03.10.2019 08:00 Uhr

Sané bei S04: Vom Sündenbock zur Stütze

Salif Sané hat sich beim FC Schalke 04 freigeschwommen
Salif Sané hat sich beim FC Schalke 04 freigeschwommen

Beim FC Schalke 04 herrscht nach der jüngsten Siegesserie in der Fußball-Bundesliga eitel Sonnenschein. Ein Garant des königsblauen Aufschwungs ist Abwehrriese Salif Sané, der vor nicht allzu langer Zeit noch als Sorgenkind galt.

Mit einem Gewaltschuss ans Lattenkreuz setzt RB-Leipzig-Star Marcel Sabitzer nach 15 Minuten den Schlusspunkt unter die lethargische Anfangsphase des Bundesliga-Krachers gegen den FC Schalke. Sekunden später rettet Alex Nübel die Knappen mit einer irren Doppelparade vor dem erwarteten Rückstand - dann folgt der große Auftritt von Salif Sané. 

Erst beweist Schalkes Abwehrhüne gegen drei Leipziger Nerven aus Stahl, macht im perfekten Moment den Schritt nach vorn und erstickt den Brandherd im Keim, dann ist es der Senegalese, der eine S04-Ecke nach 29 Minuten zum 1:0 vollendet, damit den Weg für den überraschend klaren 3:1-Erfolg der Königsblauen ebnet und Schalkes Comeback in der Spitzengruppe des deutschen Oberhauses einleitet. Mausgrau ist strahlendem Königsblau gewichen: In Gelsenkirchen und bei Sané.

Der Start des Rechtsfußes wies allerdings einige Hürden auf. Als sich Schalke im Sommer für gerade einmal sieben Millionen Euro die Dienste von Sané sicherte, blickte die halbe Liga neidisch in den Ruhrpott. Schließlich hatte sich Sané in fünf Jahren bei Hannover 96 eindrucksvoll für höhere Aufgaben empfohlen. 

Vor allem die Kopfballstärke des Verteidigers sollte zum großen Pfund werden. Angeführt von S04-Legende Naldo glänzten die Knappen bereits in der Vizemeister-Saison 2017/18 offensiv wie defensiv durch enorme Stärke nach ruhenden Bällen. In Fankreisen kursierten bereits Träume von absoluter Lufthoheit, die Realität sah jedoch anders aus: Schalke kassierte reihenweise Gegentore und fand sich schnell im Abstiegskampf wieder.

Statistik des Debütjahres beim FC Schalke 04 spricht eher für Sané

In Sané war schnell ein Sündenbock ausgemacht, ein Blick auf die Statistik nimmt den 29-Jährige jedoch in Schutz. Mit 78 Prozent gewann der senegalesische Nationalspieler die meisten Luftzweikämpfe aller Bundesliga-Kicker, mit 69 Prozent gewonnener Gesamtduelle musste er nur BVB-Youngster Dan-Axel Zagadou (70 Prozent) den Vortritt lassen.

Dass drei Fehler Sanés zu Gegentoren führten, trübt die Bilanz, ist aber nicht außergewöhnlich schwach. Allein 55 Gegentreffer in der Liga lassen sich dennoch nicht unter den Tisch kehren. Zur von den Medien prognostizierten Trennung nach nur einer Spielzeit kam es allerdings nicht. Zum Glück für die Knappen.

Nachdem er den Ausklang der Saison 2018/19 mit einigen Blessuren sowie Großteile der Vorbereitung auf die laufende Spielzeit durch die Teilnahme am Afrika-Cup verpasste, fand sich Sané an den ersten beiden Spieltagen zwar noch auf der Bank wieder, seit der dritten Runde ist das Abwehrass allerdings gesetzt. Ein positiver Effekt ist nicht von der Hand zu weisen: Dem 0:0 gegen Gladbach und der 0:3-Heimpleite gegen den FC Bayern folgten mit Sané vier Siege - darunter der Erfolg gegen die zuvor ungeschlagenen Leipziger. 

Sané als Stütze des Erfolgs des FC Schalke 04

Dass der Lauf mit der Rückkehr von Sané in die Startelf zusammenhängt, scheint kein Zufall zu sein. Beim 2:1 gegen den 1. FSV Mainz glänzte er mit einer perfekten Zweikampfquote (100 Prozent), gegen Paderborn (5:1) und Leipzig (3:1) traf der Defensivspieler per Kopf.

Hinzu kommt eine offenbar neu entdeckte Qualität des Senegalesen. Gegen RB zeigte Sané ungeahnte Stärken im Spielaufbau. Beschränkte sich der Verteidiger bislang meist auf kurze Pässe, zauberte er gegen die Sachsen reihenweise lange Seitenwechsel und Vertikalbälle aus dem Fuß.

Dem Lauf droht allerdings ein jähes Ende. Derzeit kann Sané mit Rückenbeschwerden nicht am Schalke-Training teilnehmen, ob ein Ausfall gegen den 1. FC Köln (Samstag, 18:30 im LIVE-Ticker) droht, ist noch unklar. Ganz Schalke dürfte allerdings die Daumen für eine baldige Genesung der neuen Abwehrstütze drücken.

Marc Affeldt