17.11.2024 14:08 Uhr

Sündenbock? Schalke-Führung gibt Wilmots Mitschuld

Schalke-Vorstandschef Tillmann auf der Mitgliederversammlung
Schalke-Vorstandschef Tillmann auf der Mitgliederversammlung

Die Verantwortlichen des FC Schalke 04 haben eine hitzige Mitgliederversammlung hinter sich. Zwar räumten Aufsichtsratschef Axel Hefer und Vorstandschef Matthias Tillmann auch eigene Fehler ein, der kürzlich geschasste Ex-Sportdirektor Marc Wilmots wurde vom Führungs-Duo allerdings mehrfach mit deutlicher Kritik bedacht.

Der gemeinsam mit dem ehemaligen Cheftrainer Karel Geraerts entlassene Sportdirektor Marc Wilmots trägt eine Mitschuld an der aktuellen Misere des FC Schalke 04. Das betonten sowohl Aufsichtsratschef Axel Hefer als auch der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann in ihren Beiträgen auf der launischen Mitgliederversammlung am Samstag.

"Marc Wilmots war und bleibt eine Legende als Spieler. Im Management hat es nicht funktioniert", urteilte etwa Tillmann. Der belgische Ex-Profi war im September nach nur neun Monaten im Amt wieder entlassen worden. 

Auch Hefer gestand ein, Wilmots als Sportlicher Leiter sei ein Missgriff gewesen. "Nach intensiven Gesprächen waren wir damals zu der Überzeugung gekommen, mit Marc Wilmots den starken Mann im Sport gefunden zu haben. Von Marc hatten wir uns erhofft, dass er die Mannschaft stabilisiert, auch mal auf den Tisch haut, aber vor allem eine klare Richtung vorgibt", so der Klubchef: "Kurzfristig sollte der drohende Abstieg verhindert werden, mittel- und langfristig sollte er im Team den Klub wieder nach oben führen. Diese Erwartungen haben sich nicht erfüllt."

Schalke-Boss: "Wir drohen, im Mittelmaß der 2. Liga zu versinken"

Der 47-Jährige fügte hinzu: "Und ich muss auch hier völlig selbstkritisch sagen: Wir haben die Größe der Aufgabe falsch eingeschätzt. Dieser Fehler wirft uns zeitlich in der Entwicklung und in der Tabelle zurück." Als Tabellen-14. ist Königsblau auch in dieser Saison im Unterhaus gefährlich nah an der Abstiegszone. "Wir drohen, im Mittelmaß der 2. Liga zu versinken", so auch der 40 Jahre alte Tillmann.

Hefer richtete den Blick dennoch optimistisch in die Zukunft, hat der Zweitligist bei der Suche nach einem neuen Sportchef doch zumindest etwas Zeit gewonnen - dank Klub-Idol Youri Mulder. 

"Als Matthias Youri fragte, ob er einspringen kann, sagte Youri sofort: 'Klar. Wenn ich helfen kann, am Dienstag bin ich vor Ort.' Und genau diese Einstellung brauchen wir, denn diese Einstellung wird uns wieder zum Erfolg führen", lobte er den Ex-Profi.

Unterdessen machte Tillmann auch eine Ansage an die Mannschaft, die vom neuen Cheftrainer Kees van Wonderen drei freie Tage erhalten hatte und nicht zur Mitgliederversammlung erschienen war. "Die nächsten fünf Spiele bis zur Winterpause sind sehr wichtig. Das weiß der Trainer, das weiß die Mannschaft."

Das Problem: Drei der fünf Gegner sind die Zweitliga-Spitzenclubs Hamburger SV, SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf. 

Fördergenossenschaft soll 50 Millionen Euro erlösen - Dauerkarten werden teurer

Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers teilte den rund 6000 anwesenden Mitgliedern mit, notgedrungen die Lizenzierung für die 3. Liga planen zu müssen. "Die Situation ist natürlich weiter herausfordernd", sagte Rühl-Hamers. Zwar seien die Verbindlichkeiten gesunken, diese liegen aber immer noch bei 162 Millionen Euro. Aktuell muss der Klub jährlich 16 Millionen Euro für Tilgung und Zinsen bezahlen.

Um die Situation zu verbessern, sollen über die im Vorfeld angekündigte Fördergenossenschaft möglichst 50 Millionen Euro an Eigenkapital eingenommen werden. Von Januar an sollen die rund 190.000 Mitglieder Anteile zu je 250 Euro an der Veltins-Arena erwerben. Mit dem geplanten Erlös sollen vor allem Schulden getilgt werden. 

"Die Gründung der Fördergenossenschaft ist ein Meilenstein in der Geschichte unseres Vereins. Sie erlaubt es, in Wettbewerb mit Fußballkonzernen zu treten, ohne unsere Seele zu verkaufen", so der Aufsichtsratschef.

Rühl-Hamers kündigte zudem an, nach der Erhöhung der Preise für Tageskarten zur kommenden Saison auch die Preise für Dauerkarten anheben zu wollen.