22.09.2020 09:38 Uhr

Wird Bayerns Rekord-Youngster der "neue Perisic"?

Schrieb Vereinsgeschichte beim FC Bayern: Jamal Musiala
Schrieb Vereinsgeschichte beim FC Bayern: Jamal Musiala

Beim 8:0 gegen den FC Schalke 04 avancierte Jamal Musiala zum jüngsten Bundesliga-Torschützen in der ruhmreichen Geschichte des FC Bayern München. Zwar gilt der 17-Jährige als Ausnahmetalent. Ob er kurzfristig eine Perspektive im Profi-Kader hat, ist aber fraglich. Die Pläne von Trainer Hansi Flick sprechen dagegen.

Der größte Moment in der noch jungen Karriere von Jamal Musiala nahm am linken Schalker Strafraumeck seinen Lauf.

Dort schnappte sich der eher schmächtige Jungspund des FC Bayern in der 81. Spielminute des Bundesliga-Eröffnungsspiels den Ball, zog unwiderstehlich an seinem Gegenspieler vorbei nach innen und brachte das Spielgerät mit dem rechten Fuß zum 8:0 im Tor unter - der Schlusspunkt der Münchner Gala gegen bemitleidenswerte (und zumindest an diesem Abend bundesligauntaugliche) Knappen. Und zwar einer mit historischer Bedeutung.

Musiala, zum Zeitpunkt des Treffers gerade einmal 17 Jahre und 205 Tage alt, löste Roque Santa Cruz als jüngster Torschütze der Vereinsgeschichte ab. 21 Jahre hatte der Rekord des paraguyanischen Ex-Publikumslieblings zuvor gehalten.

Lobeshymnen für Jamal Musiala beim FC Bayern

Das umjubelte Premierentor ist der vorläufige Höhepunkt von Musialas Raketenstart beim FC Bayern. Erst im Sommer 2019 vom FC Chelsea verpflichtet, diente sich der in Stuttgart geborene Engländer in nur sechs Monaten von der U17 in die U19 hoch. Nach der Corona-Pause durfte er dann schon regelmäßig in der U23 auflaufen und feierte mit dem Team des heutigen Hoffenheim-Trainers Sebastian Hoeneß die Drittliga-Meisterschaft.

"Fokussiert, ruhig und zurückhaltend" wirke Musiala, der neben Einsätzen für die Junioren-Auswahlteams der Three Lions auch zwei Partien für die deutsche U16 absolvierte, so Hoeneß. Doch auf dem Platz explodiere das schon in Kindertagen als Ausnahmetalent gehandelte Juwel förmlich - wie bei seinem Tor gegen Schalke.

Hansi Flick, der zuletzt immer wieder Talenten aus dem eigenen Nachwuchs zu Einsatzminuten verhalf, hatte Musiala schon lange vor seinem beeindruckenden Profi-Debüt auf dem Zettel. "Er hat im Training schon des Öfteren bewiesen, was er draufhat", lobte der Coach den Youngster nach dem Schalke-Spiel. Es sei aber noch "ein weiter Weg" für den Teenager.

FC Bayern: Wie stehen die Chancen für Jamal Musiala?

Tatsächlich sind Musialas Perspektiven in München trotz der Lobeshymnen nicht gerade rosig.

Aktuell ist er hinter Leroy Sané, Serge Gnabry und Kingsley Coman zwar vierte Kraft auf den Offensivflügeln des Rekordmeisters. Diesen Status könnte er in wenigen Wochen allerdings schon wieder verlieren.

Denn Flick wünscht sich noch einen Neuzugang für genau diese Position. Es wäre keine riesige Überraschung, wenn die Vereinsführung ihrem Triple-Trainer diesen Wunsch erfüllen würde. Mutmaßlich mit einem Spieler, der "preisgünstig" zu haben ist, wie der "kicker" zuletzt berichtete.

FC Bayern angeblich auf "Schnäppchen-Jagd"

Preisgünstig, dieses Attribut trifft auf Ivan Perisic nicht zu. Deswegen sah der FC Bayern letztlich von einer Weiterbeschäftigung des von Inter Mailand ausgeliehenen Kroaten ab. Ein zweistelliger Millionenbetrag wäre wohl als Ablöse für den 31-Jährigen fällig geworden. Zudem soll Perisics Jahresgehalt ebenfalls in diesen Regionen liegen.

Zu viel Geld für einen Backup, selbst für Deutschlands Fußball-Krösus, der wegen der Corona-Krise in der vergangenen Saison laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge "finanzielle Mindereinnahmen von circa 50 Millionen Euro" verzeichnete. Auch neuerliche Gerüchte um Chelseas Callum Hudson-Odoi dürften vor diesem Hintergrund nicht konkreter werden, zumal widersprüchliche Meldungen zu den angeblichen Wechselabsichten des englischen Nationalspielers kursieren.

Am ehesten ins Münchner Beuteschema passen würde wohl ein erfahrener Spieler, der wie Perisic vor einem Jahr bei seinem Stammverein keine ausreichende Perspektive mehr hat und auf Leihbasis kommt. Konkrete Namen werden im Umfeld des Klubs aber momentan (noch) nicht gehandelt.

Bis zum Transferschluss am 5. Oktober hat Sportvorstand Hasan Salihamidzic noch Zeit, Flick eine gute (und günstige) Lösung für die offene Planstelle zu präsentieren. Dass diese Jamal Musiala heißt, ist trotz seines Rekord-Tores unwahrscheinlich.

Tobias Knoop