18.03.2022 13:17 Uhr

Darum ist Serge Gnabry für den FC Bayern (un)verzichtbar

Kein seltenes Bild beim FC Bayern: Serge Gnabry jubelt über einen Treffer
Kein seltenes Bild beim FC Bayern: Serge Gnabry jubelt über einen Treffer

Der Vertrag von Serge Gnabry beim FC Bayern ist nur noch bis 2023 datiert. Eine zeitnahe Verlängerung ist aktuell nicht in Sicht. Gehen die Münchner bei dem Flügelstürmer ein waghalsiges Risiko ein oder ist Gnabry für den deutschen Rekordmeister schlichtweg verzichtbar?

"Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dass er verlängert." Mit diesen Worten über Serge Gnabry machte Bayerns Trainer Julian Nagelsmann seinen Standpunkt im Dezember unmissverständlich klar.

Rund drei Monate später ist bei den Verhandlungen mit dem Nationalspieler aber immer noch kein Durchbruch gelungen - und das obwohl seit Monaten Gespräche stattfinden sollen.

Grund für die ins Stocken geratenen Vertragsverhandlungen soll einerseits Gnabry selbst sein. "Sky" zufolge sieht der 26-Jährige keinerlei Grund zur Eile, da sein Arbeitspapier noch 15 Monate Gültigkeit besitzt. Außerdem ruhe er sich darauf aus, dass einige Topklubs wie Real Madrid oder FC Barcelona ein Auge auf ihn geworfen haben sollen.

Anderseits erweist sich das Geld als Knackpunkt in den Gesprächen. Laut "tz" fordert Gnabry für eine Verlängerung eine ordentliche Gehaltserhöhung und will in die Kategorie seiner Flügelstürmer-Kollegen Leroy Sané und Kingsley Coman vorstoßen. Diese sollen beide deutlich mehr als 15 Millionen Euro brutto verdienen. Gnabry streicht aktuell rund neun Millionen Euro ein.

FC Bayern: Gnabry ist torgefährlicher als Sané und Coman

Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass Gnabrys Forderungen durchaus gerechtfertigt sind. Nach 26 Bundesliga-Spielen stehen zehn Tore und fünf Vorlagen zu Buche.

In der aktuellen Saison ist er damit der torgefährlichste Flügelstürmer des FC Bayern und hinter Moussa Diaby von Bayer Leverkusen (zwölf Tore, sieben Vorlagen) der Außenspieler mit den zweitmeisten Scorerpunkten der gesamten Liga.

Sané kommt auf sieben Tore und ebenso viele Assists, Coman netzte vier Mal ein und bereitete drei weitere Treffer vor.

Außerdem ist Gnabry intensiver als seine beiden Flügel-Kollegen ins Spiel der Münchner eingebunden. Der ehemalige Hoffenheimer kommt im Schnitt auf 50,3 Ballkontakte pro Spiel. Sané liegt bei 44,3, Coman bei 44,0.

Auch in der Defensive arbeitet Gnabry solide mit. 26 Mal konnte er schon den Ball erobern (im Schnitt 1,32 Mal pro 90 Minuten Spielzeit), im vereinsinternen Ranking sind nur Jamal Musiala (1,43), Lucas Hernández (1,48) und Dayot Upamecano (1,64) besser.

FC Bayern: Gnabry überzeugt auf und neben dem Platz

Wie wichtig Gnabry für den FC Bayern auf dem Platz ist, unterstrich Nagelsmann zuletzt: "Ich halte unheimlich viel von ihm, schon seit Jahren. Ich glaube, dass er uns noch viel Freude bereiten kann. Wir brauchen ihn unbedingt in seiner Topverfassung, weil er ein sehr variabler Spieler ist, beidfüßig, ein guter Tempodribbler. Er verkörpert schon viel von dem Spielertypen, den ich mir auf dieser Position wünsche."

Aber auch abseits des Platzes nimmt Gnabry eine wichtige Rolle im Team der Münchner ein. Der DFB-Star gilt als ruhig und besonnen, legt nicht sehr viel Wert auf Social Media und fokussiert sich stets auf den Fußball.

"Als Mensch" wird Gnabry von Nagelsmann "unheimlich geschätzt", der Coach sei von seinem Schützling "als Typus begeistert".

Sind die Bosse des FC Bayern zu fahrlässig?

Umso verwunderlicher ist es, dass die Verantwortlichen des FC Bayern die Verlängerung mit Gnabry nicht intensiv vorantreiben.

Zuletzt gab es Gerüchte, die Münchner Bosse fordern konstantere Leistungen von dem gebürtigen Stuttgarter. Auch wenn der Angreifer in dieser Saison größten Teils überzeugt, sind kleinere Leistungsdellen immer wieder zu sehen, wie auch Nagelsmann im Dezember betonte: "Er hat immer noch Spiele drin, in denen er mehr zeigen könnte."

Dennoch wäre es mehr als fahrlässig, mit Gnabry in ein letztes Vertragsjahr zu gehen und damit einen ablösefreien Wechsel im Sommer 2023 zu riskieren.

Zumal sich der FC Bayern bei einem Gnabry-Abgang mit einer Alternative beschäftigen müsste. Einen Ersatz zu finden, der an ähnliche Scorerwerte herankommt und dazu noch günstig zu haben ist, scheint ein nahezu unmögliches Unterfangen zu sein.

Doch so weit soll es gar nicht erst kommen, geht es nach Oliver Kahn. Der Vorstandsvorsitzende geht davon aus, dass Nagelsmanns "sehnlichster Wunsch" in Erfüllung geht: "Ich denke, wir haben viele Argumente, die hier für den FC Bayern München sprechen und so ist das ein ständiger Austausch mit den Spielern und zum Schluss muss man eine Lösung finden."

Lissy Beckonert