26.10.2018 08:56 Uhr

HSV, Bayern und Löw im Fokus: Magath teilt aus

Felix Magath hat kein Verständnis für die Verpflichtung von HSV-Trainer Hannes Wolf
Felix Magath hat kein Verständnis für die Verpflichtung von HSV-Trainer Hannes Wolf

Der ehemalige Meister-Trainer Felix Magath hat kein Verständnis für die Verpflichtung von Hannes Wolf durch seinen ehemaligen Klub Hamburger SV. Zur Krise des FC Bayern hat der Ex-Coach eine ganz besondere These. Auch zu Bundestrainer Joachim Löw spricht Magath Klartext.

"Diese Entscheidung habe ich mit einem Kopfschütteln registriert", sagte der 65 Jahre alte ehemalige Coach des FC Bayern München und des VfL Wolfsburg der "Bild" auf die Frage, ob Hannes Wolf beim HSV einen besseren Job als Christian Titz machen werde.

In dem Zusammenhang kritisierte Magath auch den Trend im Profi-Fußball zum Nachwuchstrainer. "Warum seit einiger Zeit in der Bundesliga überwiegend Nachwuchstrainer verpflichtet werden, ist nur schwer nachvollziehbar. Jugend-, Amateur- und Profi-Fußball sind für mich drei komplett verschiedene Paar Schuhe".

"HSV eine permanente OP am offenen Herzen"

Im Trainer-Beruf sei Erfahrung unglaublich wichtig ist. "Was denken Sie, wofür sich die Klubbosse entscheiden würden, wenn sie persönlich vor einer schweren Herz-Operation stünden? Für den jungen Arzt, der gerade mit Auszeichnung sein Studium beendet hat? Oder für den erfahrenen Arzt und Operateur, der das schon 1000 Mal gemacht hat, jede schwierige Situation kennt und bereits gemeistert hat?", meinte er. "Und der HSV ist eine permanente Operation am offenen Herzen."

Der Zweitligist hatte am Dienstag den 37 Jahre alten Wolf als Nachfolger der kurz zuvor beurlaubten Christian Titz vorgestellt. Magath hatte Titz immer wieder kritisiert. "Heute neigen Trainer dazu, uns in der Öffentlichkeit 'Märchen' zu erzählen. Zum Beispiel, dass der Torwart 50 Meter vor dem Tor stehen soll, um ein zahlenmäßiges Übergewicht zu schaffen", meinte er.

BVB-Trainer Favre schwierig? "Quatsch"

Ausschließlich lobende Worte fand Magath für den BVB und dessen neuen Trainer, Lucien Favre. Dieser sei "ein großartiger Trainer, der schon bei Hertha und Gladbach Außergewöhnliches geleistet hat".

Dass der Schweizer im Umgang schwierig sein soll, bezeichnete Magath als "Quatsch. Du kannst noch so viel Erfolg haben, irgendwann kommen immer kleine und große Probleme. Dann erweist sich, wie sehr die Bosse ihren Trainer schützen und unterstützen".

Magath zur Bayern-Krise: "Unterschätzen sie Uli Hoeneß nicht"

Zur sportlichen Krise des FC Bayern hat Magath eine besondere Meinung. In den Augen des 65-Jährigen hat sich der Rekordmeister im Sommer bewusst nicht für viele Millionen verstärkt, um die Mannschaft in der Liga mehr zu fordern.

"Auch Uli Hoeneß hat natürlich erkannt, dass die übergroße Dominanz seines Vereins weder für die Liga noch für die Bayern gut ist. Auch er weiß, dass es schwer wird, ohne nationale Konkurrenz in entscheidenden Champions-League-Spielen das ganze Potenzial zu hundert Prozent abzurufen", so Magath, der sagt: "Unterschätzen sie Uli Hoeneß nicht. Der ist clever."

Die Medienschelte des FC Bayern auf der schon jetzt legendären Pressekonferenz fand Magath dagegen überzogen. "Ich finde die Medien heutzutage eher zu unkritisch. Konstruktive Kritik hilft allen weiter. Bleibt sie aus, werden Fehlentwicklungen nicht korrigiert", sagte der Ex-Trainer, der glaubt: "Im deutschen Fußball läuft momentan einiges schlechter."

Magath: Löw hätte Rücktritt anbieten müssen

Außer Frage steht, dass vor allem die WM in Russland für den deutschen Fußball schlecht lief. Laut Magath hätte es danach personelle Konsequenzen geben müssen.

"Das war doch ein Desaster. Deswegen hätte der Bundestrainer sein Amt zur Verfügung stellen müssen und nicht sagen: Ich übernehme die Verantwortung, um dann sechs Wochen zu verschwinden", glaubt Magath, dass Joachim Löw mit diesem Schritt glaubhafter gewesen wäre und nun eine höhere Akzeptanz genießen würde.