Funkel und die Geschichte lassen 1. FC Köln hoffen

Friedhelm Funkel ist zurück beim 1. FC Köln. Der Aufstiegsexperte tritt bei den verunsicherten Rheinländern im Saisonendspurt der 2. Bundesliga eine schwierige Mission an. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit dürfte den Domstädtern Hoffnung geben.
"Für mich ist es ein richtig, richtig gutes Gefühl, wieder beim 1. FC Köln zu sein. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, aber im Fußball passieren Dinge, die niemand für möglich hält. Auch ich habe es bis gestern Nachmittag nicht für möglich gehalten", offenbarte Friedhelm Funkel am Montagnachmittag bei seiner Vorstellung beim Tabellenzweiten der 2. Bundesliga.
Dabei ist der 71-Jährige beim 1. FC Köln längst ein alter Bekannter.
Bereits zwischen 2002 und 2003 sowie im Frühjahr 2021 stand Funkel bei den Rheinländern an der Seitenlinie. Während seiner ersten Amtszeit ging es nach dem Abstieg direkt zurück in die Fußball-Bundesliga. Bei seiner Retter-Mission 2021 hielt Funkel mit dem 1. FC Köln in der Relegation gegen Holstein Kiel die Klasse. Und nun?
Die Ausgangslage in der 2. Bundesliga ist trotz der jüngsten Misere mit nur einem Sieg aus den letzten fünf Spielen weiterhin gut. Der 1. FC Köln rangiert mit 55 Punkten hinter dem Hamburger SV (56) auf dem zweiten Tabellenplatz. Dahinter lauern die SV Elversberg sowie der SC Paderborn (beide 52).
Nächster Funkel-Streich mit dem 1. FC Köln?
Die sportliche Stimmung in der Domstadt ist jedoch hochgradig angespannt. Das enttäuschende 1:1 gegen den Tabellenletzten und bereits abgestiegenen SSV Jahn Regensburg brachte das Fass selbst bei den treuesten Fans teilweise zum Überlaufen.
Am Montag folgte das Personal-Beben: Sport-Geschäftsführer Christian Keller und Trainer Gerhard Struber sind am Geißbockheim Geschichte, die Aufstiegshoffnung ruhen nun voll und ganz auf Funkel.
Die Trainer-Legende schaffte bereits sechs Mal den Sprung in das deutsche Fußball-Oberhaus - Rekord! Folgt mit dem 1. FC Köln der nächste Streich?
Für den Traditionsverein steht an den letzten beiden Spieltagen beim 1. FC Nürnberg (Freitag, 18:30 Uhr im sport.de-Liveticker) sowie gegen den 1. FC Kaiserslautern (18. Mai) eine Menge auf dem Spiel. Bei einer weiteren Saison in der 2. Bundesliga wären einige Leistungsträger wohl nicht zu halten.
Wiederholt sich in Köln Geschichte?
Der 1. FC Köln hofft nun darauf, dass sich Geschichte wiederholt. In der Saison 2018/19 musste Markus Anfang drei Spieltage vor dem Saisonende gehen, obwohl der Effzeh damals sogar Tabellenführer war. André Pawlak übernahm, siegte bei seinem Debüt mit 4:0 bei der SpVgg Greuther Fürth und machte damit den vorzeitigen Aufstieg in die Fußball-Bundesliga perfekt.

"Wir haben uns gestern getroffen und ich habe gespürt, dass er der perfekte Partner ist. Wir sind überzeugt, dass die Mannschaft die Qualität hat, ein anderes Gesicht zu zeigen. Friedhelm hat unter Beweis gestellt, dass er schnell einen Impact auf Mannschaften haben kann, damit wir unser Ziel erreichen. Wir wollen ganz klar aufsteigen", präsentierte sich Sportdirektor Thomas Kessler hoffnungsvoll. Der 39-Jährige, zuvor Lizenzbereich-Leiter, ist nach dem Aus von Sportchef Keller intern aufgerückt.
Peter Neururer glaubt an 1. FC Köln
Kult-Trainer Peter Neururer wagte im exklusiven Gespräch mit RTL/ntv und sport.de eine optimistische Prognose für den 1. FC Köln.
"Mit Friedhelm Funkel haben sie mit Sicherheit auf zwei Spiele bezogen einen, der weiß, wie es geht. In Nürnberg und zuhause gegen Kaiserslautern sollten drei Punkte Vorsprung reichen", schätze der 70-Jährige ein. Gleichwohl kann Funkel das Rad nicht neu erfinden, wie auch der Ex-Coach weiß.
In den wohl zwei (bei Relegation vier) Spielen könne ein Trainer vor allem etwas in der Führung und Ansprache der Mannschaft bewegen, erklärte Neururer. "Zum Beispiel in der Vereinfachung von Dingen oder dem Vermeiden von Versagensängsten." Auf das Fußballerische und Körperliche habe man hingegen in so einer kurzen Zeitspanne "null Einfluss", so der ehemalige Bundesliga-Coach.
Späte Trainer-Wechsel nichts Neues in Köln
Eine Erfolgsgarantie ist ein Trainer-Wechsel kurz vor dem Saisonende ohnehin nicht.
Der 1. FC Köln probierte es in der jüngeren Vergangenheit in der Fußball-Bundesliga ebenfalls schon - mit unterschiedlichem Ausgang. Stale Solbakken musste im April 2012 seine Koffer packen, unter Frank Schaefer reichte es nicht mehr zum Klassenerhalt.
Im April 2021 erwischte es Markus Gisdol. Funkel rettete den 1. FC Köln bekanntermaßen in der Relegation gegen Holstein Kiel. Nun ist der 71-Jährige erneut am Geißbockheim gefragt. Ein Engagement als Trainer über das Saisonende hinaus schloss Funkel übrigens nicht aus. Wird aus dem Feuerwehrmann sogar die Dauer-Lösung?