25.08.2019 23:08 Uhr

Robben enthüllt: "Es gab schon ein paar gute Angebote"

Arjen Robben wurde beim FC Bayern zur Legende
Arjen Robben wurde beim FC Bayern zur Legende

Beim FC Bayern hat Arjen Robben eine Ära geprägt, ehe er im Sommer die Fußball-Schuhe an den Nagel hing. Nun hat hat der "Fußball-Rentner" zu einigen wichtigen Dingen Frage und Antwort gestanden.

Im Gespräch mit "Sky90 - die KIA Fußballdebatte" äußert sich Robben unter anderem zu Ex-Mitspielern, Angeboten anderer Vereine und den Gründen für sein Karriereende.

... zu den Gründen für sein Karriereende: "Das ist schwer in einem Satz zu erklären. Ich glaube, das geht nicht über Nacht. Ich habe sehr lange überlegt. Das war die schwerste Entscheidung, die ich in meiner Karriere getroffen habe. Ich hoffe, es ist die richtige Entscheidung. Ich glaube, wenn man alles zusammenfasst, ist ein bisschen Bauchgefühl dabei. Du stellst dir die Frage, was will ich noch und was kann ich noch nach zehn Jahren bei Bayern München auf allerhöchstem Niveau? Das ist schwierig. Dann kommt alles zusammen und am Ende sagst du: es ist gut so."

... zu Angeboten anderer Vereine: "Ich habe es als riesiges Kompliment gesehen, dass es so viele Angebote gab. Ich habe ein, zwei Dinger mir ganz seriös angeschaut, ein paar Meetings gehabt und Vereine angehört. Ich behalte das immer lieber für mich. Es gab schon ein paar gute Angebote, aber es hat nichts mit den Vereinen zu tun. Am Ende habe ich gesagt, es ist gut so und ich höre auf."

... zu Thomas Müller: "Ich bin ein großer Fan von Thomas. Er hat Qualitäten, die keiner in dieser Mannschaft hat. Die braucht man auch. Er ist ein Mannschaftsspieler. Er läuft die Räume an, geht in die Tiefe. Er ist für mich ein sehr, sehr wichtiger Spieler und das hat er auch gezeigt. Sehen Sie die letzte Phase der vergangenen Saison, da hat er überragend gespielt."

... zu den taktischen Vorzügen mit Thomas Müller in der Startelf: "Er geht in die Tiefe, er geht hinter die Verteidigung. Das ist für einen Gegner immer schwierig zu verteidigen. Bayern spielt immer gegen Mannschaften, die sich hinten reinstellen. Dann brauchst du Überraschungen, du brauchst Schnelligkeit, du brauchst viel Bewegung. Das ist immer die größte Aufgabe."

... auf die Frage, ob er zukünftig als Trainer arbeiten möchte: "Im Moment nicht. Ich habe nicht die Ambition, dass ich sage, ich will auf dem höchsten Niveau Trainer werden. Dann gehst sofort wieder ins Geschäft rein. Ich will bewusst ein bisschen Abstand nehmen vom Fußball. Ich werde meinen eigenen Sohn trainieren, der ist jetzt sieben Jahre alt. Ich möchte mir bewusst Zeit nehmen, Zeit für die Familie und keine großen Verpflichtungen haben. Dann schauen wir mal, was auf mich zukommt. Ich bin da ganz entspannt."

... zu Philippe Coutinho: "Er ist ein Fußballer mit einem Riesenpotenzial. Du musst ihm ein bisschen Zeit geben. Er kommt zu einem neuen Verein, einer neuen Mannschaft. Das braucht immer etwas Zeit, ein paar Wochen. Er wird bestimmt viele gute Spiele für Bayern zeigen."

... zu seiner alten Trikotnummer 10, die nun Coutinho trägt: "Es war überhaupt nicht schwer, meine Trikotnummer weiterzureichen. Ich bin da ganz easy, ganz einfach. Ich will nur das Beste für den Verein. Wenn da ein neuer Spieler kommt und der will die Nummer 10, ja was soll ich dann sagen? Nein, bitte lass die Nummer 10 noch ein Jahr liegen?"

... zu Joshua Kimmich als Sechser: "Josh ist ein sehr intelligenter Junge. Er hat große fußballerische Qualitäten. Man hat das auch immer wieder bei Philipp Lahm gesehen. Ich habe es geliebt, mit Philipp zusammenzuspielen. Philipp konnte man auch im Mittelfeld hinstellen, auch wenn er da ein, zwei Jahre nicht gespielt hat. Gestern war es vielleicht aus der Not, dass Joshua im Mittelfeld gespielt hat. Aber normalerweise hast du im Moment genug Mittelfeldspieler."

... zu Robert Lewandowski: "Er übt die Freistöße im Training. Er ist physisch eine Maschine. So kann man eine neue Saison anfangen: zwei Spiele, fünf Tore."

... zu Lewandowskis Fleiß im Training: "Du musst ihn nur anschauen, schau dir seinen Körper an, dann weißt du genug. Bei manchen ist es so, von der Genetik, da gibt es Leute, die sind nie verletzt. Da gibt es viele Beispiele, Joshua Kimmich oder Müller oder Niklas Süle, der ist nie verletzt."

... zu seiner vermeintlich fehlenden Lockerheit: "Ich glaube, das ist im Charakter drin. Das kann man auch ganz schwer nur ändern. Hermann Gerland hat auch Hundert mal zu mir gesagt: Arjen, mach' nicht so viel. Trainiere ab und zu mal so, wie van Bommel es gemacht hat - so 70, 80 Prozent. Aber das war nicht drin. Ich habe das nicht hinbekommen, bis zum Schluss nicht."

... zu seiner neuen fußballfreien Zeit: "Der Fußball fehlt mir noch nicht. Im Moment fühle ich mich sehr gut und entspannt. Ich habe mehr Zeit mit der Familie verbracht. Du hast fast 20 Jahre Fußball wirklich gelebt, dann hast du einfach mehr Zeit ohne Druck und ohne Stress."

... zu seinem Siegtor im Champions-League-Finale 2013: "Ich bin nicht so ein Spieler, der sich eigene Szenen gerne noch einmal anschaut. Aber ab und zu kommst du nicht dran vorbei, wenn du irgendwo bist und es dir Leute zeigen wollen. Also ich habe es schon sehr oft angeschaut."

... zur WM 2010: "Ich bin auf eine untypische Art und Weise zurückgekommen, viel schneller und es hat funktioniert. Ich habe die gesamte WM gespielt - bis zum Finale über 120 Minuten. Immer wird im Finale nur die Szene mit dem Eins-gegen-Eins gegen den Torwart gezeigt. Aber für mich ist es immer noch ein Wunder, dass ich überhaupt dieses Turnier gespielt habe."

... zu seiner vergebenen Chance im WM-Finale: "Enttäuschungen gehören zu jeder Fußballer-Karriere dazu, aber viele Titel auch. Das war eine Riesenenttäuschung. Du kriegst nicht noch einmal die Chance."

... zu seinem Verhältnis zu Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt: "Es war natürlich super. Ich habe dem Doc viel zu verdanken. Es wird viel über Doctor Müller-Wohlfahrt gesprochen, aber ich habe vielen Leuten etwas zu verdanken. Ich habe mit super Physiotherapeuten, mit super Fitnesstrainern gearbeitet. Dann hatte ich noch meine eigenen Leute privat. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass ich fit war."

... zu seiner langen Auszeit nach der WM: "Ich war sechs Monate weg, das musste erstmal alles zusammenwachsen. Es gab auch die Diskussion, ob ich überhaupt noch auf hundert Prozent komme. Fitnesstrainer Thomas Wilhelmi spricht noch immer darüber: Es war die schönste Reha, für ihn auch, für mich auch. Sechs Monate haben wir gearbeitet und dann kommst du zurück und hast wieder alle Kraft. Das war natürlich eine Riesenerleichterung."

... zur Zeit nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2012: "Bei mir ist noch immer sehr gut in Erinnerung, da waren wir im Trainingslager, da hast du so gespürt und gemerkt, dass in der Mannschaft ein "Jetzt-Erst-Recht"-Gefühl war, jetzt schlagen wir sowas von zurück. Das finde ich immer noch das allerschönste. Das kann man in Wörtern nicht sagen. Dieses Gefühl, dass du merkst, wie alle brennen. Eigentlich hätte die Bundesliga da schon starten können."

... zu damaligen Gedanken, die Bayern eventuell zu verlassen: "Das geht vielleicht ganz kurz durch den Kopf. Damals habe ich natürlich oft die Frage gestellt bekommen, ob ich jetzt darüber nachdenke, zu gehen. Du gehst in den Urlaub und willst eigentlich so schnell wie möglich wieder anfangen. // Wir als Mannschaft sind noch näher zusammengerückt. Es war natürlich schwierig."

... zu seinem berühmten "Robben-Move": "Es gibt kein Geheimnis. Es ist richtiges Timing und das Warten, was der Verteidiger macht. Die Überraschung muss immer bleiben. Du kannst nicht jedes Spiel über 90 Minuten immer nach innen ziehen. Du musst auch die Kombination suchen."

... auf die Frage, ob seine Karriere ohne Franck Ribéry möglich gewesen wäre: "Möglich schon, aber es wäre anders gewesen. Wir haben so viel Spaß miteinander gehabt. Ich habe ihm viel zu verdanken. Es war mir eine große Ehre, mit ihm zusammenzuspielen."

... zu Leroy Sané: "So eine schwere Verletzung darfst du nicht unterschätzen. Du musst kämpfen, du musst nur ein Ziel im Kopf haben: Wenn ich zurück bin, dann werde ich es allen zeigen. Mit diesen Gedanken musst du jeden Tag mit den Physios arbeiten."