28.06.2021 08:43 Uhr

England-Experten kritisieren Löw-Taktik und Kroos

Läuft Kroos nicht hinterher? Ist Löws Dreierkette deplatziert gegen England?
Läuft Kroos nicht hinterher? Ist Löws Dreierkette deplatziert gegen England?

Der Countdown läuft: am Dienstagabend (18:00 Uhr) steigt das EM-Achtelfinale zwischen Deutschland und England im Wembley-Stadion. Zwei ausgewiesene England-Experte haben nun ihre Einschätzung zum Duell der beiden großen Fußball-Nationen gegeben und Teile des DFB-Teams kritisiert.

TV-Experte und Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann kennt sich auf der Insel aus. In der Saison 98/99 spielte er in Newcastle, zwischen 1999 und 2006 beim FC Liverpool und danach noch drei weitere Jahre bei Manchester City.

Auch der frühere DFB-Verteidiger Markus Babbel kennt die Engländer genau. Er spielte gemeinsam mit Hamann in Liverpool zwischen 2000 und 2003 und danach noch ein Jahr in Blackburn. 

Geht es nach Babbel, hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der EURO 2020 noch viel zu wenig gezeigt. Das Team "gibt viel mehr her", erklärte Babbel im "kicker". Die Mannschaft wisse gar nicht, welch große Chance sie bei dieser EM hat.

"Gegen Ungarn spielte sie wie ein Bundesligist im Pokal gegen einen Drittligisten", kritisierte der 48-Jährige, der selbst 1996 Europameister geworden war und zählte sogar einzelne Spieler an. Toni "Kroos hatte keine Lust hinterherzulaufen. Erst am Schluss sorgte er für Ruhe", monierte Babbel die Leistung des Mittelfeldspielers beim 2:2 im letzten Gruppenspiel. Auch von Gnabry müsse mehr kommen.

Zweifel an Löws Dreierkette

"In London muss die deutsche Elf gemeinsam verteidigen – und im Höchsttempo", so Babbel weiter. An Joachim Löws Aussage, es werde ein offeneres Spiel als gegen Ungarn geben, zweifelte er derweil. "Die Engländer werden wie die Franzosen versuchen, schnell umzuschalten. Offensiv haben sie die Qualität, die eine Chance zu nutzen."

Löws Dreierkette sei gegen nur einen englischen Stürmer eigentlich deplatziert, sagte Babbel, der sich gleichzeitig freute, dass mit Leon Goretzka "einer der weltbesten Achter wieder da ist".

Auch Dietmar Hamann hob die Wichtigkeit des Bayern-Stars hervor. "Goretzka muss ins Zentrum", so Hamanns Forderung im "kicker". 

"Hinten würde ich auf Viererkette umstellen, mit Kimmich rechts und Halstenberg links draußen." Insgesamt spiele die deutsche Elf bisher "zu statisch", erklärte Hamann und fügte an: "Es sind drei Mannschaftsteile ohne Zusammenhang und Balance."

Immerhin hätten die Engländer Respekt vor Deutschland, verriet der 47-Jährige. Als Schwachstelle machte der TV-Experte Torwart Jordan Pickford aus.

Jack Grealish sei dagegen "ihr wichtigster Mann. Er ist ein brillanter Fußballer mit Zug zum Tor, ein Virtuose, wie ihn England 30 Jahre lang nicht hatte. Die beiden Sechser hinter ihm, Phillips und Rice, räumen alles ab", warnte Hamann.

Deshalb sei in der Mitte körperliche Präsenz gefragt. "Mit Kroos plus Gündogan, der in der Nationalmannschaft zu viel Durchschnitt abliefert, geht es nicht, beide denken nicht defensiv", hob Hamann den Zeigefinger.