Die Hintergründe zu den überraschenden Eberl-Gerüchten

Beim FC Bayern ist Max Eberl zuletzt immer mehr in die Kritik geraten. Sogar über eine Entlassung des Sportvorstandes wird schon spekuliert. Doch warum wackelt der 51-Jährige überhaupt?
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat mit einer Beobachtung über die Führungsarbeit beim FC Bayern eine brisante Diskussion in Gang getreten. "Ich glaube, Max Eberl und Uli Hoeneß sprechen nicht alles ab. Es sieht so aus, als würde die Chemie nicht ganz stimmen, als sei es nicht so harmonisch in der Führung, wie man es sich in einem Unternehmen, das der FC Bayern ja ist, wünscht", hatte er Ende März bei "Bild" gesagt.
Wenig später folgten überraschende Berichte über ein mögliches, vorzeitiges Aus von Max Eberl beim FC Bayern.
Doch warum soll der Sportvorstand nur ein Jahr nach seinem Amtsantritt überhaupt in der Kritik stehen? sport.de verschafft einen Überblick:
Die schwierige Trainersuche des FC Bayern
Die langwierige Trainersuche des FC Bayern im vergangenen Sommer verlief alles andere als glücklich. Zig Namen wurden gehandelt, zig Absagen haben sich die Münchner eingefangen.
Eberl hinterließ dabei nicht gerade den Eindruck, als hätte er einen konkreten Plan gehabt.
Im "Bild"-Podcast "Bayern Insider" heißt es sogar, Eberl habe sich klar gegen eine Einjahreslösung mit Hansi Flick ausgesprochen. Damit habe er die beiden Klub-Patronen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, die sich bereits mit Flick geeinigt haben sollen, verärgert.
Mit Vincent Kompany erwies Eberl jedoch ein glückliches Händchen. Doch durch die Differenzen bei der Trainersuche wurde bereits klar: an einem Strang ziehen die Bayern-Bosse nicht.
Der geplatzte Transfer von Jonathan Tah
Auch der geplatzte Transfer von Jonathan Tah wirft kein gutes Licht auf die Zusammenarbeit in der Führungsriege des FC Bayern.
Der Innenverteidiger von Bayer Leverkusen hatte Eberl bereits seine Zusage gegeben. Doch der Deal scheiterte an einem Veto des Aufsichtsrats, die Ablöse sei zu hoch gewesen - um fünf Millionen Euro -, sportlich habe man keinen dringenden Handlungsbedarf gesehen. Eine Entscheidung, die man angesichts des derzeitigen Verletzungspechs in der Abwehr bereuen dürfte.
Besonders brisant: Eberl soll versucht haben, die Verpflichtung Tahs am Aufsichtsrat des FC Bayern vorbei abzuwickeln.
Dass der langjährige Gladbach-Manager diesen Kniff erwog, soll im Kontrollgremium des deutschen Rekordmeisters nicht gerade für Begeisterungsstürme gesorgt haben.
Die Eberl-Transfers beim FC Bayern
Die Transferbilanz von Max Eberl fällt nach zwei Transferphasen, die er zu verantworten hatte, gemischt aus. Mit Michael Olise, der im Sommer für 53 Millionen Euro von Crystal Palace kam, landete man einen Volltreffer. Mit Jonas Urbig und Tom Bischof hat man sich zwei deutsche Talente gesichert, die die Zukunft der Münchner prägen sollen.
Als Fehlgriff kann der Transfer von João Palhinha eingestuft werden. Der Portugiese war im zweiten Anlauf für 51 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselt. Unter Kompany spielt der Mittelfeldmann aber kaum eine Rolle.
Insgesamt soll man in der Führungsetage nicht zufrieden sein mit den Transfers von Eberl. Dem 51-Jährigen wird vorgeworfen, dass er den vom Aufsichtsrat vorgegebenen Spar- und Verkaufskurs nicht wunschgemäß umsetzt. Den hatte ihm Hoeneß höchstselbst mit dem legendären Satz, der FC Bayern habe "keinen Geld-Scheißer", im Juli verordnet.
Die komplizierten Verlängerungen beim FC Bayern
Den Aufsichtsrat der Münchner verärgere es außerdem, dass die Vertragsverlängerungen mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und Joshua Kimmich nicht so abliefen, wie man es sich gewünscht habe. Diese hätten zu lange gedauert und seien obendrein zu teuer gewesen.
Bei Davies hatte Hoeneß zum Beispiel angekündigt, dass der Linksverteidiger nicht mehr Geld bekommen soll - bekam er von Eberl dann aber doch.
Auch bei den Verlängerungen mit Musiala und Kimmich gab es Komplikationen, die auf das Spannungsverhältnis in der Chefetage zurückzuführen waren. Als der Aufsichtsrat das Angebot an Kimmich zurückzog, drohte Eberl ein Gesichtsverlust. Wie nun im Fall Thomas Müller, dessen Weiterbeschäftigung der Sportvorstand im Januar noch in Aussicht gestellt hatte, der jetzt aber womöglich gehen muss.
Von Irritationen in der Führungsetage will Sportdirektor Christoph Freund nichts wissen. "Das kann ich gar nicht bestätigen. Bei gemeinsamen Sitzungen mit dem Vorstand oder Aufsichtsrat herrscht immer ein guter Austausch", kommentierte er die Spekulationen um Probleme zwischen Max Eberl und Uli Hoeneß im Interview mit "Spox". Etwas anderes blieb ihm auch nicht übrig.
Wie geht Eberl mit der Kritik um? Wer wäre eine Option?
Eberl selbst blickte am Donnerstag gelassen auf die wachsende Kritik. "Tatsächlich kriege ich das gar nicht so mit. Mein ganzer Fokus liegt auf dem FC Bayern und den Entscheidungen, die vor uns liegen. Kritik habe ich viel bekommen, seit ich beim FC Bayern bin. Ich nehme das wahr, aber ich mache meinen Job so gut wie möglich. Der Klub steht über allen. Alles andere kann ich wenig beeinflussen", sagte er auf einer Pressekonferenz.
Fraglich ist ohnehin, dass über die Zukunft des ehemaligen Bosses von RB Leipzig bereits endgültig entschieden worden ist. Weitaus denkbarer ist, dass Eberl im Sommer eine weitere Chance bekommt, seine Vorgesetzten von sich zu überzeugen.
Doch ob sich die internen Wogen glätten lassen, bleibt abzuwarten. Namen wie Mario Gomez oder Markus Krösche kursieren bereits – als mögliche Ergänzung oder gar als Ersatz.