24.10.2017 12:52 Uhr

Stolpergefahr: Hier drohen Pokalüberraschungen

Peter Bosz und der BVB sollten das Spiel in Magdeburg nicht auf die leichte Schulter nehmen
Peter Bosz und der BVB sollten das Spiel in Magdeburg nicht auf die leichte Schulter nehmen

Vestenbergsgreuths Erfolg gegen die Münchner Bayern in der Saison 1994/1995, die Pleite des Rekordmeister gegen den FV Weinheim 1990 oder der legendäre Siegeszug der Eintracht aus Trier, die 1997/1998 UEFA-Cup-Sieger Schalke 04 und Champions-League-Triumphator Borussia Dortmund ausschaltete - Sensationen sind das Salz in der Suppe des DFB-Pokals. Wir haben uns angeschaut, welcher Favorit am Dienstag stolpern könnte.

1. FC Magdeburg vs. Borussia Dortmund

Erst stürmte RB Leipzig die Dortmunder Heimfestung, dann blamierte sich der BVB auf Zypern und verspielte eine 2:0-Führung in Frankfurt, Angst vorm anstehend Pokal-Duell in Magdeburg muss man dennoch nicht haben. Nach zuvor vier Zu-Null-Siegen verlor der FCM 0:3 gegen die SpVgg Unterhaching, Coach Jens Härtel schonte dabei jedoch Sturmtank Christian Beck und "Bad Boy" Dennis Erdmann.

Vor allem mit Erdmann sammelte der BVB bereits unangenehme Erfahrungen: Beim umkämpften 2:0-Sieg der Dortmunder in Dresden in der Pokalsaison 2014/2015 sorgte der Ex-Schalker mit einem rüden Foul an Marco Reus für Aufsehen - verbales Nachtreten inbegriffen.

Einen Schuss Bissigkeit wird Magdeburg auch am Dienstag brauchen, angefacht wird diese sicherlich auch von den 23.000 Fans in der ausverkauften Heimstätte. Eine Chance haben die Mannen aus Sachsen-Anhalt wohl nur, wenn der BVB den Vergleich auf die leichte Schulter nimmt. Eine Gefahr, die durchaus besteht: Coach Peter Bosz kündigte an, allen Verletzungssorgen zum Trotz, das Trio Mario Götze, Christian Pulisic und Julian Weigl zu schonen. Obacht BVB!

Stolperfaktor: 30 Prozent


SV Wehen Wiesbaden vs. Schalke 04

Mit einem 5:0-Triumph in Würzburg hat sich Wehen Wiesbaden für den Pokalkracher gegen Schalke warmgeballert. Besonders treffsicher zeigte sich dabei Manuel Schäffler, der doppelt traf.

Apropos Schäffler, apropos 5:0: 2011 stand der Angreifer, damals in Reihen des MSV Duisburg, im Pokalfinale. Gegner war ausgerechnet der FC Schalke, der die Zebras mit 5:0 abfertigte. "Das spielt keine Rolle", erklärte Schäffler zwar vor der Partie, gestand aber auch, dass Schalke klarer Favorit sei.

Angesichts der neuen Schalker "Seriosität" unter Domenico Tedesco kann man Schäfflers Einschätzung nur zustimmen. Auch wenn S04-Manager Christan Heidel bereits den Mahner gab: "Wenn wir nur ein paar Prozentpunkte nachlassen, kann das ein heißer Tanz werden."

Stolperfaktor: 15 Prozent


Fortuna Düsseldorf vs. Borussia Mönchengladbach

Zwölf Pflichtspiele, zehn Siege, nur eine Pleite: Die Saison der Düsseldorfer nahm bislang märchenhafte Züge an. Großen Anteil daran hat Gladbach-Neuzugang Florian Neuhaus, der im Sommer von 1860 München in den Fohlenstall wechselte und direkt nach Düsseldorf verliehen wurde. Der deutsche U-Nationalspieler überzeugt mit einem starken Spiel gegen den Ball, verteilt das Leder im Spielfeldzentrum sicher an seine Nebenleute und erzielte bereits vier Treffer.

Es klingt komisch, aber in Gladbach schöpft man derweil Hoffnung aus den positiven Ansätze aus der 1:5-Klatsche gegen Bayer Leverkusen und hofft auf eine wacklige Fortunen-Abwehr. "Da haben wir vieles richtig gemacht", so Coach Dieter Hecking. Er habe zudem festgestellt, dass die Düsseldorfer "in der Abwehr nicht immer sattelfest sind und viele Torchancen des Gegners zulassen."

Die Statistik spricht wiederum für F95. Dreimal traf man sich im Pokal, dreimal in Düsseldorf, dreimal gewannen die Mannen aus der Landeshauptstadt. Zuletzt in der zweiten Runde 2012/2013.

Stolperfaktor: 50 Prozent


Bayer Leverkusen vs. Union Berlin

Während der ewige Aufstiegsaspirant aus Berlin momentan von Sieg zu Sieg eilt, haderte man in Leverkusen nach acht Spieltagen bereits wieder mit der Punkte-Ausbeute. Der krachende 5:1-Erfolg über Borussia Mönchengladbach am neunten Spieltag ließ die Kritiker aber vorerst verstummen. 

Nicht zuletzt dank des Rückenwinds der Werkself wird Union seinen Traum vom Finale in Berlin in Leverkusen kaum aufrecht erhalten können. Seit der Finalteilnahme 2001 ging im Pokal nur noch wenig bei den Eisernen - auch wenn der BVB auf dem Weg zum Titel 2017 beinahe gegen Berlin stolperte.

Zudem schlägt Coach Jens Keller im Cup meist einen gewagten Weg ein und schont nicht selten einige Leistungsträger. Auch vor dem Gastspiel in Leverkusen bestätigte der ehemalige Schalke-Coach, dass er rotieren werde.

Stolperfaktor: 15 Prozent


FC Schweinfurt vs. Eintracht Frankfurt

Vierte Liga gegen Oberhaus: Das Gastspiel der Frankfurter in Schweinfurt steht unter klaren Vorzeichen, zumal es den 05ern zuletzt an Konstanz mangelte. In der Liga steht das Team um den einstigen Hoffenheim-Stürmer Adam Jabiri zwar solide da, im Test gegen Zweitligist Nürnberg bekam man Mitte Oktober aber mit 0:7 deutlich die Grenzen aufgezeigt. Frankfurt dürfte nach dem Comeback gegen Borussia Dortmund hingegen beschwingt in die Partie gehen.

 "Wir wollen von der ersten Minute an zeigen, wer der Erstligist ist und weiterkommen möchte", versuchte Coach Niko Kovač jeglichen Schlendrian im Keim zu ersticken. Schweinfurt-Übungsleiter Gerd Klaus baut seinerseits auf die Magie von K.o.-Spielen: "Wir können K.o.-Spiele. Wir sind gut in diesen Partien."

Stolperfaktor: 5 Prozent


FSV Mainz 05 vs. Holstein Kiel

Angeführt vom Ex-Dortmunder Marvin Ducksch (9 Tore) und Dominick Drexler (6 Tore) haben die Störche in Liga 2 zu einem absoluten Höhenflug angesetzt. Nur die Fortuna aus Düsseldorf rangiert nach elf Spieltagen vor den Kielern. Und Mainz? Die Mannen aus der Karnevalshochburg suchen händeringend nach ihrer Form. Vor allem 15 Gegentore in der Liga bereiten Sorgen.

Übrigens: Bislang traf man einmal im Pokal aufeinander. Im Achtelfinale 2011/2012 kickte der KSV, damals Regionalligist, die Mainzer mit 2:0 aus dem Wettbewerb.

Stolperfaktor: 50 Prozent


SC Paderborn vs. VfL Bochum

In Paderborn herrschen am Dienstag vertauschte Rollen. Der Drittligist aus Ostwestfalen schwebt derzeit auf Wolke Sieben und ballert die niedrigste deutsche Profiklasse kurz und klein, beim Zweitligisten aus Bochum dominiert hingegen eher Krisenstimmung. Nach zwölf Ligaspielen stehen magere elf Törchen zu Buche, Konstanz auf der Trainerbank ist nicht in Sicht und Leitwolf Felix Bastian stänkerte sich aus dem Kapitänsamt.

Bezeichnend: Auch das Gros der Wettanbieter räumt den Ostwestfalen die besseren Chancen ein.

Stolperfaktor: 65 Prozent