05.10.2020 12:50 Uhr

Warum die Bundesliga-Klubs um ihre Stars bangen

Max Eberl und Frank Baumann sorgen sich um ihre Spieler
Max Eberl und Frank Baumann sorgen sich um ihre Spieler

Trotz der Corona-Pandemie sind zahlreiche Profis der Fußball-Bundesliga mit ihren Nationalmannschaften in der ganzen Welt unterwegs. Die Abstellungen bereiten den Klubs große Sorgen.

Gewöhnlich wird gemotzt. Wenn die Fußball-Bundesliga zu "normalen" Zeiten ihre Tore nach drei Spieltagen schon wieder vorübergehend schließt, gehören die Klagen der Klubchefs über den "unsäglichen Termin" der Länderspielpause zum Standardprogramm. Während der Corona-Pandemie ist das anders. Nun wird weniger gemeckert, sondern mehr gebangt. Die Bosse hoffen, dass die Stars wie Robert Lewandowski, Erling Haaland oder Manuel Neuer trotz ihrer Reisen in die weite Welt gesund zurückkommen - und planmäßig wieder eingesetzt können.

"Wir haben eine Zeit, die kompliziert ist. Ich habe dabei ein mulmiges Gefühl", sagte Sportdirektor Max Eberl von Borussia Mönchengladbach mit Blick auf die rund 150 abgestellten Bundesligaprofis. Gladbach gehört zu den acht Erstligisten, die sich von zehn oder mehr Spielern verabschieden mussten. Die Regeln dafür hat der Weltverband FIFA nach heftiger Kritik an der lange unklaren Lage erst Ende der vergangenen Woche festgelegt.

Werder Bremen lässt Nationalspieler nicht gehen

Um "für mehr Flexibilität und Sicherheit" zu sorgen, müssen die Vereine ihre Auswahlspieler nicht bereitstellen, wenn am Ort des Vereins oder am Ort des Länderspiels "eine zwingende Quarantäne oder Selbstisolation von mindestens fünf Tagen" einzuhalten ist oder "eine Reisebeschränkung" für eine dieser Städte besteht. Wenn die Behörden den jeweiligen Nationalteams für diese Fälle eine "spezifische Ausnahmebewilligung" ausgestellt haben, müssen die Klubs ihre Nationalspieler hingegen abstellen.

Diese zweigeteilte Regelung, die eine Modifizierung der September-Richtlinien darstellt, gilt bis Ende des Jahres. Beide Regel-Varianten finden Anwendung. So lässt Werder Bremen seine Nationalspieler grundsätzlich nicht reisen. "Das Bremer Gesundheitsamt hat verordnet, dass Berufsspieler von Werder, die in Risikogebieten unterwegs sind, nach ihrer Rückkehr fünf Tage in häusliche Quarantäne müssen", sagte Sportchef Frank Baumann: "Unabhängig von ein oder zwei negativen Tests."

Eine Ausnahme gewährt Werder nur Yuya Osako, der zur japanischen Nationalmannschaft in die Niederlande darf. Aus dem Hintergrund für die "Reiseverbote" machte Baumann keinen Hehl: "Das Allerwichtigste für uns ist, dass wir keinen Spieler für das nächste Bundesligaspiel verlieren".

Fast wortgleich äußerte sich Manager Michael Preetz von Hertha BSC: "Wir hoffen, dass wir alle Nationalspieler so zurückbekommen, dass wir sie im nächsten Bundesligaspiel einsetzen können."

BVB erwartet "keine Probleme"

Die Sorge der Vereine kommt nicht von ungefähr. Schließlich sind die Profis ihr Kapital - und wie so oft während der Coronakrise steht auch wegen regional unterschiedlicher Vorgaben der Behörden eine mögliche Wettbewerbsverzerrung im Raum. Sollten am nächsten Spieltag die Bayern auf David Alaba, die Dortmunder auf Jadon Sancho oder die Hoffenheimer auf Andrej Kramaric verzichten müssen, dürfte der Ärger groß sein.

Während also die meisten Manager in den kommenden Tagen hoffen und bangen werden, war Michael Zorc am Wochenende noch die Ruhe selbst. "Wir werden alle Nationalspieler abstellen. Ganz Europa ist Risikogebiet, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen", sagte der BVB-Sportdirektor: "Wir haben hier eine klare Regelung, dass sie sich bei ihrer Rückkehr testen lassen. Auch bei den Nationalmannschaften sind sie im Monitoring. Wir erwarten da keine Probleme."

Wenn sich Zorc da mal nicht irrt. Schließlich droht Sancho nach Berichten über einen Party-Eklat womöglich schon Ärger. Eine Gruppe um den englischen Jungstar soll bei einer Geburtstagsfeier seines Nationalteam-Kollegen Tammy Abraham am Samstag in London die Corona-Regeln verletzt haben. Der BVB teilte dazu mit, dass man sich "im engen Austausch" mit "Vertretern der Nationalmannschaft" befinde und der Vorgang aufgeklärt werden soll.