29.10.2016 11:31 Uhr

Kutschke: One-Man-Show wider Willen

Stefan Kutschke (r.) erzielte einen Hattrick gegen Braunschweig
Stefan Kutschke (r.) erzielte einen Hattrick gegen Braunschweig

Dank Stefan Kutschkes Hattrick ringt Dynamo Dresden Tabellenführer Braunschweig nieder. Doch für den Mann des Tages wie auch für Trainer Uwe Neuhaus zählte nur die Mannschaftsleistung.

Von wegen One-Man-Show: Stefan Kutschke wollte lieber über Fans und Teamkollegen reden als über die besten 13 Minuten seines Fußballer-Lebens, und auch Dynamo Dresdens Trainer Uwe Neuhaus schubste den Dreifach-Torschützen verbal ins Kollektiv zurück. "Nicht dass einer meint, nur er hat's gemacht. Das war die ganze Mannschaft, die wirklich alles aus sich herausgeholt hat", sagte Neuhaus nach dem denkwürdigen 3:2 (0:1) über Zweitliga-Spitzenreiter Eintracht Braunschweig.

Kollektiv hin, Mannschaft her: Natürlich drehte sich nach dem fulminanten Comeback des achtmaligen DDR-Meisters alles um Kutschke. Der 27-Jährige hatte nach einem 0:2-Rückstand durch Onel Hernandez (10.) und Domi Kumbela (52.) mit einem Hattrick (69., 75., 81.) ein eigentlich verlorenes Spiel gedreht - und damit aus der Dresdner Arena ein Tollhaus gemacht.

"Dieses Zurückkommen, dieser Glaube"

"Wir haben gesehen, was an Mentalität in dieser Mannschaft steckt. Dieses Zurückkommen, dieser Glaube", sagte Kutschke. Dosenöffner, so musste sich der baumlange Angreifer dutzendfach nennen lassen. Ihm gefiel das wenig ("Ein komischer Begriff"), in der Sache war es aber zutreffend. "Wir mussten auf dem Platz den Anzünder geben, das war Kutsche heute, dann explodiert das hier", sagte Dynamo-Kapitän Marco Hartmann.

Für Kutschke kam die Rolle als Mann des Tages unverhofft, waren die vorangegangenen Fußballerjahre für die Kämpfernatur schlichtweg zum Vergessen gewesen. Beim VfL Wolfsburg war er 2013/14 ohne wirkliche Chance geblieben (8 Spiele/1 Tor), ein Jahr später mit dem SC Paderborn bei dessen letztlich missglückten Bundesliga-Experiment untergegangen (19/1).

Der Tiefpunkt folgte in Nürnberg, wo es für Kutschke in der Hinserie 2015/16 nur zu 42 torlosen Zweitliga-Minuten reichte. Erst mit der noch bis zum Saisonende befristeten Leihe in seine Heimatstadt ging es aufwärts. Und mittlerweile weiß auch Neuhaus, was er an Kutschke hat.

Neuhaus lobt Körpersprache und Präsenz

"Seine Körpersprache, seine Präsenz - trotz seiner drei Tore war das heute das Bemerkenswerteste an ihm, wie er sich in jeden Zweikampf reinhaut", sagte Neuhaus. Drei Tage nach dem unnötigen Pokal-Aus an gleicher Stelle gegen Bielefeld darf er sich zumindest in der Liga über vorerst etwas ruhigere Tage freuen.

Gegenüber Torsten Lieberknecht wollte trotz des verspielten Sieges, mit dem Braunschweig einen großen Schritt in Richtung Herbstmeisterschaft gemacht hätte, nicht allzu hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gehen.

"Wir haben beherzigt, was wir uns vorgenommen haben, nämlich hier Fußball zu arbeiten, zu fighten, das hat die Mannschaft sehr gut gemacht", sagte der 43-Jährige: "Natürlich ist die Niederlage bitter, aber es ist auch etwas, aus dem wir lernen müssen. Ich erwarte jetzt von der Mannschaft, dass sie im nächsten Spiel Flagge zeigt."