15.07.2025 16:53 Uhr

Bayer Leverkusen und die vielen Fragezeichen

Wichtige Transferfragen: Bleiben Granit Xhaka und Exequiel Palacios bei Bayer Leverkusen?
Wichtige Transferfragen: Bleiben Granit Xhaka und Exequiel Palacios bei Bayer Leverkusen?

In Leverkusen endete im Sommer mit den Abgängen von Trainer Xabi Alonso und Superstar Florian Wirtz eine Ära. Bei Bayer wollen sie nun unter Erik ten Hag direkt eine neue starten - doch hinter vielen Personalien stecken ebenso viele Fragezeichen. Dementsprechend schwer ist es, das Potenzial der Werkself für die anstehende Saison einzuschätzen.

Xabi Alonso weg, Florian Wirtz weg, Jonathan Tah weg, Jeremie Frimpong weg. Allein diese vier Personalien garantieren Bayer Leverkusen einen Umbruch für die kommenden Jahre. Doch die Gerüchte um weitere Abgänge kommen einfach nicht zur Ruhe. Was machen Granit Xhaka, Exequiel Palacios oder Patrik Schick? Zumindest bei letzterem stehen die Zeichen aktuell doch eher auf einen Verbleib am Rhein.

Dennoch: Das große Problem für Bayer ist und bleibt, dass trotz der zahlreichen namhaften Abgänge bei vielen Spielern immer noch nicht klar ist, ob sie bleiben oder wechseln. Anders formuliert: Die Kaderplaner um Simon Rolfes stehen im Baumarkt vor dem Bretterregal und wissen noch gar nicht, wie viele sie denn einkaufen müssen.

Immerhin ein paar Verpflichtungen stehen bereits fest, so dass sich zumindest ein grobes Gerüst abzeichnet.

TOR

Der Versuch, durch abwechselnde Einsätze Matej Kovar als zukünftigen Nachfolger von Lukas Hradecky zu etablieren, scheiterte. Nicht an der Idee, sondern an den schwachen Leistungen des 26-Jährigen. Für den nach Eindhoven gehenden Kovar verpflichtete Bayer daher Mark Flekken vom FC Brentford.

Wie genau Leverkusen die Verteilung der Einsätze zwischen Flekken und Hradecky plant, ist noch unklar. Eine Rotation erscheint aber auch hier wahrscheinlich. Einziges Manko: Auch Flekken ist mit seinen 32 Jahren nicht mehr der jüngste Keeper. Eine langfristige Lösung ist nicht in Sicht.

ABWEHR

Mit Jonathan Tah verlor Bayer den Kopf der Defensivabteilung. In seine Fußstapfen soll Jarell Quansah treten, der für nicht weniger 35 Millionen Euro vom FC Liverpool verpflichtet wurde. Außerdem kommen mit Abdoulaye Faye und Axel Tape zwei sehr junge Innenverteidiger hinzu, die aber wohl eher als Perspektiv-Spieler gelten dürften.

Verstärkung gerade in der Breite könnte Leverkusen noch auf den Außenverteidiger-Positionen gebrauchen. Dort sind aktuell links Alejandro Grimaldo (der allerdings zu der langen Liste an Spielern gehört, die noch mit einem Abgang liebäugeln) und rechts Arthur eingeplant. Mit Piero Hincapie, Quansah und Jeanuel Belocian können dort noch weitere Spieler eingesetzt werden, die aber allesamt eher für die Innenverteidigung eingeplant sind.

MITTELFELD

Den Abgang von Florian Wirtz wird man wohl nur in der Breite ersetzt bekommen - wenn überhaupt. Malik Tillmann hat man verpflichten können, auch hier flossen 35 Millionen Euro zur Konkurrenz. Transfer-Kandidat Johan Bakayoko entscheidet sich wohl für RB Leipzig statt für die Werkself. Dementsprechend muss Bayer hier noch namhaft nachlegen.

Fraglich ist unterdessen, wie schnell der erst 19-jährige Ibrahim Maza, der von Hertha BSC kam, eine echte Verstärkung darstellen kann.

Und dann bereitet allen in Leverkusen noch die nicht ganz unwichtige Personalie Granit Xhaka Kopfschmerzen. Der Schweizer ist fest eingeplant, kokettiert aber in eifriger Regelmäßigkeit mit einem Abgang. Ein Wechsel nach Saudi-Arabien scheint schon so gut wie fix zu sein. Hinzu kommt, dass auch Exequiel Palacios ein Fragezeichen hinter seine Zukunft bei Bayer setzt.

Zwar hält Leverkusen mit Robert Andrich und Aleix Garcia auf der Sechs noch zwei namhafte Spieler in der Hinterhand, sollten aber sowohl Xhaka als auch Palacios gehen, müsste hier auf jeden Fall noch einmal nachgebessert werden.

STURM

Vergleichsweise ruhig sieht es bei Leverkusen ganz vorne aus. Patrik Schick bleibt wohl doch, was angesichts eines möglichen Abgangs von Victor Boniface ungemein wichtig wäre. Der Nigerianer stand im Winter schon mit einem Fuß im Flieger gen Saudi-Arabien, nun könnte es ihn nach Italien zur AC Mailand ziehen.

Mit Amine Adli (der zuletzt aber auch einen möglichen Abgang andeutete) und Nathan Tella hat man weiterhin zwei schnelle Flügelstürmer. Außerdem wird Martin Terrier im Laufe der Hinrunde von seiner langen Achillessehnen-Verletzung zurückkehren.

Auch Jonas Hofmann, der zuletzt unter Alonso völlig außen vor war, darf sich berechtigte Hoffnungen auf mehr Einsätze unter dem neuen Cheftrainer Erik ten Hag machen. Hinzu kommt der 18-jährige Christian Kofane, den Bayer aus der zweiten spanischen Liga holte.

FAZIT

Wenn Bayer es schafft, den aktuellen Kader so zu halten und weitere Abgänge zu vermeiden, dann steht bereits ein guter Rahmen für eine neue Werkself-Generation. Allerdings sind dies viele, teils sehr namhafte (z.B. Xhaka, Palacios, Grimaldo, Adli) Fragezeichen, die man da ausradieren muss.

Unabhängig davon fehlt noch ein zweiter Spieler, der neben Malik Tillman den Wirtz-Abgang auffangen muss. Geld genug ist dafür auf jeden Fall da. Auch ein Außenverteidiger könnte in der anstehenden Saison für Entlastung sorgen.

Des weiteren fällt auf, wie langfristig Bayer in diesem Transfer-Sommer plant. Mit Ausnahme von Mark Flekken im Tor ist Malik Tillman mit gerade einmal 23 Jahren der älteste Neuzugang. Der Fokus auf die Perspektiv-Spieler könnte als Zeichen dafür verstanden werden, dass man auch bei Bayer begriffen hat: So ein Umbruch braucht seine Zeit und diese plant man in Leverkusen scheinbar ganz bewusst ein.