Gladbach sucht das "letzte Quäntchen"

Eine Serie zum Schaudern, die Stimmung mies. Nach dem Absturz der vergangenen Wochen sehnt sich Borussia Mönchengladbach nach etwas Ruhe. "Wir wollen uns vor allem auf uns konzentrieren", sagte Trainer Marco Rose vor dem Freitagsspiel beim FC Augsburg. Er weiß: Nur ein Erfolgserlebnis hilft ihm und dem Klub, um in der Krise wenigstens mal durchatmen zu können.
Am 22. Januar, vor sieben (!) Wochen, haben die Fohlen ihren bislang letzten Sieg in der Liga gefeiert. Es war ein berauschendes 4:2 gegen Borussia Dortmund, gegen den Klub, dem sich Rose zur neuen Saison anschließen wird. Magere zwei Punkte gab es seither, dazu das Aus in der Champions League und im DFB-Pokal. Und das gegen den BVB.
Viel schlimmer geht es nicht, Sportdirektor Max Eberl nervt dennoch der Umgang mit der Borussia - und mit Rose. "Wenn ich lese, dass Fans 'der Stecker gezogen' wurde, weil unser Trainer uns verlässt und sie sich nicht mehr für die laufende Saison interessieren, weil dieser Trainer noch auf unserer Bank sitzt, dann fehlt mir das Gefühl von Zusammenhalt und Kampfgeist für Borussia", klagte Eberl unter der Woche in einem offenen Brief an die Anhängerschaft.
"Uns fehlt momentan das letzte Quäntchen"
Nicht jede Form von Kritik verstehe er, "so manches Wort und manchen Satz" habe er als "nicht angebracht" empfunden und sich geärgert. "Wir haben einen Trainer, der vor vier bis fünf Wochen gefeiert wurde", sagte Eberl bei "DAZN". Er steht weiter hinter Rose, auch wenn ihn viele Fans gerne vom Hof jagen würden.
Helfen würde ein Sieg, auch wenn ein Stimmungsumschwung auch dadurch nicht zu erwarten ist. Bis auf Tabellenplatz zehn ist Gladbach mittlerweile durchgereicht worden, soll in Richtung Europa nochmal etwas gehen, wird es höchste Zeit.
"Uns fehlt momentan das letzte Quäntchen. Zum einen, was das Spielglück betrifft, aber auch, was die letzte Überzeugung angeht, unbedingt ein Tor machen zu wollen", sagte Patrick Herrmann. Der Offensivspieler sieht den bevorstehenden Abschied von Rose nicht als Auslöser für den Absturz. "Das jetzt auf diese Entscheidung zu schieben, wäre viel zu einfach", sagte der 30-Jährige.
Gladbach hat auf dem Platz die Wucht verloren. Wie der kicker ausrechnete, sank die Zahl der Torchancen seit dem Sieg gegen Dortmund auf durchschnittlich 2,9 pro Spiel, vorher waren es 5,9 gewesen. In den letzten sechs Pflichtspielen gelang viermal kein Treffer.
"Die Jungs wollten unbedingt, aber dass sie in der aktuellen Situation leicht verkrampfen, ist vollkommen normal", sagte Rose nach dem jüngsten 0:1 gegen das bis dahin ebenfalls taumelnde Bayer Leverkusen. Man habe erneut "ein Spiel verloren, das wir nicht hätten verlieren müssen".
Eng wird es für Christoph Kramer (Kapselbandverletzung) und Ramy Bensebaini (muskuläre Probleme), die pausieren mussten. Jonas Hofmann, der zuletzt wegen muskulärer Probleme gefehlt hatte, ist wieder im Training. Kapitän Lars Stindl kehrt nach seiner Gelbsperre zurück. Es gibt auch gute Nachrichten.