Teure Flops machen bei Borussia Dortmund Sorgen

Mit einem starken Liga-Endspurt (ein Remis, sieben Siege) hat sich Borussia Dortmund auf den letzten Drücker doch noch für die Champions League qualifiziert und damit einen sportlich wie wirtschaftlich heftigen Dämpfer abgewendet. Damit aber nicht genug: Coach Niko Kovac, der das Amt im Februar von Nuri Sahin übernahm, hat mit "einer der größten Trainerleistungen des BVB" (Sportchef Lars Ricken bei "Sky") dafür gesorgt, dass beim BVB wieder so etwas wie Euphorie herrscht. Mit Blick auf die neue Saison stellen sich dennoch einige Personalfragen.
Teure Rückkehrer nach Flop-Leihen belasten den BVB-Etat
Mit Soumaila Coulibaly (verliehen an Stade Brest), Sébastien Haller (verliehen an den FC Utrecht) und Youssoufa Moukoko (verliehen an OGC Nizza) werden in Kürze wohl drei aktuell verliehene Spieler in den Kreis des BVB zurückkehren, die den Bossen in Dortmund teils noch einiges Kopfzerbrechen bereiten dürften.
Das Problem: Vor allem das Offensiv-Duo Haller/Moukoko konnte bei seinen Leihen nicht einmal im Ansatz überzeugen. Der Marktwert der beiden Angreifer ist ins Bodenlose gefallen, ihr beim BVB ausgehandeltes Salär allerdings weiterhin fürstlich.
Laut "Sky" würde man sich im Ruhrpott nur zu gerne von den Altlasten trennen. Ein Abnehmer dürfte sich jedoch nur sehr schwer finden lassen, eine Ablöse noch schwieriger zu generieren sein.
Immerhin stehen Moukoko und Haller vor ihrem letzten Vertragsjahr, bei einem Wechsel müssten beide wohl satte Abstriche beim Gehalt machen. Am wahrscheinlichsten ist daher wohl, dass der BVB (weitestgehend) auf eine Ablöse verzichtet und möglichen Interessenten so mehr Spielraum bei der Vertragsgestaltung ermöglicht oder sogar eine Abfindung zahlt. Dass Haller und Moukoko ihren Kontrakt aussitzen, ist natürlich eine weitere Option, die durchaus dafür sorgen könnte, dass es im Kader zündelt.
Auf-und-Ab-Saison des BVB wirft Fragen auf
Auch beim vorhandenen Personal drohen schwere Entscheidungen. Im Frühjahr schien ein Mega-Umbruch noch unumgänglich.
Mit Kapitän Emre Can, Julian Brandt, Niklas Süle, Felix Nmecha und Sommer-Neuzugang Pascal Groß galten zahlreiche eigentlich als Leistungsträger eingeplante Profis als Streichkandidaten.
Die Kehrtwende der letzten Monate hat allerdings auch damit zu tun, dass die Genannten plötzlich wieder ihre Leistung abriefen - ein Verbleib ist inzwischen alles andere als ausgeschlossen.
Ein Umstand, der das nächste Problem in den Fokus stellt. Die Verträge von Süle, Brandt, Can und Groß enden im Sommer 2026. Sollte man sich gegen eine Trennung entscheiden, müsste eigentlich eine Verlängerung her.
Verbleib von BVB-Leistungsträgern nicht gesichert
Klar scheint allerdings, dass der BVB mindestens einen Topstar verkaufen muss, um auf dem Transfermarkt handlungsfähig zu sein.
Im Fokus stand lange Youngster Jamie Gittens, der sich mit einer tollen Hinrunde auf die Notizzettel der europäischen Fußball-Elite ballerte. Während das Gros des Kaders in der zweiten Saisonhälfte allerdings merklich zulegte, brach der Brite völlig ein. Einst kolportierte Ablöseforderungen in Höhe von 70, 80 oder sogar 100 Millionen Euro sind inzwischen utopisch.
Bleiben mit Keeper Gregor Kobel und Torjäger Serhou Guirassy zwei Spieler, deren Abschied wohl deutlich schwieriger aufzufangen wäre. Kobel vermied im Gespräch mit der "Bild" unlängst ein Bekenntnis zum BVB, die schwarzgelbe Schmerzgrenze soll bei 60 bis 70 Millionen Euro liegen.
Im Fall von Guirassy soll "Sky" und "Sport Bild" zufolge eine Ausstiegsklausel existieren, die es einigen Fußball-Giganten ermöglicht, den Guineer für kolportierte 60 bis 75 Millionen Euro unter Vertrag zu nehmen.
Sollte es zur Trennung von Kobel kommen, stünde mit dem aktuell verliehenen Diant Ramaj zwar schon ein Thronfolger parat, auf höchster Ebene hat sich der Youngster allerdings noch nicht bewiesen. Guirassys 34 Tore in 45 Spielen (9 Assists) wären wohl ohnehin nur mit enormen Investitionen zu kompensieren.
Die BVB-Führung steht in der Pflicht
Die Voraussetzungen sind also keine leichten, der Druck auf die Verantwortlichen ist dennoch hoch. Im zweiten Jahr nach dem Rückzug von Klub-Ikone Hans-Joachim Watzke aus der sportlichen Verantwortung müssen dessen Nachfolger Lars Ricken und Sportdirektor Sebastian Kehl liefern.
Mit der Ernennung des als Trainer noch recht unerfahrenen Ex-BVB-Spielers Nuri Sahin zum Coach sowie dem teuren Transfer von Abwehr-Flop Yan Couto griff man 2024 gleich zweimal heftig daneben. Dass mit Waldemar Anton, Maximilian Beier und Pascal Groß weitere Neuzugänge längere Schwächephasen an den Tag legten, poliert die Bilanz nicht gerade auf.
Schwierige Suche nach dem nächsten Millionen-Youngster
Nicht zuletzt schwebt eine weniger akute Frage über dem BVB-Kader, die mit Blick allerdings wieder beantwortet werden soll und muss: Wer wird das nächste Top-Talent?
Über Jahre haben die Borussen mit klugen Talente-Deals und dank der eigenen Nachwuchmannschaften den Wert des Kaders in die Höhe getrieben, die Silberware extrem teuer verkauft und so das nötige Kleingeld neue Deals generiert. Sieht man von Gittens ab, ist ein neues Millionentalent derzeit aber eher nicht in Sicht.
Im Sommer 2024 betonte Ricken gegenüber der "Bild" zwar: "Uns ist wichtig zu betonen: Die nächste Generation steht bei uns bereit! Im Sommer haben wir bewusst auch mutige Entscheidungen getroffen, um eigene Nachwuchs-Spieler fest in den Profi-Kader einzubauen."
Taten folgten in der abgelaufenen Saison allerdings selten. Almugera Kabar, Kjell Wätjen, Julien Duranville oder Cole Campbell bekamen durchaus ihre Chance, nutzen konnten sie diese aber kaum.