Thomas Müllers Optionen im Check

Das Rätselraten um die Zukunft von Thomas Müller geht weiter. Karriereende, USA-Wechsel oder doch ein Verbleib beim FC Bayern? Derzeit scheint beim Routinier alles möglich. Welche Option ist am wahrscheinlichsten?
Auch am Donnerstagmorgen ließ sich Sportdirektor Max Eberl keine Neuigkeiten zum Stand der Dinge bei Thomas Müller entlocken (Video öffnet sich oben im Artikelbild).
"Thomas Müller ist eine besondere Personalie, ein großer Spieler des FC Bayern. Weder Thomas noch wir haben etwas zu verkünden. Wir verkünden die Entscheidung, wenn die Gespräche abgeschlossen sind. Ich werde hier nicht über Thomas sprechen", erklärte der 51-Jährige auf der Pressekonferenz zum Bundesliga-Auswärtsspiel beim FC Augsburg (Freitag ab 20:30 Uhr im LIVE-Ticker).
Zuletzt hatte sich ein Abschied der Bayern-Ikone nach 17 Jahren im Verein angedeutet, auch wenn es in dieser Woche noch ein weiteres Gespräch gab, wie RTL/ntv und sport.de exklusiv erfuhren.
Wie es jetzt weitergeht, darüber wird rege spekuliert. Hat Müller von den FCB-Bossen womöglich gar kein Angebot erhalten, weil der Klub sparen muss? Hat er ein Angebot erhalten, dies aber abgelehnt? Setzt Müller bei einem Aus in München seine Karriere in der Major League Soccer in den USA fort, wo Bayerns Kooperationspartner Los Angeles FC als mögliches Ziel genannt wird? Hört er mit dem Fußball auf und steigt an der Säbener Straße sofort in anderer Funktion ein? Oder kümmert er sich nur noch um sein Pferde-Anwesen Gut Wettlkam?
Thomas Müller wohl zu teuer für den FC Bayern
Fest steht: Müllers Arbeitspapier läuft am 30. Juni aus. Er selbst hatte seine Zukunft zuletzt stets offen gelassen. Und fest steht auch: Beim FC Bayern spielt der Weltmeister von 2014 unter Trainer Vincent Kompany nur noch eine Nebenrolle. Auch beim 3:2 gegen den FC St. Pauli am vergangenen Spieltag wurde der Offensivmann erst kurz vor Schluss eingewechselt, bei 23 Ligaeinsätzen stand er nur achtmal in der Startelf.
Saison | Pflichtspiele | davon Startelf | Tore | Vorlagen |
---|---|---|---|---|
20/21 | 46 | 44 | 15 | 24 |
21/22 | 45 | 44 | 13 | 25 |
22/23 | 40 | 29 | 8 | 12 |
23/24 | 41 | 25 | 7 | 12 |
24/25 | 35 | 12 | 5 | 5 |
Für einen wie Müller nicht genug - meint zumindest Uli Hoeneß. Der Vereinspatron würde den Rekordspieler (742 Pflichtspiele) "als Mensch und als Mitglied der Mannschaft auf jeden Fall behalten", hatte der Ehrenpräsident zuletzt betont. Aber: "Wenn die Situation so ist, dass er nur noch Aus- oder Einwechselspieler ist, dann würde ich ihm raten, aufzuhören. Das ist einer großen Karriere nicht würdig, als Ersatzspieler auf der Bank zu sitzen."
Ebendort wäre Müller für den FC Bayern, der nach den kostspieligen Verlängerungen von Jamal Musiala, Joshua Kimmich, Alphonso Davies und Manuel Neuer angehalten ist, Geld einzusparen, jedoch zu teuer. 17 Millionen Euro soll der Fanliebling pro Jahr verdienen - ein stolzes Sümmchen für einen Reservisten. Das weiß auch Sportvorstand Eberl.
Sollte Müller, der 2000 vom TSV Pähl in die D-Jugend der Bayern gewechselt war, also doch noch für ein weiteres Jahr unterschreiben, müsste er sicher enorme Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Ob er dazu bereit wäre? Die Aussicht auf weniger Einsatzzeit und Geld dürfte den "Raumdeuter" der Münchner grübeln lassen.
Was gegen einen Müller-Wechsel in die USA spricht
Noch im Januar hatte Eberl betont: "Thomas braucht ja nicht groß zu verhandeln. Wenn er sagt, er hat Lust weiterzumachen, dann werden wir uns in die Augen schauen, dann schauen wir uns den Kader an und dann wird es weitergehen. Das wird wahrscheinlich das kürzeste Gespräch." Und jetzt?
Eine sportliche Zukunft beim FC Bayern wird zunehmend unwahrscheinlich, Kompanys jüngste Personalwahl lässt kaum einen anderen Schluss zu, als dass Müller auf dem Platz verzichtbar geworden ist. Freilich keine Schande mit 35 Jahren auf dem Buckel.
Gegen ein USA-Abenteuer spricht indes die tiefe Verwurzelung der Müllers in der Region. Als erfolgreiche Dressurreiterin mit eigenem Pferde-Anwesen ist Thomas Müllers Frau Lisa mutmaßlich nicht allzu erpicht, über den großen Teich zu ziehen. Und eine vorübergehende räumliche Trennung des bereits seit 2009 verheirateten Ehepaars kann quasi ausgeschlossen werden.

Abschied mit zwei weiteren Bayern-Titeln?
Sollten ein Bayern-Verbleib und ein USA-Wechsel tatsächlich als Optionen ausscheiden, wäre ein Karriereende nach zwei Champions-League-Titeln, zwölf Meisterschaften sowie sechs DFB-Pokal-Triumphen am naheliegendsten. Zumal ja noch eine Meisterschale und ein Königsklassen-Pokal als Abschiedsgeschenke hinzukommen könnten.
Kaum vorstellbar erscheint derweil, dass Müller innerhalb Deutschlands noch einmal bei einem anderen Klub anheuern könnte. Dazu ist seine Verbundenheit dem FC Bayern gegenüber schlichtweg zu stark.
Mit anderen Worten: Stand jetzt spricht viel dafür, dass Thomas Müller seine einmalige Laufbahn in wenigen Wochen beenden wird. Einem Schlitzohr wie ihm ist gewiss zuzutrauen, es letztlich doch ganz anders zu machen.