Bundesliga 2011/2012 » 20. Spieltag » Liveticker: Hamburger SV - Bayern München 1:1

Fazit
Mit beherztem Kampf und einer auch spielerisch weitgehend überzeugenden Leistung trotzt der Hamburger SV dem FC Bayern einen Punkt ab und stürzt damit den Tabellenführer. Auch nach dem Ausgleich der Gäste suchten die Hausherren immer wieder den Weg nach vorne und spielten auf Sieg. Für Trainer Thorsten Fink ist es bereits das siebte Unentschieden im elften Spiel als Hamburg-Trainer - bei weiterhin nur einer Niederlage. Die Bayern waren spielerisch mal wieder zu unkreativ und konnten wie zuletzt so oft nur nach einer Standardsituation treffen. Nach dieser gefühlten Niederlage verliert der FCB die Tabellenführung an den derzeit überragenden BVB, der nun Kurs auf die Titelverteidigung nimmt. Am Mittwoch fahren die Münchener zum Pokal-Viertelfinale nach Stuttgart, ehe man nächsten Samstag Kaiserslautern empfängt. Hamburg ist im Pokal nicht mehr vertreten, kann sich also eine Woche lang auf das Gastspiel beim FC Köln vorbereiten. Das war es von hier, schönen Abend noch.

Olić vergibt die wohl letzte Gelegenheit der Partie.

Zwei Minuten werden nachgespielt. Thorsten Fink wird gleich noch zu einem taktischen Wechsel greifen, um wertvolle Sekunden zu gewinnen.

Auch heute steht Thomas Müller wieder völlig neben sich. Unbedrängt schlägt er eine Flanke vom rechten Flügel genau in die Arme von Jaroslav Drobný.

...Schweinsteiger führt kurz auf Robben aus. Der vertendelt das Leder und der Hamburger Konter läuft. Im Münchener Strafraum bleibt Son gegen Alaba aber zweiter Sieger.

Hier ist wirklich alles möglich in der Schlussphase.

Beide spielen jetzt mit offenem Visier. Auch der HSV ist immer wieder gefährlich und hat vor allem viele Standardsituationen. Jetzt gibt es Freistoß im rechten Halbfeld...

...Aogos Flanke ist zu lang.

Kompliment an Dennis Diekmeier, der gegen Franck Ribéry ein überragendes Spiel macht.

Son! Iličević setzt zu einem begnadeten Solo an, lässt vier Gegner stehen und spielt dann aus zentraler Position einen Zuckerpass auf Son. Der geht völlig frei auf Neuer zu, umkurvt diesen, dann wird der Winkel allerdings zu spitz. Er setzt die Pille ans Außennetz.

Für den Torschützen Sala kommt nun Ivo Iličević.

Tooor für Bayern München, 1:1 durch Ivica Olić
Nach der folgenden Ecke gleichen die Bayern mit einem Stocher-Tor aus - und der Torschütze ist ausgerechnet Ivica Olić! So ist es passiert: Ribérys Eckstoß fliegt in den Sechzehner, wo große Unordnung herrscht. Müller steht am kurzen Pfosten und passt in die Mitte. Mehrer Spieler fälschen ab, aber kein Weißer kann klären. Am langen Pfosten steht Olić und schiebt zum Ausgleich ein. Der Jubel des Kroaten fällt gegen seinen ehemaligen Klub eher spärlich aus.

...gar nicht so schlecht: Petrić' Versuch fliegt nur knapp über den Querbalken.

Mit einem Sieg könnte der HSV plötzlich sogar wieder vom europäischen Geschäft träumen. Bremen und Leverkusen wären nur noch sechs Punkte weg.

...Aogos Flanke findet die Stirn von Rajković. Dessen Kopfball landet genau in den Händen von Manuel Neuer.

Ein früherer Hamburg-Star darf jetzt ran. Olić kommt für den schwachen Kroos und gibt nun noch eine knappe halbe Stunde die zweite Spitze.

Gelbe Karte für Tomás Rincón (Hamburger SV)
Kurz vor der Sechzehnerlinie legt Rincón Ribéry. Gelb, gute Freistoßgelegenheit...

Gelbe Karte für Toni Kroos (Bayern München)
Auch bei Kroos schreit nun der Frust aus jeder Aktion. Nach einem Foul an Sala wird er verwarnt.

Wird das jetzt über die letzte halbe Stunde so aussehen? Der HSV steht dicht gedrängt um den eigenen Strafraum herum, die Münchener schieben den Ball hin und her und finden die Lücke nicht.

Zwar haben die Gäste nun deutliche Feldvorteile, die Hamburger schaffen es allerdings richtig gut, die Räume eng zu machen und das statische Spiel des Gegners im Griff zu behalten.

Freudig zu Hause auf der Couch verfolgen können das die Dortmunder: Die haben gestern gegen den Club aus Nürnberg ihre Hausaufgaben gemacht. Heute scheint die komplette Konkurrenz zu patzen.

...Robben führt kurz auf Tymoshchuk aus. Dessen Flanke ist dann viel zu ungenau und segelt ins Niemandsland.

Auch die erste Eindrücke nach dem Seitenwechsel zeigen einen bissigen und zweikampfstarken HSV.

Fast hätte Sala sein Torekonto auf zwei gestellt. Jansen bedient den Italiener, der wie auch beim Führungstreffer enorm viel Platz im Sechzehner hat. Diesmal zieht der 20-Jährige aber knapp über den Kasten.

Zu bengalischen Feuern im Heimblock pfeift Knut Kircher Durchgang zwei an. Verlieren die Gäste die Tabellenführung? 45 Minuten bleiben dem Rekordmeister noch, um das Ergebnis freundlicher zu gestalten. Beide Coaches schicken ihre Elf unverändert zurück auf den Rasen.

Halbzeitfazit
Zur Pause führt der HSV verdient mit 1:0 gegen den Noch-Spitzenreiter aus München. Thorsten Fink hat sein Team gut eingestellt. Die Rothosen sind defensiv sattelfest und wagen zwischendurch immer wieder gefährliche Ausflüge nach vorne. Jacopo Sala erzielte sein erstes Pflichtspieltor für die Hausherren und sorgte dafür, dass diese sich berechtigte Hoffnungen machen dürfen, in der Tabelle auf Rang acht zu klettern. Die Bayern sind wie so oft in den letzten Wochen zu statisch, zu unbeweglich und zu unkreativ. Kurz vor dem Halbzeitpfiff verlor Franck Ribéry fast schon wieder die Nerven - ein Zeichen, wie schwach das Nervenkostüm der Gäste derzeit ist. Man darf gespannt sein, ob der HSV die Ankündigungen des Trainers tatsächlich wahr machen kann, dass man die Bayern derzeit schlagen könne.

Hitzkopf Ribéry gerät mit Diekmeier aneinander. Der Franzose wird schon wieder sichtlich ungeduldig. Der Schubser des Linksaußen ist am Rande einer Tätlichkeit. Knut Kircher spricht ein ernstes Wörtchen mit den Protagonisten, lässt die Karten jedoch stecken.

Robben zieht von recht nach innen und schießt gut einen Meter am kurzen Pfosten vorbei.

...am Elfmeterpunkt kommt Badstuber zum Kopfball, doch schon nach wenigen Minuten ist das Bein eines Hamburgers dran und klärt.

Da haben die Anhänger der Heimmannschaft wohl gar nicht so Unrecht: "Bayern ist nervös", skandieren die HSV-Fans.

Immer wieder setzt sich Aogo gegen Tymoshchuk durch. Der Linksverteidiger der Rothosen gibt heute eine Art Außenstürmer.

Wie auch schon in den letzten Wochen wirken die Bayern auch heute wieder planlos in ihrem Offensivspiel. Im Gegensatz zu den beiden Schützenfesten gegen die Hamburger in der jüngeren Vergangenheit macht der Gegner heute die Räume allerdings auch richtig eng.

Jacopo Sala ist der erste Italiener, der jemals ein Tor für den Hamburger Sportverein erzielte.

Durch den Führungstreffer wurden die Hausherren hier durch ihr mutiges Auftreten belohnt. Bislang spielen die Mannen von Thorsten Fink einen richtig guten Ball.

Gelbe Karte für Heiko Westermann (Hamburger SV)
Knapp vor der Sechzehnerlinie drückt Westermann Gómez zu Boden und sieht die erste gelbe Karte der Partie.

Tooor für Hamburger SV, 1:0 durch Jacopo Sala
Was für ein wunderschöner Treffer! An der Strafraumgrenze ist Badstuber viel zu passiv gegen Guerrero, der viel Zeit hat, um sich zu orientieren. Der Peruaner sieht, dass Sala rechts im Sechzehner völlig frei ist und bedient den jungen Italiener. Der zieht volley ab und versenkt die Kugel passgenau im langen Eck. Hamburg führt und das ist nicht unverdient.

Eckstoß München...

...diesmal stützt sich ein Hamburger auf. Auch hier pfeift Knut Kircher.

Schalke und Gladbach ließen wertvolle Punkte liegen, lediglich die Siegesserie der Dortmunder hatte an diesem Spieltag Bestand. Was machen die Bayern? Wenn sie ihre Tabellenführung behalten wollen, muss da schon mehr kommen, als in dieser Anfangsphase. Hamburg ist nach wie vor mindestens auf Augenhöhe.

...und da liegt der Ball im Netz. Westermann köpft das Ding ins eigene Tor, vorher soll jedoch ein Offensivfoul gewesen sein. Der Treffer zählt nicht.

...Robbens Flanke findet keinen Abnehmer in schwarz.

Jansen und Aogo interpretieren ihre Positionen sehr variabel. Immer wieder rückt der etatmäßige Linksverteidiger Aogo weit mit nach vorne und wird dann von seinem Partner abgesichert.

Ungewohntes Bild: Bayern ist kaum im Ballbesitz. Stattdessen sind die Hamburger ganz klar Herr im Haus.

Hamburg kommt besser aus den Startlöchern und bringt die Gäste zu Beginn gleich mehrmals in Verlegenheit. Ecke für die Gastgeber...

Freistoß für den HSV in halbrechter Position 25 Meter vor dem Kasten...

Direkt wird es brenzlig im Münchener Strafraum. Der Ex-Hamburger Boateng grätscht Aogo mit vollem Risiko das Leder vom Fuß. Da hat er Glück, dass er nicht einen Moment später kommt.

Schiedsrichter der Begegnung ist Knut Kircher. An den Seitenlinien assistieren ihm Daniel Siebert und Stefan Lupp.

Zum Personal: Jupp Heynckes nimmt im Gegensatz zum 2:0-Sieg gegen Wolfsburg nur eine Änderung in seiner Startaufstellung vor. Tymoshchuk läuft erstmals im Trikot der Bayern als Rechtsverteidiger auf.

In vorderster Front ist Thomas Müller seit Wochen außer Form. Der Torschützenkönig der WM 2010 wartet bereits seit dem siebten Spieltag auf einen Treffer und stand zuletzt im Kreuzfeuer der Kritik. Was diese noch befeuert, ist die Versetzung von Toni Kroos auf die Sechser-Position neben Bastian Schweinsteiger. Franck Ribéry hätte Kroos lieber auf der Zehn, da er ihn dort für effektiver hält.

Bei den Gästen wurde vor der heutigen Begegnung der Abwehr-Notstand ausgerufen. Innenverteidiger Daniel Van Buyten zog sich zu Beginn der Rückrunde gegen Gladbach einen Mittelfußbruch zu und fehlt noch einige Wochen. Dazu holte sich Rafinha in der Vorwoche seine fünfte gelbe Karte ab und fehlt heute gesperrt. Damit muss Jupp Heynckes heute improvisieren. Bislang spielten bei den Bayern in dieser Saison nur zwei Spieler auf der Position des Rechtsverteidigers: Rafinha und Jérôme Boateng. Letzterer wird jedoch in der Innenverteidigung gebraucht. Somit beginnt heute der gelernte Sechser Anatoliy Tymoshchuk auf der für ihn ungewohnten Position.

Vor eigenem Publikum spricht die Hamburger Statistik gegen den Rekordmeister eine ganz andere Sprache: Schon vier Begegnungen in Folge sind die Mannen von der Elbe ungeschlagen. Besonders Mladen Petrić, der auch heute wieder in der Startelf steht, drehte gegen die Bayern zumeist auf. Im Jahr 2009 entschied er gleich zwei Duelle mit München durch sein 1:0-Siegtor.

All das ist zwei Wochen später jedoch vergessen. Gegen die Berliner Hertha fuhr man einen knappen 2:1-Sieg ein, in der Tabelle steht man immerhin schon auf Rang zwölf. Wenn die Hamburger die Vorgabe ihres Coaches einhalten und einen Dreier gegen die Münchener Bayern einfahren, ist sogar ein gewaltiger Sprung im Klassement möglich. Mit dann 25 Zählern stünde der HSV nach dem 20. Spieltag bereits auf Platz acht.

"Ich glaube, dass man im Moment die Möglichkeit hat, den FC Bayern zu schlagen." HSV-Coach Thorsten Fink kennt die Bayern ganz genau. Von 1997-2006 stand er als Spieler in Diensten der Münchener. Auch heute betont er noch immer das gute Verhältnis zu den Verantwortlichen beim Rekordmeister. Am heutigen Abend muss diese Freundschaft für 90 Minuten ruhen. Der Trainer des Bundesliga-Dinos ist selbstbewusst, will sich am Vorbild Mönchengladbach orientieren und den Roten ein Bein stellen.

Live an den Tasten sitzt Jochen Rabe.