01.12.2021 10:40 Uhr

Tragische Story und "skrupelloser" Konkurrenzkampf

Denzeil Boadu (M.) versuchte einst sein Glück beim BVB
Denzeil Boadu (M.) versuchte einst sein Glück beim BVB

Viele bekannte Gesichter aus der Bundesliga spielen inzwischen weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien im Ausland. Heute im sport.de-Rampenlicht: Ein Duo, das einst bei Borussia Dortmund durchstarten wollte, beim BVB aber nicht sein Glück fand.

Dass ein gewisser Jadon Sancho Manchester City Ende August 2017 den Rücken kehrte, bei Borussia Dortmund anheuerte, in rekordverdächtiger Zeit zum Leistungsträger aufstieg und dem BVB bei seinem Abschied vier Jahre später satte 85 Millionen Euro in die Kassen spülte, dürfte man sich im schwarz-gelben Umfeld auch in vielen Jahren noch gerne erzählen. Was allerdings kaum Beachtung finden dürfte: Sancho kam nicht alleine.

Wenige Tage vor dem Flügelspieler wechselte mit dem drei Jahre älteren Denzeil Boadu ein weiteres englisches Talent von ManCity - als erster Engländer überhaupt - zum BVB.

Damals 20 Jahre alt, stand Boadu zuvor schon bei den Nachwuchsteams der Top-Klubs Tottenham Hotspur und FC Arsenal unter Vertrag und vertrat die englische U16- und U17-Auswahl. Dass der Deal, anders als der Kauf Sanchos, dennoch heimlich, still und leise über die Bühne ging, lag in erster Linie daran, dass die Borussia wenig Interesse daran hatte den vermeintlichen Coup an die große Glocke zu hängen - aus gutem Grund.

2014, mitten in seiner besten Phase, wurde Boadu durch einen Bruch des fünften Mittelffußknochens ausgebremst. Die auf den ersten Blick wenig besorgniserregende Verletzung entpuppte sich als Martyrium. Eine konservative Behandlung sprang nicht an, eine OP wurde notwendig, eine Entzündung verschlimmerte Boadus Zustand bedenklich. "Es gab den Punkt, an dem ich dachte, ich könnte niemals wieder spielen. Dann kam der Punkt, an dem ich glaubte, ich könne niemals wieder laufen", erklärte der Offensivspieler den "Manchester Evening News". 

Erst 2016 kehrte Boadu auf den Rasen zurück, der Wechsel nach Dortmund stellte auch eine Art Flucht von den bösen Erinnerungen da. Spielen sollte Boadu in Dortmund wieder, trainierte in seiner ersten Saison sogar mit den Profis: 29 Einsätze für die zweite Mannschaft blieben aber das höchste der Gefühle. 2019 wurde sein Kontrakt nicht verlängert.

Kurz darauf wagte Boadu den nächsten Neustart in der vierten englischen Liga, Fuß fassen konnte er aber nicht. Im Januar 2020 drängte der gebürtige Londoner auf seinen Abschied. Ein neuer Klub klopfte seitdem nicht an. "Von einem auf den anderen Augenblick hatte Fußball-Europa Boadu aus den Augen verloren", schussfolgerte "Record" im Januar 2021.

Konkurrenzkampf beim BVB II "skrupellos"

Anders als der Angreifer ist Mustafa Amini nicht ganz von der Bildfläche des Fußballs verschwunden. Der Wechsel zum BVB erwies sich für den wuseligen Mittelfeldspieler allerdings auch nicht als die beste Entscheidung seiner Karriere.  

Zwischen 2012 und 2015 absolvierte Amini 57 Partien (3 Tore/6 Vorlagen) in der 3. Liga, in den Spieltagskader der Profis schaffte es der ehemalige Nationalspieler Australiens allerdings lediglich fünfmal, ohne dabei eine Pflichtspielsekunde zu sammeln. 

"Zu jener Zeit war ich einer der besten Spieler Australiens und alle beobachteten mich. In Dortmund war ich plötzlich nur einer von vielen. Das ist schwer zu verarbeiten", gestand Amini im Sommer 2020 in einem Interview mit "Goal". Der Konkurrenzkampf bei der zweiten Mannschaft sei zudem "hart" und "skrupellos" gewesen. 

2015 verließ Amini den BVB schließlich und heuerte im dänischen Oberhaus an. Dort absolvierte er in fünfeinhalb Spielzeiten über 120 Einsätze. Mit Aarhus GF gelang ihm 2020 sogar der Gewinn der Vizemeisterschaft und damit die Qualifikation für die Europa League. Im Netz kursierte damals ein Video, das Amini von den Anhängern des Klubs auf Händen getragen und frenetisch bejubelt zeigt. Der Heldenstatus hielt aber nicht lange an. 

Nach dem Erfolg entschied sich Amini für einen Abschied aus Dänemark, wohl auch aufgrund der Corona-Pandemie hielt sich der Markt allerdings zurück. Die Trennung folgte Anfang 2021, einen neuen Klub fand Amini erst im August, als er bei Apollon Limassol in Zypern anheuerte.

Das Topteam verlieh Amini kurz darauf den Kellerkind PAEEK, auf sein Debüt wartet Amini weiterhin.

Marc Affeldt