26.09.2019 13:03 Uhr

Schalke im Spitzenspiel: "Wer hätte das gedacht?"

David Wagner erlebt mit dem FC Schalke 04 einen Höhenflug
David Wagner erlebt mit dem FC Schalke 04 einen Höhenflug

Nach drei Siegen in Folge erwartet der FC Schalke 04 im Spitzenspiel beim Tabellenführer RB Leipzig eine erste Reifeprüfung.

Die Höhenluft ist noch ein bisschen ungewohnt. Als Tabellenfünfter reist Schalke 04 zum Spitzenreiter RB Leipzig und wundert sich selbst darüber. "Jetzt gibt's schon ein Topspiel. Wer hätte das gedacht?", meinte Ex-Profi Sascha Riether, seit Saisonbeginn Lizenzspieler-Chef, vor dem Duell am Samstag (15:30 Uhr) und schmunzelte.

Beim letzten Aufeinandertreffen steckten die Königsblauen noch tief im Abstiegskampf. Gerade waren sie mit 0:7 bei Manchester City hochkant aus der Champions League geflogen und hatten ihren abgestürzten Trainer-Überflieger Domenico Tedesco gefeuert. Ein halbes Jahr später ist der Beinahe-Absteiger nach drei Siegen in Folge und dem besten Saisonstart seit sieben Jahren in die Bundesliga-Spitzengruppe zurückgekehrt.

Aber ist Schalke schon wieder spitze und auf dem Weg zurück nach Europa? "Das ist eine total unrealistische Erwartungshaltung", warnte der neue Trainer David Wagner: "Wir alle wissen, wo der Verein herkommt." Wo es hingeht, soll das Spiel in Leipzig zeigen. Der erste echte Prüfstein nach drei Siegen gegen Hertha BSC (3:0), den SC Paderborn (5:1) und den FSV Mainz 05 (2:1) - Klubs, die nach fünf Spielen im Tabellenkeller stehen.

RB Leipzig "ein richtiges Kaliber"

Spitzenreiter RB sei "ein richtiges Kaliber", betonte Sportvorstand Jochen Schneider, "daran wollen wir uns messen." Der 49-Jährige muss es wissen, bis Ende Februar arbeitete er noch als Leiter Sport bei den Sachsen. Sein Ex-Klub habe "mit den spannendsten Kader der Bundesliga". Schwächen sehe er "eigentlich keine".

Schalke steht dagegen erst am Anfang einer Entwicklung, an deren Ende Fußball a la Leipzig stehen soll. "Es ist erfrischend, was sie spielen, da macht es Spaß zuzuschauen", betonte Schneider, der schon bei seinem Amtsantritt den RB-Stil als Vorbild bezeichnet hatte.

Der Schalker Fußball hat sich unter Wagner deutlich verändert. Frühes Attackieren, schnelles Direktspiel in die Spitze - die Handschrift des 47-Jährigen ist sichtbar und drückt sich auch in Zahlen aus: Die Spieler laufen im Schnitt pro Spiel zwei Kilometer mehr als im Vorjahr, bei Sprints ist Schalke in der Liga sogar führend. Das Ergebnis: 10:2 Tore in den letzten drei Spielen.

Erstaunlich ist dabei, dass Wagner diesen Aufschwung fast ausschließlich mit dem Personal herbeigeführt hat, das schon in der katastrophalen Vorsaison auf dem Platz stand. Den Unterschied bringen die damals völlig verunsicherten Krisenkicker, die jetzt plötzlich erfrischenden Offensivfußball spielen, auf einen Nenner: "Vertrauen". Das spürt nicht nur Amine Harit, der sich unter Wagner vom Enfant terrible zum Leistungsträger wandelte.

Auch Mittelfeldspieler Omar Mascarell, unter Tedesco meist nur zweite Wahl, lobte den neuen Coach: "Durch ihn haben wir unser Selbstvertrauen zurück." In Leipzig wird der neue Glaube an die eigene Stärke auf die Probe gestellt.