15.05.2019 17:16 Uhr

Klare Absage: DFL lehnt Champions-League-Reform ab

Die DFL-Spitze positioniert sich klar zu Champions-League-Reform
Die DFL-Spitze positioniert sich klar zu Champions-League-Reform

Die deutschen Profivereine um die Branchenführer Bayern München und Borussia Dortmund haben den hochfliegenden Zukunftsplänen für eine Reform der Champions League eine klare Absage erteilt.

Auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga im barocken Büsing Palais in Offenbach sprachen sich die 36 Erst- und Zweitligisten einstimmig gegen das von der europäischen Klub-Vereinigung ECA entworfene Konzept aus. "Eine mögliche Reform sollte allen Akteuren gerecht werden, nicht nur wenigen", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Die DFL und die 36 Bundesligaclubs seien nicht gegen Reformen und Veränderungen allgemein, lehnen das vorliegende Reformkonzept aber rundweg ab. "Dieses hätte fatale und nicht akzeptable Konsequenzen, weil es mittel- bis langfristig die Existenz der nationalen Ligen gefährden würde", sagte Seifert.

Er appellierte daher an UEFA-Präsident Aleksander Čeferin, den weiteren Prozess mit Weitsicht zu moderieren. "Bei allen Diskussionen sind zwei Punkte von entscheidender Bedeutung: die Anzahl der Spieltage im Rahmenterminkalender und vor allem der Zugang zu den internationalen Wettbewerben. Veränderungen an diesen beiden Stellen dürfen nicht dazu führen, dass die Relevanz und Zukunft der nationalen Ligen in Europa gefährdet wird", mahnte Seifert. Darin seien sich alle Top-Ligen einig.

"Wettbewerbsfaktor" in der Meisterschaft könnte wegfallen

Nach Auskunft des DFL-Geschäftsführers seien Pläne, internationale Spiele künftig auch an Wochenenden auszutragen, vom Tisch. Auch ein paar Spiele mehr pro Saison seien für die Bundesliga zu stemmen.

Viel mehr Bauchschmerzen bereitet Seifert der Vorschlag, wonach das milliardenschwere europäische Premiumprodukt zur geschlossenen Gesellschaft werden soll. Die Pläne sehen vor, dass von der Saison 2024/25 an insgesamt 32 Teams in vier Achtergruppen antreten. 24 davon sollen das direkte Ticket für das Folgejahr in der Königsklasse lösen können. In einem pyramidalen System mit drei Europa-Ligen würde es Auf- und Abstieg geben.

Übertrüge man dieses Reformkonzept auf diese Bundesligasaison, würden in der kommenden Spielzeit neben den Bayern und dem BVB auch Bayer Leverkusen, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt in der Champions League spielen - und dies solange, bis jemand aus dem elitären Kreis absteigt. "Damit würde der Wettbewerbsfaktor in der Meisterschaft entfallen. Wir dürfen nicht zulassen, dass traditionsreiche nationale Ligen in ihrer Attraktivität für Millionen Menschen auf dem gesamten Kontinent beschädigt werden", sagte Seifert.

Reizthema Polizeikosten

Klare Worte gab es in der einstigen Sommerresidenz des jungen Johann Wolfgang von Goethe auch zum Reizthema Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen bei Hochrisikospielen. "Wir werden alle Rechtsmittel ausschöpfen. Der Gang vor das Bundesverfassungsgericht ist noch möglich", sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball.

Am Mittwoch wurde zunächst eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich vertiefend mit den Gebührenbescheiden der Hansestadt Bremen befassen wird. Neben der DFL und Werder Bremen gehören dem Gremium auch Vertreter von Eintracht Frankfurt, Hannover 96, Borussia Mönchengladbach und dem Hamburger SV an, die als Gästemannschaften bei den betreffenden Spielen involviert waren. Rauball stellte klar, dass mögliche Kosten im Falle einer juristischen Niederlage künftig jedoch von allen Clubs getragen werden müssten. "Eine Fondsgründung steht nach wie vor nicht zur Debatte", betonte er.

Kurz und bündig beschlossen wurde die Einführung des Videobeweises in der 2. Bundesliga zur kommenden Saison. "Es sind alle notwendigen Maßnahmen getroffen worden, damit die Technologie zum Saisonstart zur Verfügung steht", berichtete Rauball. Mit der Nachfolge des im August aus dem Amt scheidenden BVB-Präsidenten und der damit verbundenen Strukturreform wird sich die DFL auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 18. Juni befassen.