22.02.2022 12:20 Uhr

Schalke reagiert auf heftige Kritik am Gazprom-Deal

Gazprom ist seit 2007 als Sponsor beim FC Schalke 04 präsent
Gazprom ist seit 2007 als Sponsor beim FC Schalke 04 präsent

Im Angesicht der Ukraine-Krise regt sich heftige Kritik am Sponsoring des russischen Energieriesen Gazprom beim FC Schalke 04. Der Klub äußert sich in einem offiziellen Statement.

Ein Appell, das ohnehin umstrittene Sponsoring zu beenden, teilte der Marketing-Experte und bekennende Schalke-Fan Raphael Brinkert am Dienstagmorgen über die sozialen Netzwerke. Auf Twitter sammelte der Beitrag in wenigen Stunden bereits fast 1400 Likes.

"Spätestens seit heute Nacht ist klar: Die Zusammenarbeit mit dem russischen Staatsunternehmen Gazprom war, ist und bleibt ein Fehler, der dem FC Schalke 04 seit 2007 singulär Mehreinnahmen beim Hauptsponsoring, aber ganzheitlich Mindereinnahmen in fast jedem anderen Bereich (Merch, Hospitality, Sponsoring, PR) gebracht hat", heißt es in dem Statement.

Brinkert, der auch die Wahlkampagne der SPD für die Bundestagswahl 2021 verantwortete, galt im vergangenen Jahr auf Schalke als Kandidat für den Vorstandsvorsitz. Zudem war er Initiator der "Zukunftself", einem Zusammenschluss von dem Verein nahe stehenden Personen, die ihn beim Neustart nach dem Abstieg unterstützen wollten.

Sollte der FC Schalke 04 den Gazprom-Deal kündigen?

"Wenn Russland in der Ukraine einmarschiert, muss der Verein qua Leitbild und Eigeninteresse unmittelbar handeln, die Sponsorings kündigen und sich vom Aufsichtsrat Matthias Warnig distanzieren. Zeitgleich bietet sich die Chance für einen umfassenden Neuanfang, wenn man einen Partner findet, der den Vertrag übernimmt", schrieb Brinkert.

Eine Trennung von Gazprom wäre "ein PR-Coup für alle Seiten", erklärte der 44-Jährige. "Auch ein kurzfristiger Support von Land oder Bund ist denkbar, um den temporären Ausfall zeitlich limitiert zu kompensieren."

Brinkert führte aus: "Etwaige Mindereinnahmen von 2-3 Mio/Jahr lassen sich durch Mehreinnahmen in den anderen Bereichen kompensieren - insbesondere auch im Merchandising."

Der Schalke-Anhänger ergänzte: "Als Fan wäre es für mich seit langer Zeit das erste Mal, dass ich mir und meinem Sohn ein aktuelles Trikot kaufen würde. Und ich bin sicher, ich bin nicht der oder die Einzige."

FC Schalke 04 will "weitere Entwicklung beobachten"

Die Schalker Vereinsführung meldete sich am frühen Dienstagnachmittag zu dem Thema zu Wort.

"Mit großer Sorge verfolgt auch der FC Schalke 04 die jüngsten Entwicklungen in Osteuropa. Der Verein ist sich in
diesem Kontext seiner besonderen Rolle unter den deutschen Sportvereinen bewusst: Mit Gazprom Germania, einer
deutschen Tochter des staatlichen russischen Energieunternehmens Gazprom, hat der S04 seit nunmehr 15 Jahren
einen zuverlässigen Partner und einen relevanten Gaslieferanten der Bundesrepublik Deutschland an seiner Seite", hieß es in der Mitteilung.

Man stehe "im ständigen Dialog" mit Gazprom und setzte sich "für Frieden und ein friedliches Miteinander" ein. Diese Haltung habe die Klub-Führung auch in den Gesprächen mit Gazprom geäußert.

"Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren - zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen", teilte der Revierklub weiter mit.

Gazprom fungiert seit inzwischen 15 Jahren als Schalker Hauptsponsor. In der zweiten Liga fließen angeblich bis zu zehn Millionen Euro pro Jahr in die Kassen des klammen Vereins.