10.05.2025 22:25 Uhr

Furioser HSV ballert sich zurück in die Bundesliga

Die Bundesliga-Rückkehr des HSV ist perfekt
Die Bundesliga-Rückkehr des HSV ist perfekt

Erst Rückstand und Drama - dann Spektakel und Party: Der Hamburger SV kehrt nach sieben Jahren in die Bundesliga zurück.

Als die HSV-Fans den heiligen Aufstiegsrasen stürmten und ihre Souvenirs ausbuddelten, waren sieben Jahre des Leidens auf einen Schlag vergessen.

Der Hamburger SV, die Legende des Nordens, die Drama-Queen mit Raute, einst unabsteigbar, dann aber plötzlich unaufsteigbar, ist nach 2555 Tagen Zweitklassigkeit zurück in der Fußball-Bundesliga. Vom Hafen bis zur Elbphilharmonie, vom Volksparkstadion bis zum Michel floss das Bier in Strömen.

"Sieben Jahre haben wir gewartet, das ist unfassbar", rief Stürmer Robert Glatzel in seiner Euphorie ins "Sport1"-Mikrofon: "Der geilste Verein Deutschlands ist wieder da, wo er hingehört."

Durch ein höchst unterhaltsames 6:1 (1:1) gegen den SSV Ulm am 33. Spieltag machte die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin den ersehnten Aufstieg vorzeitig perfekt und gab den Startschuss in eine wilde Nacht. "Das ist der größte Moment, den ich mir hätte vorstellen können", sagte Polzin: "Nur der HSV!"

HSV-Fans im Feier-Modus

Ludovit Reis (10.), Ransford Königsdörffer (42.) und Davie Selke (45.+4) drehten das Spiel - sie verwandelten das Stadion in ein schwarz-weiß-blaues Tollhaus. Ein Eigentor von Philipp Strompf (49.) verscheuchte die letzten Restzweifel, Königsdörffer mit seinem zweiten Treffer (62.) und Daniel Elfadli (86.) stellten auf 6:1. "Nie mehr zweite Liga", hallte es durchs weite Rund.

Die Chronologie des finalen Aufstiegsaktes am Samstagabend war der norddeutschen Drama-Queen absolut würdig: Denn Tom Gaal hatte Ulm zunächst früh in Führung gebracht (7.), beim Stand von 1:1 parierte HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes zudem einen Foulelfmeter (36.) - und ebnete dem HSV so den Weg zum Wiederaufstieg im siebten Anlauf.

Auf den Rängen lagen sich die Zuschauer schon lange vor dem Abpfiff in den Armen, auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher jubelte mit. Nach vier vierten Plätzen und zweimaligem Scheitern als Dritter in der Relegation ist die Leidenszeit des Traditionsklubs im Unterhaus vorbei, der frühere Bundesliga-Dino reanimiert. Für Ulm ist der Abstieg in die 3. Liga durch die Niederlage vorzeitig besiegelt.

Selbst Bayerns Meistertrainer Vincent Kompany, der einst beim HSV kickte und die Stadt seither in sein Herz geschlossen hat, fieberte im fernen München am Fernseher mit und gratulierte. "Wenn man gute Menschen getroffen hat, drückt man ihnen die Daumen", sagte er bei "Sky". Nun könne er "zweimal nach Hamburg fliegen, das ist sehr gut".

HSV beginnt fahrig

Den besonderen Abend bekam der erst 34 Jahre alte Coach, der sich als achter Trainer dem Projekt Wiederaufstieg widmen durfte. Und auch das mit den Rückschlägen sollte an diesem Samstagabend, natürlich, so sein.

Trotz einer ohrenbetäubenden Atmosphäre begann der HSV fahrig, er überließ den Gästen das Kommando - und wurde prompt bestraft. Gaal nutzte die Konfusion in der Hamburger Defensive nach einer Ecke, um aus kurzer Distanz unbedrängt zu treffen.

Die Hausherren antworteten sofort. Beim ersten vernünftigen Vorstoß landete der Ball über Jean-Luc Dompe und Miro Muheim bei Reis, der aus 17 Metern mit dem ersten Kontakt verwandelte. Zur Schlüsselszene wurde wenig später der gehaltene Strafstoß von Heuer Fernandes. Als Königsdörffer dann per feinem Lupfer zur Führung traf und Maskenmann Selke in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit seinem 22. Saisontor per Kopf auf 3:1 stellte, nahm die Party ihren Lauf.