01.04.2021 19:50 Uhr

Hernández im Wartestand: Platzt der Knoten oder der Kragen?

Lucas Hernández ist beim FC Bayern noch immer außen vor
Lucas Hernández ist beim FC Bayern noch immer außen vor

Auch rund anderthalb Jahre nach seinem Wechsel von Atlético Madrid kommt Lucas Hernández beim FC Bayern nicht über den Status des Ergänzungsspielers hinaus. Dennoch gibt sich der 80-Millionen-Euro-Mann (noch) verständnisvoll - eine Frage der Zeit?

Verbittert ist Lucas Hernández wegen seiner Rolle als Teilzeitkraft in München aktuell nicht. "Jetzt liegt es an mir, zu beweisen, dass ich mich durchsetzen kann", hob er gegenüber der französischen Zeitung "L'Équipe" hervor. Er habe von Anfang an gewusst, dass der Konkurrenzkampf beim FC Bayern hart werden würde. Es sei nun mal "nicht einfach, zu einem Klub dieser Größe und mit solchen Zielen zu kommen".

Wie lange sich Hernández noch stillschweigend in den Dienst der Mannschaft stellt und geduldig auf seine Chance wartet, ist allerdings offen.

Zuletzt ließ der Franzose zumindest durchblicken, dass sich einiges in ihm aufgestaut hat. "Es gab in dieser Saison Zeiten, in denen ich frustriert, wütend und genervt war, wenn ich auf der Bank saß", offenbarte der 25-Jährige in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz der Nationalmannschaft und ergänzte: "Ich bin sehr wettbewerbsorientiert, ich will spielen und gewinnen, und wenn das nicht passiert, bin ich wütend."

Grund zum "wütend" werden, hatte Hernández zuletzt häufiger. In der aktuellen Saison kommt der Abwehr-Allrounder wettbewerbsübergreifend auf 29 Pflichtspiele. In der Bundesliga durfte er allerdings nur zwölf Mal von Beginn an ran, in der Champions League drei Mal.

Eine Höchststrafe erhielt der Rekordtransfer der Münchner beim 4:2-Sieg gegen Borussia Dortmund am 24. Spieltag. Für den verletzten Jérôme Boateng kam nicht etwa Hernández auf den Platz, sondern Javi Martínez, der in der Hackordnung eigentlich hinter ihm angesiedelt ist. Erst in der Schlussminute wurde der ehemalige Madrilene eingewechselt.

Nach dem Spiel gab es immerhin aufmunternde Worte von Thomas Müller. "Ein besonderes Dankeschön an Lucas Hernández. Was du jedes Mal für uns tust, wenn du reinkommst, ist etwas Besonderes", schrieb er bei Instagram.

Worte, die Hernández' getrübte Laune wohl nur wenig aufheitern konnten. Denn seit seinem Wechsel nach München konkurriert der 25 Jahre alte Profi in der Innenverteidigung mit Boateng, Niklas Süle und David Alaba um einen Platz in der Startelf, auf der Linksverteidigerposition erhält meist Youngster Alphonso Davies den Vorzug.

Zoff beim FC Bayern wegen Hernández?

Warum Hansi Flick so selten auf Hernández' Dienste setzt, ist nicht ganz klar. Der Coach äußerte sich zuletzt fast nur lobend über den Weltmeister von 2018. "Er ist ein richtiger Kämpfer. Seine Einstellung ist Wahnsinn", schwärmte er vor Kurzem. Flick soll jedoch nicht damit zufrieden sein, dass der Franzose immer wieder Leistungsschwankungen zeigt.

Dass der Trainer Hernández nicht regelmäßig von der Leine lässt, soll zuletzt sogar für Zoff in der Führungsetage gesorgt haben. Angeblich fordern Sportdirektor Hasan Salihamidzic und Co., dass Flick den Abwehrspieler häufiger in die Startelf integriert - auch angesichts der horrenden Ablösesumme in Höhe von 80 Millionen Euro.

Ab dem Sommer könnte sich die verzwickte Situation allerdings von selbst lösen. David Alaba wird den FC Bayern verlassen. Auch der Vertrag von Jérôme Boateng läuft aus. Mit Dayot Upamecano, der von RB Leipzig kommt, haben die Münchner Hernández aber bereits einen neuen Konkurrenten vor die Nase gesetzt.

Platzt der Knoten oder der Kragen?

Hernández will sich - Stand jetzt - dennoch beim FC Bayern durchbeißen. "Ich habe in den Gesprächen immer das Vertrauen des Trainers und der Verantwortlichen gespürt. Ich habe es nie bereut, hier unterschrieben zu haben", stellte er klar.

Der Plan sei, künftig eine feste Rolle in der Innenverteidigung zu übernehmen. "Die Idee, in der Mitte zu spielen, ist etwas, was dem Verein vorschwebt", erklärte der 25-Jährige: "Das ist die Idee der Verantwortlichen für die Zukunft."

Für diesen Plan muss bei Hernández aber endlich der Knoten platzen - ansonsten könnte ihm selbiges mit seinem Kragen passieren.

Lissy Beckonert