10.05.2023 13:58 Uhr

BVB-Coach kritisiert "Wahnsinn" der "Tik-Tok-Generation"

Mike Tullberg trainiert die U19 des BVB
Mike Tullberg trainiert die U19 des BVB

Seit dem Sommer 2020 trainiert Mike Tullberg die A-Junioren von Borussia Dortmund. Die bockstarke Bilanz des Dänen aus dieser Zeit: 55 Spiele, 43 Siege, sechs Remis, sechs Niederlagen sowie der U19-Titel 2022. Dass ihm die Arbeit mit den Talenten des BVB Freude bereitet, betonte der 37-Jährige nun, gab aber auch kritische Töne von sich. 

"In unseren Besprechungen merke ich es immer wieder: Da sitzt diese Tik-Tok-Generation mit ihren Handys und für die gibt es nicht mehr als 160 Zeichen", kritisiert Tullberg im BVB-Podcast der "Ruhr Nachrichten", dass die Aufmerksamkeitsspanne der Nachwuchskicker unter der Nutzung der Sozialen Medien, die alle Inhalte in schnell konsumierbaren Häppchen darreicht, leide. 

Inzwischen müsse man die Youngster "mehr fragen, mehr reinholen als noch vor fünf Jahren", so Tullberg weiter.

Außerdem, so bemängelt Tullberg weiter, würde es den Jugendlichen häufig an guter Selbsteinschätzung mangeln. Ein Umstand, den der Ex-Spieler ebenfalls auf Instagram und Co. zurückführt. "Die Jungs haben heute zwei Leben, zwei Identitäten. Sie sind einerseits Fußballer und dann gibt es die sozialen Medien. Was da mittlerweile los ist, ist Wahnsinn. Die Jungs kriegen oft aus jeder Ecke zu hören, wie toll sie sind. Dann trotzdem einschätzen zu können, wo sie in ihrer Entwicklung gerade stehen, ist sehr schwierig für sie."

"Du kannst dich sehr schnell verbrennen als junger Spieler"

Den Talenten sei dies jedoch meist gar nicht bewusst. Der ein oder andere wolle sich vielleicht auf auf seine Identität in den Sozialen Medien beschränken, da er dort "Tausende Follower hat und ihm das eine Bühne verschafft", so Tullberg weiter.

Um den Sprung ins Profigeschäft zu schaffen, sei eine "gesunde Selbsteinschätzung" allerdings ein "riesiger Vorteil". Einen wichtigen Tipp lässt sich der ehemalige Angreifer auch entlocken: "Es kommt darauf an, wie du bei den Profis ankommst – entweder mit der Nase nach oben und du denkst, du bist ein Geschenk, oder mit einem gesunden Selbstvertrauen, dass du dich zeigen willst, aber dich auch anzupassen weißt. Du kommst in eine Hierarchie. Dafür musst du schon ein Gespür haben. Denn du kannst dich sehr schnell verbrennen als junger Spieler."