17.06.2024 17:10 Uhr

Böser Fehlstart: Ukraine geht gegen Rumänien baden

Traumstart in die EURO 2024 für Rumänien
Traumstart in die EURO 2024 für Rumänien

Nach zwei Torwart-Patzern beim EM-Traumstart Rumäniens droht der Ukraine schon der frühe Turnier-K.o. Im emotional aufgeladenen Auftaktspiel der Gruppe E verpassten es die Fußballer des kriegsgeplagten Landes beim 0:3 (0:1), für Glücksmomente auf dem Rasen und in der Heimat zu sorgen.

Während für die Ukraine im Grunde gar nichts zusammen lief, feierten die Rumänen in München ihren insgesamt erst zweiten Sieg bei einer Euro.

Nach einem Fehlpass von Real Madrids Torwart Andriy Lunin erzielte Kapitän Nicolae Stanciu in der 29. Minute die Führung für die für ihre robuste Defensive bekannten Rumänen.

Vor rund 60.000 Zuschauern ließ Lunin dann einen Schuss von Razvan Marin (53.) durchrutschen, ehe Denis Dragus (57.) gegen orientierungslose Ukrainer für die frühe Entscheidung sorgte.

"Wir haben einige individuelle Fehler und auch Teamfehler gemacht. Wir haben im Grunde genommen in allen Bereichen verloren", sagte Ukraine-Trainer Sergiy Rebrov. "Die Rumänen haben sehr diszipliniert verteidigt. Aber so ist die EM. Wenn du Punkte holen willst bei der EM, musst du wirklich alles zeigen. Und das haben wir heute nicht getan."

Die schwierige Lage in seinem Heimatland wollte Rebrov nicht als Ausrede gelten lassen: "Wir haben seit mehr als zwei Jahren mit diesem mentalen Druck zu tun, und trotzdem sind wir hier, wir haben das verstanden."

Emotionale Worte vor dem Anpfiff

Für die Ukrainer war es mehr als nur ein sportlicher EM-Auftakt. Schließlich wehrt sich das Land seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

"Wenn dich deine Frau um fünf Uhr morgens anruft, weil sie sich mit deinen Kindern wieder im Bunker verschanzt hat, dann ist das psychologisch extrem schwer zu verarbeiten", berichtete Mittelfeldspieler Georgiy Sudakov, seit 2020 Profi bei Schachtar Donezk, von der extremen Belastung.

"Unsere Spiele werden ja nicht nur vor dem Fernseher und im Stadion verfolgt, sondern auch in den Schützengräben. Da, wo unsere Soldaten ihr Leben für unsere Freiheit und unsere Unabhängigkeit riskieren, damit wir Fußball spielen können", erzählte Sudakovs Teamkollege Oleksandr Zinchenko vom FC Arsenal vor dem Anpfiff. "Das ist jedes Mal eine dreifache Motivation, wenn wir unser Trikot anziehen."

Von einem Extra-Push bei den ukrainischen Fußballern, die mit um die Schultern geknöpften Nationalflaggen in die Münchner Arena eingelaufen waren, war erstmal jedoch nichts zu bemerken. Zwar begannen auch die Rumänen nervös, doch so viele Fehler wie den Ukrainern unterliefen ihnen nicht.

Den folgenschwersten in den ersten 45 Minuten leistete sich Torwart Lunin. Nach einem Rückpass von Mykola Matvienko geriet er leicht in Bedrängnis und spielte den Ball direkt in die Füße von Dennis Man. Der Offensivspieler aus Parma bediente Kapitän Stanciu, der mit einer Direktabnahme aus 18 Metern die Führung der Rumänen erzielte. Zinchenko lief sofort zu seinem bedröppelten Keeper und tröstete ihn.

Lunin leistet sich auch einen zweiten Fehler

Vor den Augen von Stürmer-Legende und Verbandsboss Andriy Shevchenko gelang der Ukraine weiter so gut wie nichts. Shevchenkos ehemaliger Teamkollege und jetzige Nationalcoach Sergiy Rebrov ärgerte sich immer wieder an der Seitenlinie. Vermutlich auch darüber, dass Chelseas 100-Millionen-Euro-Mann Mykhaylo Mudryk von seinen Mitspielern nicht effektiv in Szene gesetzt wurde.

Lunin hatte in der 39. Minute sogar Glück, als eine direkte Ecke von Stanciu nur an die Latte klatschte. Doch nach der Pause leistete sich Reals Champions-League-Gewinner den nächsten folgenschweren Fehler, als er einen Schuss von Razvan Marin aus etwa 20 Metern unter den Armen durchrutschen ließ.

Die Ukraine war nun komplett von der Rolle. Man spazierte nach einem Eckball durch die gegnerische Hintermannschaft, seine Vorlage verwandelte Dragus unbedrängt zur Vorentscheidung.

Für die Ukraine traf Roman Yaremchuk kurz vor dem Abpfiff nur die Latte.