Nach der Niederlage gegen die Schweiz steht Ungarn gehörig unter Druck

Nach der Niederlage gegen die Schweiz steht Ungarn gehörig unter Druck. Vor dem Duell mit Deutschland schlägt Kapitän Dominik Szoboszlai Alarm.

Dominik Szoboszlai hatte noch Rasenbüschel in den schweißnassen Haaren, als er an den Stolz seiner Ungarn appellierte. "Wir sind nicht hier, um Kinderfußball zu spielen", sagte der jüngste Kapitän der EM-Historie nach einem ernüchternden 1:3 (0:2) gegen die Schweiz, das kaum Anlass zur Hoffnung für das Duell mit Deutschland bot. "Wir wollen wirklich weiterkommen, aber dafür müssen wir arbeiten", forderte Szoboszlai.

Noch im Stadion in Köln schworen die Fans die Mannschaft aufs "Finale" gegen die Gastgeber am Mittwoch (18:00 Uhr/ARD und MagentaTV) in Stuttgart ein. Arm in Arm standen die Spieler vor dem Block, klopften sich voller Pathos aufs Herz - von den treuen Anhängern gab es tosenden und aufmunternden Applaus.

"Es wird ein anderes Spiel gegen Deutschland. Wir müssen mit uns selbst klar kommen, was wir von diesem Turnier wollen, was wir erreichen wollen", sagte der frühere Leipziger Szoboszlai: "Wir haben noch zwei Spiele. Und am Ende werden wir sehen."

Der Schweizer Coach Murat Yakin hatte die Ungarn mit taktischen und personellen Veränderungen überrascht, viel dramatischer aber war, dass die "Nati" deutlich entschlossener und wuchtiger auftrat als die Ungarn. Szoboszlai und Co. steigerten sich erst nach der Pause, da stand es aber nach Gegentoren durch Kwadwo Duah (12.) und Michel Aebischer (45.) bereits 0:2.

Fußball-EM 2024: Schweiz voller Selbstvertrauen

"Wenn wir in der ersten Halbzeit so gespielt hätten wie in der zweiten, dann wäre es ein ganz anderes Spiel geworden", sagte Szoboszlai und merkte selbst, dass dieser Satz voller Konjunktive steckte: "Wir haben daraus gelernt und nehmen alles mit, was wir von diesem Spiel mitnehmen können."

Vor allem lieferte das Spiel die Erkenntnis, dass die Ungarn resoluter in die Zweikämpfe gehen und sich bei Bedarf auch mit einem Foul behelfen müssen. Dem 0:1 durch Duah gingen 22 Schweizer Pässe voraus, auch Aebischer hatte bei seinem Treffer von der Strafraumgrenze keinerlei Gegenwehr.

Gegen Deutschland, das beim 5:1 zum Auftakt gegen Schottland brilliert hatte, können sich die Ungarn einen solch körperlosen Auftritt nicht erlauben.

Die Schweizer dagegen sind nach einem überzeugenden Spiel obenauf - vor allem für Trainer Yakin, der im vergangenen Herbst noch einige Kritik hatte einstecken müssen, war es erlösend. "Klar ist der Sieg eine persönliche Genugtuung", sagte er: "Ich habe Vertrauen in mich, aber wichtig ist das ganze Team. Nur zusammen können wir etwas erreichen."

Am Mittwoch (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) kann die Schweiz den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen - dort geht es erneut in Köln gegen Schottland. "Wir wissen, was sie können", sagte der Mainzer Silvan Widmer: "Aber wir wissen auch, was wir können und müssen uns nicht verstecken."

Der Schlüssel zum Erfolg sei neben der richtigen Einstellung der große Zusammenhalt im Team. "Wir sind wie eine große Familie", sagte Widmer: "Wir freuen uns und sind stolz, dass wir unser Land bei so einem großen Turnier vertreten dürfen."