07.12.2020 13:27 Uhr

Kohfeldt fordert "Messer zwischen den Zähnen"

Florian Kohfeldt warnt vor der Situation, in der sich Werder Bremen befindet
Florian Kohfeldt warnt vor der Situation, in der sich Werder Bremen befindet

In Bremen geht die Angst vor einem Absturz wie im Vorjahr um, Trainer Florian Kohfeldt schlägt Alarm. Ein Machtkampf rund um den Klub sorgt für weitere Unruhe.

Florian Kohfeldt reichte es. Sieben Spiele nicht gewonnen, gleiche Bilanz wie im letzten Horror-Jahr, schon wieder geht der Blick nach unten - da beendete der Trainer kurzerhand den Kuschelkurs bei Werder Bremen. Es dürfe jetzt "keiner das Gefühl haben, dass er in den Arm genommen werden muss", sagte Kohfeldt nach dem 1:2 (0:1) gegen den VfB Stuttgart: "Eigentlich muss jetzt jeder mit dem Messer zwischen den Zähnen rumlaufen."

Als wäre der Machtkampf rund um die Klubführung nicht schon genug, schrillen jetzt auch sportlich wieder die Alarmglocken an der Weser. Und die nächsten Gegner heißen ausgerechnet Leipzig und Dortmund. "Keiner darf diese Situation unterschätzen", sagte Kohfeldt, sie sei "gefährlich", alle müssten jetzt "extrem wachsam sein. Das haben wir aus der vergangenen Saison gelernt."

Die endete bekanntlich fast in der sportlichen Katastrophe, erst über den Umweg der Relegation verhinderten die Hanseaten den Absturz in die Zweitklassigkeit. Und wie vor einem Jahr hat Werder nun nach zehn Spielen erneut nur elf Punkte auf dem Konto. Kohfeldt nimmt - anders als im Vorjahr - jetzt öffentlich die rosarote Brille ab. "Niemand darf sich in die Tasche lügen. Man rutscht schneller als man denkt unten rein, daher müssen wir da voll gegen angehen", sagte der 38-Jährige: "Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass die Punkte irgendwie zu uns kommen."

Es rumort gewaltig an der Weser - nicht nur wegen der sportlichen Misere. Für Aufsehen sorgt auch ein öffentlich ausgetragener Zoff um die Ausrichtung des Klubs im Vorfeld der wohl im April stattfindenden Aufsichtsratswahlen. "Es kann, von außen betrachtet, der Eindruck entstehen: Hier ist gerade Drama, Theater, Machtkämpfe", sagte Aufsichtsrats-Chef Marco Bode bei "Sky". Doch dem sei gar nicht so. "Wir sollten alle vielleicht einmal ausatmen und alle Scharmützel beiseite legen", sagte Bode.

Doch eine "Gruppe besorgter Vereinsmitglieder" ist alles andere als zufrieden mit der Entwicklung des einstigen Topklubs. TV-Moderator Jörg Wontorra will für diese Fraktion zurück in den Aufsichtsrat und kritisierte die Klubführung zuletzt scharf. "Es gibt überhaupt keine Innovationen und Visionen mehr. Es wird überhaupt nicht nach vorne geguckt, sondern nur verwaltet", hatte der 72-Jährige der "Deichstube" gesagt. Bei Werder würden viele "in ihrer Komfortzone" sitzen und "nur ihren Status verteidigen" wollen. Es fehle "an Kompetenz". Auch die ehemaligen Klubgrößen Klaus-Dieter Fischer und Willi Lemke mischen im Hintergrund mit.

Sportchef Frank Baumann konterte, Wontorra habe "nullkommanull" Einblick in die Arbeit bei Werder. Wenn er sich zuletzt bei ihm gemeldet habe, "ging es um Freikarten für den VIP-Bereich". Und Bode meinte: "Es ist leicht, Bilder aus der Vergangenheit zu nutzen." Doch die Welt habe sich "verändert".

Sportlich muss sich Werder unverändert nach unten orientieren. "Es darf nichts Wichtigeres geben, als in die Spiele bis Weihnachten alles reinzuwerfen", sagte Kohfeldt: "Egal, wer da kommt."