02.09.2019 21:24 Uhr

Wie landete der "neue CR7" bei Frankfurt?

André Silva wechselt vom AC Milan zu Eintracht Frankfurt
André Silva wechselt vom AC Milan zu Eintracht Frankfurt

Am Sonntagabend bahnte sich das spektakuläre Tauschgeschaäft an, am Montag wurde Vollzug gemeldet: Ante Rebic wechselt von Eintracht Frankfurt zum AC Milan. Im Gegenzug sichern sich die Hessen die Dienste von André Silva.

sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Frankfurter Neuzugang, der einst als Mega-Talent galt und als neuer Cristiano Ronaldo gehandelt wurde. Wer ist André Silva? Wie lief sein Wechsel nach Frankfurt ab? Welche Stärken und Schwächen hat der Portugiese? Was bedeutet seine Verpflichtung für die Eintracht?

Eintracht Frankfurt: Wer ist André Silva?

André Miguel Valente da Silva wurde am 6. November 1995 in der kleinen nordportugiesischen Gemeinde Baguim do Monte im Distrikt Porto geboren. 2011 wechselte der 1,84 Meter große Angreifer für eine Ablösesumme in Höhe von 1000 Euro in die Jugendabteilung des FC Porto.

Am 29. Dezember 2015 gab er sein Profi-Debüt im Trikot des 28-fachen portugiesischen Meisters. Dann folgten zwei Spielzeiten mit insgesamt 87 Pflichtspielen und 38 Treffern für Porto.

Silva erwarb sich den Ruf als eines der größten Sturm-Talente Europas, galt in seiner Heimat sogar als neuer Cristiano Ronaldo. "Wenn ich zurücktrete, ist Portugal in guten Händen. Denn das Team hat bereits einen tollen Stürmer gefunden: André Silva", lobte der fünffache Weltfußballer seinen designierten Nachfolger.

Im Sommer 2017 zahlte Milan schließlich 38 Millionen Euro für die Dienste des damals 22-jährigen Silva - zu der Zeit der zweitteuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Die in ihn gesetzten Erwartungen konnte der Mittelstürmer bei den Rossoneri allerdings nicht erfüllen. Nur zehn Treffer gelangen ihm in 41 Pflichtspielen für Milan.

Auch eine Leihe zum FC Sevilla in der vergangenen Saison verlief eher durchwachsen: In 40 Einsätzen traf der 33-fache Nationalspieler Portugals lediglich elfmal. Die Kaufoption für Silva zogen die Spanier fast schon folgerichtig nicht.

Wie lief der Wechsel von André Silva zu Eintracht Frankfurt ab?

Ende Juli war Silva schon fast vom Markt. Bei der AS Monaco hatte er Medienberichten zufolge bereits den obligatorischen Medizin-Check absolviert. Uneinigkeit über finanzielle Detailfragen zwischen dem Profi und den Monegassen sowie angebliche Probleme mit der Achillessehne ließen den Wechsel im letzten Moment platzen. 

Anschließend wurde unter anderem der FC Schalke 04 als möglicher Abnehmer für den Klienten von Ronaldos umtriebigen Berater Jorge Mendes gehandelt. Damals hieß es jedoch, Silva könne sich einen Wechsel in die Bundesliga nicht vorstellen. Konkreter wurden die Gerüchte dementsprechend nicht.

Auch Frankfurt hatte Silva laut Sportvorstand Fredi Bobic bereits seit mehreren Wochen auf dem Schirm. Ein Transfer wäre für die Hessen bis vor wenigen Tagen finanziell jedoch nicht darstellbar gewesen. Die Tür für eine Verpflichtung öffnete sich erst durch das Interesse Milans an Ante Rebic.

Silva wechselt nun zunächst für zwei Jahre auf Leihbasis nach Frankfurt. Die Eintracht besitzt danach eine Kaufoption in Höhe von angeblich 30 Millionen Euro, die dem Vernehmen nach an den Rebic-Deal gekoppelt ist.

Das spektakulärste Tauschgeschäft zog sich allerdings lange: Erst um 20:30 Uhr und damit zweieinhalb Stunden nach Schließung des Transferfensters ließ Eintracht Frankfurt weißen Rauch aufsteigen und meldete die Verpflichtung offiziell. Laut Medien gab es Probleme beim Medizincheck, die Frankfurter kommentierten die Verzögerung vorerst nicht.

Was sind die Stärken von André Silva, was sind seine Schwächen?

Vom aggressiven Anlaufen der gegnerischen Verteidiger über das raumschaffende Ausweichen auf die Flügel bis hin zum Festmachen der Bälle im Zentrum: Silva besticht durch seinen riesigen Aktionsradius. So verkörpert er einen modernen Typus des Neuners.

"André ist ein junger, intelligenter Spieler, der Tore machen kann. Er ist technisch gut, hat ein gutes Spielverständnis und kann mit links, mit rechts und mit dem Kopf abschließen", schwärmte Eintracht-Trainer Adi Hütter von seinem neuen Schützling. Bobic sagte: "Er ist ein ganz anderer Spieler als Ante Rebic, ein richtig guter Fußballer, er bringt eine andere Note rein." Hütter lobte: "Er kann mit links treffen, mit rechts und mit dem Kopf. Er ist intelligent und besitzt ein gutes Spielverständnis."

Festzuhalten ist allerdings auch: Silvas Entwicklung stockte in den letzten beiden Jahren extrem, sein Ruf als Mega-Talent hat gelitten. Dass er dazu fähig ist, sein zweifellos großes Potenzial auch außerhalb seiner Heimat auf den Platz zu bringen, hat Silva bislang nicht bewiesen.

Was bedeutet die Verpflichtung von André Silva für Eintracht Frankfurt?

Trotz Silvas Karriereknicks in der jüngeren Vergangenheit: Der Tausch-Deal markiert einen neuen Meilenstein in der rasanten Entwicklung der Eintracht.

Während die Mitglieder der inzwischen weggekauften "Büffelherde", Luka Jovic (Real Madrid), Sébastien Haller (West Ham United) und Rebic, bei ihrer Verpflichtung noch keine Meriten vorzuweisen hatten und entsprechend preiswert waren, hat sich Silva im europäischen Fußball bereits einen Namen gemacht.

"Es ist schon schön, wenn man einen portugiesischen Nationalspieler vom AC Milan hierher bekommen kann", sagte Hütter. "Die Eintracht ist ein gutes Pflaster geworden."

Auf dem Papier ist die Frankfurter Offensivabteilung ungeachtet der namhaften Abgänge weiterhin stark aufgestellt: Neben den Neuzugängen Silva und Bas Dost bewirbt sich der formstarke Goncalo Pacienca, einst Teamkollege Silvas beim FC Porto, um einen Stammplatz. Dazu kommt mit dem 20-jährigen Serben Dejan Jovelic ein vielversprechendes Talent.

Nicolai Müller, immerhin ein gestandener Bundesliga- und zweimaliger Nationalspieler, hat angesichts der hochkarätigen Konkurrenz wohl keine Aussicht auf Einsatzzeiten.

Tobias Knoop