Warum Moukokos WM-Nominierung für den BVB gefährlich ist

Am Donnerstag berief Hansi Flick Borussia Dortmunds Youngster Youssoufa Moukoko in den Kader der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-WM in Katar. Eine große Ehre für den jungen Stürmer - und eigentlich auch für seinen Ausbildungsverein. Doch für den BVB könnte Moukokos WM-Teilnahme auch gefährlich werden.
Den Tag seiner ersten Berufung in die deutsche A-Nationalmannschaft wird Youssoufa Moukoko sicherlich nie vergessen.
"Ich war zu Hause schon um 11 Uhr vorm Fernseher und habe gehofft, dass die Zeit schnell vorbeigeht", berichtete er im Gespräch mit "Sky". "Die letzten zehn Minuten war ich sehr aufgeregt und am Schwitzen. Als ich dann meinen Namen gehört habe, war das unglaublich. Ich konnte es gar nicht fassen." Nun sei er "unfassbar stolz und glücklich".
Bundestrainer Hansi Flick hatte das Ausnahmetalent, das erst am Tag des Eröffnungsspiels am 20. November 18 Jahre alt wird, bei der Nominierung ausdrücklich gelobt. "Er hat eine gute Entwicklung gemacht, er gibt einer Mannschaft viel", schwärmte der 57-Jährige, der Moukoko als "schnell, quirlig und gut im Abschluss" bezeichnete.
Auch beim BVB zeigte man sich stolz, den Teenager nicht nur zum Nationalspieler, sondern auch zum jüngsten WM-Teilnehmer in der DFB-Geschichte gemacht zu haben. "Wir freuen uns natürlich, das hat er sich auch verdient", hob Trainer Edin Terzic hervor.
Durchbruch von Youssoufa Moukoko beim BVB
Nach vielen Verletzungen und wenig Spielpraxis in der vergangenen Saison ist Moukoko in der Bundesliga erst in den vergangenen Wochen richtig angekommen.
Schon das Revierderby gegen den FC Schalke entschied der Shootingstar mit seinem Kopfballtor. Zudem leitete er die Aufholjagd beim vielumjubelten Last-Minute-Remis gegen den FC Bayern ein.
Mehr noch: Mit sechs Treffern und vier Vorlagen in bisher 13 Ligaspielen hat Moukoko die Lücke, die der an Hodenkrebs erkrankte Neuzugang Sébastien Haller im BVB-Angriff hinterlassen hat, geschlossen. Den teaminternen Zweikampf mit Anthony Modeste entschied er klar für sich.
Terzic sieht die Entwicklung seines Schützlings mit Freude. "Er hat in seinem kompletten Spiel einen riesigen Schritt gemacht. Er zeigt sich viel, er tut unserem Spiel gut", betonte der BVB-Coach.
Schlechtere Karten für den BVB im Vertragspoker?
Umso ärgerlicher ist es für den BVB, dass die Gespräche um eine Verlängerung von Moukokos auslaufendem Vertrag seit Wochen stocken.
Der Bundesligist will den frischgebackenen Gewinner der Fritz-Walter-Medaille unbedingt halten, muss jetzt aber befürchten, dass sich der 17-Jährige in Katar noch interessanter als ohnehin schon für andere Vereine macht.
Für Schalke-Legende Olaf Thon ein realistisches Szenario. "Ich traue dem Jungen zu, dass er - wie einst Pelé oder Jahrzehnte später Maradona - der Senkrechtstarter der WM wird", schrieb der 56-Jährige in einem Beitrag für "web.de".
Zwar sind Startelf-Einsätze für Moukoko beim Wüsten-Turnier eher nicht zu erwarten. Als wuseliger Edeljoker könnte der Angreifer allerdings ein spannendes Element ins deutsche Team bringen - und weitere Bewerber anlocken.
BVB: Edin Terzic als Zünglein an der Waage?
In Dortmund hoffen die Verantwortlichen nun inständig, dass Moukoko seinen raketenhaften Aufstieg in den letzten Wochen auch dem BVB zuschreibt.
Vor nicht allzu langer Zeit waren dem Sturm-Juwel noch Wechselgedanken nachgesagt worden. Zu enttäuschend war seine Rolle unter dem früheren Trainer Marco Rose.
"Letztes Jahr um diese Zeit war ich gefühlt noch weg vom Fenster", erinnerte Moukoko in einem Instagram-Post zu seiner Nominierung an diese für ihn schwierige Phase.
Dass er sich im gleichen Atemzug explizit bei Terzic und seinem Trainerteam, beim BVB, seinen Mitspielern sowie den Fans bedankte, dürfte bei den Schwarz-Gelben allerdings Hoffnungen wecken - trotz der für Moukokos Zukunft in Dortmund gefährlichen WM-Bühne.
Heiko Lütkehus