10.08.2018 10:15 Uhr

Exklusiv! Österreich-Experte über neuen Eintracht-Coach

Adi Hütter tritt bei der Eintracht in große Fußstapfen
Adi Hütter tritt bei der Eintracht in große Fußstapfen

Im Pokalfinale 2018 schaffte Trainer Niko Kovac mit dem Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt die Sensation und besiegte den großen Favoriten FC Bayern München. Am Sonntag (ab 20:30 Uhr im Liveticker) kommt es beim Supercup zur Neuauflage des Matches. Schon dort steht Eintrachts neuer Coach Adi Hütter unter Druck, will er in die großen Fußstapfen seines Vorgängers treten. weltfussball hat den neuen Cheftrainer der Hessen genauer unter die Lupe genommen.

Zwar wird beim Supercup der erste Titel der Saison vergeben, dennoch ist die Wichtigkeit der Partie überschaubar. Doch für den neuen Frankfurt-Trainer Hütter steht viel auf dem Spiel. Zum einen ist die Euphorie in Frankfurt nach dem Pokal-Coup riesig. Zum anderen kann das Spiel als Gradmesser angesehen werden, inwiefern die Maßnahmen des Österreichers gefruchtet haben und wie der 48-Jährige den Umbruch wider Willen kompensiert. Hinzu kommt der direkte Vergleich zu seinem Vorgänger und jetzigem Bayern-Coach Kovac.

Doch für Hütter wird diese Drucksituation kein Problem sein. "Hütter erkennt schnell, was in den jeweiligen Spielern steckt und wie er mit seinem Kader agieren muss", erklärte "weltfussball.at"-Redakteur und Österreich-Experte David Mayr im exklusiven Gespräch mit weltfussball: "Er versteht es, sich den Gegebenheiten anzupassen beziehungsweise das ihm zur Verfügung stehende Spielermaterial gewinnbringend einzusetzen."

Mit Stammtorhüter Lukás Hrádecky, Marius Wolf, Omar Mascarell, Kevin-Prince Boateng und Alexander Meier haben gleich mehrere Leistungsträger beziehungsweise Leitfiguren der Eintracht den Rücken gekehrt. Immerhin kann Hütter mit Ante Rebic planen. Der WM-Star verlängerte seinen Vertrag am Freitag.

Frankfurts Neuzugänge haben allesamt noch keine Erfahrung in der Bundesliga gesammelt. Für Hütter gilt es also neben der Herausforderung, in Sachen Taktik und Spielanlage schleunigst auf Höhe zu kommen, ein Team aus dem zusammengewürfelten Kader zu formen. "Hütter ist sehr intelligent und redegewandt. Mit einem internationalen Kader hat er zudem schon in Salzburg gearbeitet. Das sollte kein entscheidender Faktor im negativen Sinne sein", bewertet Mayr die Situation.

Mit harter Hand zum Erfolg?

Um der Dreifachbelastung in der kommenden Saison gerecht zu werden, ließ Hütter seine Spieler in der Vorbereitung mächtig schwitzen. "Hütter setzt auf Leistung und Disziplin, hart, aber gerecht und ist ein eher ernster Charakter", beschreibt Experte Mayr die Eigenschaften seines Landsmanns: "Er arbeitet fokussiert und macht - zumindest nach außen hin - nicht unbedingt den Eindruck eines Spaßvogels."

Mit diesen Eigenschaften scheint Hütter perfekt zur Mentalität der Hessen zu passen. "Das Wichtigste ist, dass ein Grundvertrauen herrscht. Dass honoriert wird, wenn du akribisch arbeitest und deine Linie verfolgst", erklärte der ehemalige Nationalspieler selbst in einem Interview mit dem "Kurier". Grundlagen, auf die auch Sportdirektor Bruno Hübner und Vorstand Fredi Bobic setzen.

Außerdem knüpft Hütter mit seinem offensiven Spielstil an die taktische Ausrichtung seines Vorgängers Kovac an. "Hütter lässt seine Mannschaft gerne aus einer kompakten Defensive heraus agieren. Hat man den Ball erobert, soll es zügig nach vorne gehen. Langes Ballgeschiebe in den eigenen Reihen ist nicht sein Stil", so Mayr.

Bisherige Erfolge nur "Randnotiz"

Dass dieses System Früchte trägt, bewies Hütter bereits bei RB Salzburg und den Young Boys Bern. Mit den Österreichern holte der 48-Jährige 2015 den Meistertitel. In seinen drei Jahren in der Schweiz baute er sukzessive eine Mannschaft auf, die in der vergangenen Saison schließlich Serienmeister Basel entthronte.

Doch diese Erfolge werden laut Mayr in Frankfurt nichts wert sein, wenn er dort die Ziele nicht erreicht. "Bei aller Wertschätzung für Hütters bisherige Erfolge - im Vergleich zur deutschen Bundesliga ist das, was jemand in Österreich oder der Schweiz geleistet hat, Randnotiz", schätzt Mayr gegenüber weltfussball die Erwartungen ein.

Traum von der Bundesliga

Hütter träumte schon lange von einem Job in der deutschen Bundesliga. "Ich habe fast zehn Jahre hart dafür gearbeitet, um heute hier sein zu können", sagte der Österreicher bei seiner Vorstellung.

Doch am Ziel ist Hütter wohl noch lange nicht. Zunächst muss er sich als Bundesliga-Coach beweisen. Die erste Gelegenheit dazu bietet sich am Sonntag gegen den deutschen Rekordmeister aus München rund um seinen Vorgänger Kovac.

Chris Rohdenburg / Lissy Beckonert