Bundesliga 2008/2009 » 29. Spieltag » Liveticker: Borussia Dortmund - Hamburger SV 2:0

Alles. Oder wenig. Oder nichts.

Drei Tage nach dem verlorenen Elfmeterkrimi im Pokalhalbfinale ruft den Hamburger SV schon wieder die Pflicht. Vor 80.000 Zuschauern erwartet die Hanseaten ein ganz schweres Spiel gegen Borussia Dortmund. Denn Hamburg muss nicht nur in wenigen Tagen den Frust des Ausscheidens verkraften, sondern auch die aufsteigende Angst besiegen, am Ende doch mit leeren Händen da zu stehen. Dortmund dagegen spielt derzeit frei von der Leber weg und findet sich nach starken Wochen plötzlich wieder im Dunstkreis der Europaliga wieder. Doch um wirklich an die internationalen Plätze heran zu kommen, muss Dortmund auch dieses Spiel gewinnen - genauso wie der HSV, der sonst wohl entscheidenden Boden im Kampf um den Titel einbüßen würde.

Dortmund träumt wieder

Noch vor eineinhalb Monaten konnte man in Dortmund die Saison abhaken. Jürgen Klopp hatte mit dem Neuaufbau der Mannschaft begonnen und sie auf einen guten Weg geführt. Doch für den internationalen Wettbewerb würde es mal wieder nicht reichen. Dachte man. Bis der BVB nach Hannover reiste und dort zweimal eine Führung herschenkte. Doch das 4:4 in der AWD-Arena wirkte sich nicht negativ auf die BVB-Spieler aus, im Gegenteil. Es war vielmehr eine Initialzündung für die anstehenden Spiele. Denn seitdem hat die Borussia vier Mal in Folge gewonnen und dabei nur zwei Tore kassiert. Wie gut Dortmund drauf ist, konnte man zuletzt in Bochum sehen. Mit dem ersten Sieg im rewirpower-Stadion seit zehn Jahren pirschte sich der BVB bis auf fünf Punkte an Platz fünf heran.

Wie die meisten Dinge im Leben hat allerdings auch die Aufholjagd der Westfalen einen Haken. Den Dortmundern rennt die Zeit davon! Einschließlich der Partie gegen den HSV hat die Truppe von Jürgen Klopp nur noch sechs Möglichkeiten, Punkte gut zu machen. Da die Konkurrenz nicht schläft könnte daher jede Niederlage der endgültige Knock Out für die Europaträume der Borussia sein. Deshalb wächst mit jedem Sieg der Schwarzgelben nicht nur die Euphorie auf den Rängen, sondern auch der Druck auf die Mannschaft. Denn ausgerechnet der heutige Gast aus Hamburg verbaute dem BVB mit seiner Niederlage im Pokalfinale die Möglichkeit, vielleicht sogar als Sechster den Weg nach Europa zu finden.

Hamburg in der Pflicht

Lange Zeit tanzte der Hamburger SV in dieser Saison auf drei Hochzeiten. Nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal fällt eine davon weg, was den Druck an der Elbe nicht kleiner macht. Zwar bemerkten Martin Jols Spieler gleich nach dem Elferdrama gegen Werder trotzig, dass man schon jetzt eine erfolgreiche Saison gespielt habe, die einem keiner mehr wegreden könne. Die Angst, am Schluss doch ohne Titel dazustehen, war der Mannschaft jedoch besonders in der ersten Hälfte des Pokalspiels deutlich anzumerken. Denn spielten die Bremer wie eine Mannschaft, die die Saison schon früh in den Sand gesetzt hatte und nun beinahe unverhofft doch noch alles gewinnen kann, so spielten die Hamburger wie ein Team, das plötzlich merkt, dass in den Minuten der Entscheidung doch noch alles schief gehen kann.

Die vorrangige Aufgabe von Martin Jol war es deshalb, irgendwie den Druck aus den Köpfen der Spieler zu kriegen. Trotz der 120 Minuten vom Mittwoch, die die Hamburger Spieler noch in den Beinen haben, könnte es deshalb gar nicht so schlecht sein, so schnell zum nächsten "Endspiel" reisen zu müssen. So kommt man immerhin nicht groß zum Nachdenken. Und ein Endspiel ist es für den HSV allemal: Drei Punkte Rückstand hat man schon auf den VfL Wolfsburg, nur zwei Punkte hinter den Rothosen scharrt die Berliner Hertha mit den Hufen. Im schlechtesten Fall könnte die Tabellenführung am Sonntag schon sechs Zähler weg sein, was bei noch fünf ausstehenden Spielen eine heftige Hypothek wäre. Doch der HSV, der die kommenden drei Wochen zudem auf Top-Torjäger Mladen Petric verzichten muss, weiß, dass es eben auch andersrum laufen und man mit einem Sieg ganz oben stehen kann. Martin Jol ist ein optimistischer Mensch und wird seiner Mannschaft diese Einstellung auch diesmal wieder eintrichtern - ebenso wie Gegenüber Jürgen Klopp. Und genau deshalb erwartet uns ein richtiger Knaller im Signal Iduna Park.