21.02.2024 16:47 Uhr

Hammer: DFL lässt Investoren-Deal nach Fan-Protesten platzen

Der Fan-Protest hat Wirkung gezeigt
Der Fan-Protest hat Wirkung gezeigt

Paukenschlag am Mittwochnachmittag: Der geplante Investoren-Deal in der Fußball-Bundesliga ist geplatzt! Das hat das Präsidium der Deutschen Fußball Liga bei seiner außerordentlichen Sitzung in Frankfurt/Main am Mittwoch beschlossen. Vorausgegangen waren heftige Proteste der Fans.

Die DFL wollte für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Einzig verbliebener Bewerber war das Unternehmen CVC, mit dem die DFL-Führung zuletzt Gespräche führte. Das US-Unternehmen Blackstone hatte sich zuvor aus den Verhandlungen zurückgezogen, davor war die Zahl der Bewerber sukzessive reduziert worden.

Das Statement von BVB-Boss und DFL-Präsidiumssprecher Hans-Joachim Watzke im Wortlaut:

"Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich. Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Clubs, sondern teilweise auch innerhalb der Clubs zwischen Profis, Trainern, Clubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden. Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Clubs kann in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsclubs nicht mehr sichergestellt werden.

Das Präsidium ist auch in Würdigung aller rechtlichen Aspekte zu der Überzeugung gekommen, dass etwaige weitere Abstimmungen keine Lösung des Problems bringen würden. Ausgangspunkt ist dabei die Abstimmung am 11. Dezember 2023, die eine 2/3-Mehrheit für ein Abschlussmandat des Präsidiums ergeben hat. Dieses Votum wird innerhalb des Präsidiums und nach Einschätzung der Juristen als rechtswirksam angesehen. Gleichwohl darf nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehlt. Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein.

Das DFL-Präsidium steht einmütig zur 50+1-Regel. Jede erneute Abstimmung, mit dem Ziel diese Akzeptanz auf einem Beschlussweg herzustellen, würde aber weitere rechtliche Fragen zur Bewertung des im Dezember 2023 getroffenen, rechtswirksamen, von keinem Club seinerzeit in Frage gestellten oder angefochtenen Beschlusses aufwerfen, die das Risiko neuer rechtlicher Fragen oder sogar Auseinandersetzungen nach sich zöge. Dies zu vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, muss das vorrangige Ziel der DFL sein.

Das Präsidium ist deshalb einstimmig zu der Überzeugung gelangt, auf der Grundlage des Beschlusses vom 11. Dezember 2023 von seinem Abschlussermessen in der Form Gebrauch zu machen, den Prozess nicht fortzusetzen und nicht zum Abschluss zu bringen. Das DFL-Präsidium und die Geschäftsführung werden in den nächsten Wochen zu Clubgesprächen einladen, um Ableitungen aus dem Prozess gemeinsam zu besprechen."

Fan-Verband "Unsere Kurve" zufrieden

Mit Zufriedenheit und Genugtuung reagierte der Fan-Verband "Unsere Kurve" auf das Aus für den Investorendeal.

"Ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans", kommentierte Verbandssprecher Thomas Kessen die DFL-Entscheidung auf "SID"-Anfrage: "Die umfassenden, aber sehr friedlichen und sehr kreativen Proteste sind am Ende der Schlüssel zum Erfolg gewesen."

Aus Kessens Sicht gehören das Wesen des deutschen Fußballs und dessen Kultur zu den Gewinnern des Beschlusses: "Für alle aktiven Fußball-Fans und alle Mitglieder der Vereine ist das ein großer Erfolg, der zeigt, dass der deutsche Fußball mitgliederbasiert und demokratisch ist und eben diese Mitglieder bei solch richtungsweisenden Entscheidungen mitgenommen werden müssen."

"Kein Kommentar" von CVC

Das Private-Equity-Unternehmen CVC nahm den Ausstieg der DFL aus den Verhandlungen derweil ohne weitere Bewertung zur Kenntnis. "Wir geben keinen Kommentar", hieß es am Mittwoch seitens CVC auf eine "SID"-Anfrage.

Im Umfeld des Luxemburger Finanzunternehmens wurde der geplatzte Deal als Teil des Alltagsgeschäfts in der Private-Equity-Branche registriert.

Auf die Entscheidung wäre den üblichen Gepflogenheiten im Umgang mit potenziellen Partnern folgend kein Einfluss bei der DFL genommen worden. Wie weiter zu hören war, wird CVC weiterhin im Sport engagiert bleiben.