Tah alternativlos? FC Bayern in der Millionen-Zwickmühle

In der Abwehr des FC Bayern drückt wenige Tage vor dem Abflug zur Klub-WM nach Florida gewaltig der Schuh, Stand jetzt steht Trainer Vincent Kompany beim runderneuerten Turnier nur ein fitter Innenverteidiger zur Verfügung. Umso wichtiger wäre eine Einigung mit Bayer Leverkusen über einen vorzeitigen Transfer von Jonathan Tah, der zum 1. Juli ablösefrei verpflichtet wurde. Doch noch ist keine Übereinkunft in Sicht - der Druck auf die Münchner Bosse steigt.
Jonathan Tah grinste auf den ersten Fotos als Profi des FC Bayern wie ein Honigkuchenpferd - und die sportlichen Entscheidungsträger des deutschen Branchenführers strahlten auch.
Mit einem Jahr Verzögerung wurde die Verpflichtung des 29-Jährigen für vier Spielzeiten kürzlich unter Dach und Fach gebracht.
Tah soll ablösefrei kommen - eigentlich. Problem: Sein Vertrag bei Bayer Leverkusen läuft noch bis zum 30. Juni, und die Münchner brauchen ihren designierten Abwehrchef unbedingt schon zum Start der sportlich wie finanziell enorm wichtigen Klub-WM in den USA. Vom ersten Spiel am 15. Juni an, nicht erst ab einem möglichen Viertelfinale Anfang Juli.
Für eine frühere Freigabe verlangt Bayer allerdings eine Entschädigung, sprich eine Ablöse. Im Raum stehen zum Ärger des Rekordmeisters mindestens drei Millionen Euro. Und die Uhr tickt gnadenlos gegen den FC Bayern: Schon am 10. Juni müssen die 32 Teilnehmer der FIFA ihre endgültigen Spielerlisten melden.
FC Bayern nur noch mit einem fitten Verteidiger
Aktuell weilt Tah noch beim DFB-Team, mit dem er am Mittwochabend im Halbfinale der Nations League gegen Portugal ausschied und dabei eine äußerst unglückliche Figur machte.
Gut möglich, dass der erfahrene Defensivmann im Spiel um Platz drei am Sonntag (LIVE ab 14:30 Uhr bei RTL) gegen Frankreich oder Spanien nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Im Hintergrund dürfte sich bei ihm nun ohnehin alles um die Klub-WM drehen.
Tah weiß: Ohne ihn geht es beim FC Bayern im Grunde schon jetzt nicht mehr. Dayot Upamecano arbeitet sich langsam zurück ins Mannschaftstraining, könnte in den USA sein Comeback feiern. Doch sicher ist das nicht, außerdem fehlt dem Franzosen nach dreimonatiger Pause der Rhythmus.

Min-jae Kim wiederum wird von Achillessehnenproblemen geplagt, das Turnier in Nordamerika dürfte ohne den Verkaufskandidaten stattfinden. Hiroki Ito? Mal wieder länger außer Gefecht. Und Eric Dier hat bereits bei der AS Monaco unterschrieben, wenn auch erst zum 1. Juli. Er dürfte wohlkaum mehr berücksichtigt werden.
Bleibt nur noch Josip Stanisic, der eine Saison voller Verletzungen hinter sich hat, als Option für die Viererkette. Keine angenehme Situation für Trainer Kompany.
Eingesparte Transfer-Millionen gefährden Klub-WM-Prämien
Letztlich dürfte jedem Beteiligten bewusst sein, dass der FC Bayern den Forderungen aus Leverkusen nachgeben muss, sofern ein erfolgreiches Abschneiden bei der lukrativen Klub-WM nicht gefährdet werden soll.
Das Beispiel Real Madrid, das angeblich stolze zehn Millionen Euro an den FC Liverpool überweist, um Neuzugang Trent Alexander-Arnold einige Wochen früher einsetzen zu dürfen, zeigt, wie groß der Handlungsdruck mittlerweile ist.
Denn: Wer sich nicht erpressen lassen und Geld für einen vorgezogenen Wechsel sparen will, der riskiert üppige Prämien bei der Klub-Weltmeisterschaft.
Bei Bayer reibt man sich unterdessen die Hände: Nachdem einem Tah-Transfer an die Säbener Straße im Vorjahr noch ein Riegel vorgeschoben worden war, wodurch dem entthronten Meister schlussendlich eine Ablöse zu entgehen drohte, kann der Klub jetzt wohl doch noch Kasse machen, zumindest etwas.
Dass Tah im Rahmen seiner Vorstellung beim FC Bayern erklärt hatte, sich "extrem" auf den Moment zu freuen, wenn er sein neues Trikot "wirklich das erste Mal tragen darf bei einem Spiel", ließ tief blicken. Sein künftiger Arbeitgeber befindet sich in der Millionen-Zwickmühle.