29.07.2019 12:54 Uhr

Auf Messis Spuren: Havertz begeistert die Fußball-Welt

Kai Havertz wird wohl nicht mehr lange bei Bayer Leverkusen spielen
Kai Havertz wird wohl nicht mehr lange bei Bayer Leverkusen spielen

Kai Havertz trägt mit seinen 20 Jahren eine riesige Last. Ein Jahr darf Bayer Leverkusen den Offensivspieler, den viele als kommenden Weltstar sehen, noch zu seiner Mannschaft zählen.

Kai Havertz lässt die Fingergelenke krachen, eins nach dem anderen. Knack, knack. Wer wohl die Champions League gewinnen wird? "Wir stehen auf jeden Fall im Finale, gegen Barcelona - und dann setzen wir uns natürlich klar durch", sagt er, während er gegen Mitchell Weiser durch einen blöden Fehler im "Vier gewinnt" verliert. Augenzwinkern, Thema vorbei.

Das Supertalent von Bayer Leverkusen trägt die riesige Last auf seinen Schultern mit der Lockerheit der Jugend. Dabei hat ihn Lothar Matthäus im Montags-"kicker" in den Rang eines potenziellen Weltfußballers erhoben, nahezu jeder Experte und alle, die sich dafür halten, erwarten 2020 einen 100-Millionen-Euro-Wechsel an eine der weltweit glänzendsten Adressen.

Erst aber einmal bleibt Kai Havertz, der sich keineswegs für einen "besonderen Menschen" hält, weil er "etwas ganz gut kann", im beschaulichen Leverkusen. Dort schätzen sich alle glücklich, wie Torhüter Lukas Hradecky berichtet: Ein Genuss sei es, dem jungen Mann bei der Arbeit zuzusehen. "Die Jungs hier freuen sich einfach, mit ihm zu spielen. Dass sie sogar zu uns kommen wollen, um mit ihm zu spielen."

Havertz als begehrtester Spieler in ganz Europa?

Das kennt man sonst vielleicht von Lionel Messi, dessen Poster dereinst in Havertz' Jugendzimmer hing: Ein Star mit Spielern wie Fans, die zu einem Verein wechseln, um mit jemand anderem mal zusammengespielt zu haben.

Für Sport-Geschäftsführer Rudi Völler, der bei diesem Satz möglicherweise Euro-Zeichen in den Augen hatte, ist Kai Havertz längst der begehrteste Spieler in ganz Europa - und wenn man darüber ein bisschen nachdenkt, fällt einem tatsächlich kaum ein anderer ein. Joao Félix vielleicht, das portugiesische Wunderkind, gerade für 126 Millionen Euro von Benfica Lissabon zu Atlético Madrid gewechselt.

Woran dies liegt, war komprimiert wohl am 3. Dezember 2018 am besten zu sehen, gegen 21:00 Uhr. Da nahm Havertz beim 1. FC Nürnberg im Strafraum den Ball mit rechts an und blieb einfach stehen. Die "Zeit" schrieb, er habe eine unsichtbare Stopptaste gedrückt, wie bei einem Videospiel. Während dieser Zehntelsekunden rollte der Ball vom rechten auf seinen linken Fuß, was Havertz mit einem kleinen Schritt nach rechts unterstützte. Dann lupfte er den Ball ganz entspannt über den Torhüter.

Havertz plant schon "den nächsten Schritt"

"Das Technische, die Übersicht, die Spielintelligenz, das ist mir so ein bisschen von Gott gegeben", sagt Havertz dazu. Er beherrscht also Dinge, die sich nicht lernen lassen. Bei jenen, die sich lernen lassen, ist er zudem außergewöhnlich weit. "Für uns als Mannschaft ist Kai überragend", sagt sein Mitspieler Kevin Volland. Bei der Wahl zum Fußballer des Jahres wurde Havertz hinter Marco Reus Zweiter.

Der passionierte Fortnite-Zocker weiß auch genau, was er will. Noch ein Jahr Leverkusen, wo er sich wohl fühlt, wo er in der Champions League spielen kann, dann "wird irgendwann der nächste Schritt kommen". Auch in der Nationalmannschaft. Es wird ihn eher zu Bayern München als zu Fortuna Düsseldorf führen, eher zum FC Barcelona als zu Rayo Vallecano.

Natürlich würde er dann den Stempel "mit der Ablöse auf der Stirn tragen", sagt Havertz. Doch damit kann er umgehen. Er erzählt gerne, dass er vielleicht Friseur geworden wäre, gäbe es nicht dieses herausragende Talent für den Fußball. Wäre doch auch nicht schlimm.