27.10.2019 11:30 Uhr

Paderborner Premieren-Sieg: Erleichterung statt Euphorie

Der SC Paderborn holte endlich drei Zähler
Der SC Paderborn holte endlich drei Zähler

Der erste Saisonsieg glich für den SC Paderborn einer Erlösung. Zugleich kehrte in Ostwestfalen nach dem Ende der Negativserie schnell der Realismus zurück.

In einem äußerst zähen Kellerduell deutete wenig auf den ersten Saisonsieg des SC Paderborn hin. Dann nahm sich Abdelhamid Sabiri ein Herz - und hielt aus gut 20 Metern einfach drauf. "So ein Tor aus dem Nichts braucht man auch mal", sagte der Rechtsfuß nach seinem sehenswerten Treffer gegen Fortuna Düsseldorf: "So kann man in der Liga bleiben - wenn man aus Scheiße Gold macht."

Zweifellos war der Kunstschuss des ehemaligen U21-Nationalspielers in der 43. Minute der Knackpunkt der Partie, am Ende derer der nicht überragende, aber kämpferisch überzeugende Aufsteiger endlich jubeln durfte. Das 2:0 (1:0) gegen die Fortuna und das damit verbundene Ende der alarmierenden Negativserie geben dem Bundesliga-Schlusslicht neuen Mut.

Erleichterung statt Euphorie

"Wir freuen uns einfach nur. Ich bin sehr, sehr erleichtert", gab Paderborn-Trainer Steffen Baumgart zu. Mit dem ersten Dreier am 9. Spieltag verkürzte Paderborn den Abstand auf den rheinischen Rivalen im Abstiegskampf auf drei Punkte. Genauso groß ist die Lücke zu einem Nichtabstiegsplatz. Der SCP, von manchen längst abgeschrieben, lebt noch.

"Klar", sagte Geschäftsführer Martin Przondziono, "wenn du heute nicht gewonnen hättest, dann wird es in der Stadt auch mal unglaubwürdig, was man immer erzählt von einer Idee und einem Plan." Paderborn hielt dem von Woche zu Woche wachsenden Druck stand, blieb auch dank eines starken Rückhalts Leopold Zingerle erstmals in dieser Saison ohne Gegentreffer.

Nach Sabiris Treffer in den linken Winkel hatte Sebastian Schonlau (64.) vor 14.182 Zuschauern gegen offensiv erschreckend harmlose Düsseldorfer die Führung ausgebaut. Auch am Ende schienen die Gastgeber dem dritten Treffer näher als die Gäste ihrem ersten. Als dann der Schlusspfiff ertönte, fiel eine riesige Last von den Schultern der Spieler und der Verantwortlichen. Erleichterung überstrahlte Euphorie.

Paderborner "Krisengipfel" ohne Trainer

Zum ersten Bundesliga-Sieg seit 1638 Tagen beigetragen hatte aus Sicht von Torschütze Sabiri auch der vergangene Montag. Da hatte sich die Mannschaft einen Tag nach dem 0:3 beim 1. FC Köln zusammengesetzt - mit und ohne den Trainer. "Wir sind alle erwachsene Männer, da können wir uns unterhalten", berichtete Sabiri, "wir haben besprochen, was nicht so gut läuft, was gut läuft, und was wir verändern wollen. Davon hat man definitiv heute viel gemerkt."

"Gerumst", wie Baumgart klarstellte, habe es aber nicht. "Man ist da ehrlich miteinander umgegangen. Ich denke aber, das ist in dieser Situation normal. Es geht darum, dass man nur gemeinsam aus der Situation herauskommen kann."

Gegen Düsseldorf machte Paderborn den ersten Schritt - mehr aber auch nicht. "Wir haben vier Punkte und sind immer noch Letzter", erkannte Baumgart treffend. Und mit der Leistung gegen die schwache Fortuna dürfte es gegen andere Kaliber wie Bayer Leverkusen, das am Dienstag im Pokal wartet, oder die TSG Hoffenheim, den nächsten Gegner in der Liga, deutlich schwerer werden.

Für den Moment war das aber egal in Ostwestfalen. "Für uns bleibt es schwer", wusste Baumgart. "Aber heute dürfen wir einmal ein Lächeln haben."