05.08.2018 11:39 Uhr

DFB-Vize Koch äußert sich zu Bayern-Attacken

DFB-Vizepräsident Rainer Koch spricht beim Sommerfest des Sächsischen Fußballverbandes (SFV)
DFB-Vizepräsident Rainer Koch spricht beim Sommerfest des Sächsischen Fußballverbandes (SFV)

In einem Interview der "Deutschen Presse-Agentur" reagiert DFB-Vizepräsident Rainer Koch unter anderem auf die verbalen Attacken des FC Bayern auf die Verbandsführung.

Er fordert alle Beteiligten zu einem sachlichen Austausch auf, um den deutschen Fußball nach dem Vorrunden-Aus bei der WM gemeinsam aus der Krise zu führen.

Wie bewerten Sie die zurückliegenden Wochen aus Sicht des DFB?

Rainer Koch: Es waren von Aufgeregtheit geprägte Wochen, was nach diesem Ergebnis bei der WM nicht sonderlich überrascht. Das frühe Aus hatte niemand erwartet und deshalb kann es auch niemand in irgendeiner Art und Weise verteidigen. Eine deutsche Mannschaft muss bei einer WM anders auftreten und natürlich ganz andere Ergebnisse mitbringen. Deswegen ist es jetzt wichtig, dass alles aufgearbeitet und analysiert wird, um schnellstmöglich wieder in die Spur zu gelangen. Die vergangenen Wochen sind auch von großer Unruhe geprägt gewesen. Jeder möchte sofort Erklärungen haben. Es ist doch aber nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen um Joachim Löw dafür Zeit benötigen. Zwei Dinge sind aus meiner Sicht jetzt unabdingbar: Der Blick zurück sowie die Aufarbeitung mit dem Blick voraus müssen einhergehen und alle gemeinsam ohne gegenseitige Vorwürfe an den Lösungen arbeiten.

Wie bewerten Sie die Attacken des FC Bayern?

Noch einmal: Es geht nur über einen sachlichen Austausch und es geht nur miteinander. Es geht nicht mit polemischen Debatten, denn die zielen weit an der eigentlichen Problemstellung vorbei. Deswegen werde ich mich damit auch weiterhin nicht auseinandersetzen, das ist reine Zeitverschwendung. Das sind ganz gewiss nicht die Problemstellungen des DFB.

Die DFL ist selbst im Führungsgremium des DFB vertreten, fordert aber durch ihren Geschäftsführer Christian Seifert strukturelle Veränderungen. Sieht der DFB diesen Handlungsbedarf, Strukturen zu verändern?

Es gibt keinen Bedarf für eine Satzungsänderung mit Blick auf Veränderungen der Leistungsfähigkeit des Profi-Fußballs. In erster Linie sind im DFB-Präsidium für diesen Bereich neben dem Generalsekretär und dem Präsidenten die Vertreter des Profi-Fußballs zuständig - also vor allem Christian Seifert und Reinhard Rauball, der in Angelegenheiten des Nationalteams Stellvertreter des DFB-Präsidenten ist. Es ist wichtig und richtig, wenn sich diejenigen mit ihrer Kompetenz in ihren Fachbereichen einbringen. Nur so können wir letztlich alle gemeinsam zu guten Lösungen kommen. Wir müssen Antworten auf die Frage erarbeiten, wie das Hauptamt rund um die Nationalmannschaft bestmöglich aufgestellt ist. Aber genau an der Stelle sage ich ganz bewusst: Da bin vorrangig nicht ich gefragt. Ich bin Vizepräsident für Recht und Amateurfußball.

Sie sind aber Mitglied des DFB-Präsidiums. Da muss man doch eine Meinung dazu haben.

Ja, die habe ich auch. Ich sehe darin aber, wie zuvor schon betont, nicht meine Kernkompetenz. Ich habe keinesfalls das Bedürfnis, mich zu allem zu äußern, bloß damit etwas gesagt ist. Ich halte nichts davon, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Probleme sind ja bei allen gegeben. Wir haben viele davon an der Fußball-Basis mit den Ehrenamtlichen bei den kleinen Vereinen, dazu im infrastrukturellen und auch im steuerrechtlichen Bereich. Die Bundesliga hat ebenfalls Probleme, da genügt alleine der Blick aufs sportliche Abschneiden in der Europa League und der Champions League. Vor allem aber auch die Ergebnisse in der UEFA Youth League. Dort sind wir noch nie groß rausgekommen, es sind aber dort genau jene Teams unterwegs, aus denen die Nationalspieler von Morgen auch für die U-Mannschaften kommen sollten. Ich wiederhole mich gern: Es geht nur gemeinsam.

Muss sich der DFB den Vorwurf gefallen lassen, in den vergangenen Wochen nicht immer richtig gehandelt zu haben?

Auch das gehört zur Aufarbeitung, selbstverständlich. Ich sehe den Zeitpunkt aktuell aber nicht als den richtigen. Wir müssen nach vorne blicken und bestmöglich die nächsten Schritte vorbereiten. Wir müssen gut in die Nations League starten. Wir müssen alles dafür tun, dass wir die EURO 2024 nach Deutschland holen. Sie sehen: es gibt so viele Aufgaben, die uns aktuell beschäftigen und die sorgsam vorbereitet sein sollten.

ZUR PERSON: Rainer Koch (59), ist seit Oktober 2007 Mitglied im Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes. Er ist als 1. Vizepräsident zuständig für die Bereiche Amateure, Recht und Satzungsfragen. Von 1998 bis 2007 war der Richter aus Poing in Bayern neun Jahre Vorsitzender des DFB-Sportgerichts.