Gladbach-Boss warnt: So vertreibt man FC Bayern und BVB

Am 7. Dezember entscheidet das Präsidium der DFL über die Verteilung der TV-Einnahmen der Bundesliga ab der Saison 2021/22. Bereits im Vorfeld erhitzt das Thema die Gemüter und droht, die deutsche Fußball-Landschaft zu spalten: Einige Klubs fordern eine gleichmäßigere Verteilung, das Gros der Top-Vereine will weiterhin mehr vom Kuchen abhaben. Geschäftsführer Stephan Schippers von Borussia Mönchengladbach sieht im Streit eine große Gefahr.
"Ich kann nur davor warnen, das Prinzip einer zentralen Fernsehvermarktung und einer solidarischen Verteilung der TV-Einnahmen infrage zu stellen", so Schippers im Gespräch mit der "Sport Bild". "Seit Jahren sind die Bayern und Dortmund die großen Zugpferde, national und international. Davon profitieren alle. Wenn wir eine Einzelvermarktung hätten, würden mindestens drei Viertel der 36 Vereine nur einen Bruchteil von dem kassieren, was sie aktuell über die Zentralvermarktung der beiden Ligen bekommen", konkretisiert der 53-Jährige.
Schippers sieht in der Forderung, die Einnahmen gleichmäßiger zu verteilen allerdings auch eine Gefahr für seine Gladbacher. Der FC Bayern und der BVB würden ohnehin "das Maß aller Dinge" bleiben, die Verfolger-Klubs würden allerdings geschwächt. "Wenn wir mehr Spannung an der Tabellenspitze wollen, müssen wir die Klubs stärken, die dahinter kommen. Und dürfen sie nicht durch Gleichmacherei schwächen", fordert Schippers. Zumal Gladbach oder Frankfurt bewiesen hätten, dass man "aus eigener Kraft" ins obere Drittel der Liga vorstoßen könne.
Zudem sei eine Gleichverteilung ein zweischneidiges Schwert. Schließlich könne man nicht gleichzeitig anstreben, die nationale Vorherrschaft des FC Bayern durch weniger TV-Einnahmen zu durchbrechen und andererseits erwarten, dass der deutsche Rekordmeister die Bundesliga in der Champions League herausragend zu repräsentieren. "Das ist die eierlegende Wollmilchsau", erklärt der Gladbach-Boss.
FC Bayern und BVB könnten in eine Superliga getrieben werden
Sollte es dennoch dazu kommen, dass die Einnahmen der "Zugpferde" beschnitten werden, würde dies laut Schippers die Entstehung einer europäischen Superliga befeuern. "Natürlich spielt da das Thema Superliga mit rein: Je mehr man national alles gleichmachen will, desto mehr treibt man die Topklubs, die sich eigentlich eindeutig zur Bundesliga bekennen, in diese Richtung. Deshalb muss man da sehr vorsichtig sein", sagte Schippers, der auch Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist, der "Sport Bild". Zuletzt waren Pläne über die mögliche Gründung einer europäischen Superliga mit 18 bis 20 Topklubs publik geworden.
Unterschiedliche Interessensgruppen streiten seit Wochen über Varianten zur Ausschüttung der Erlöse aus dem Verkauf der Bundesliga-Rechte im deutschsprachigen Raum (1,1 Milliarden Euro pro Saison) und der internationalen Einnahmen (um die 250 Millionen Euro pro Spielzeit). Aktuell werden 53 Prozent der TV-Einnahmen paritätisch verteilt. Der Rest wird nach sportlichen Kriterien ausgeschüttet.
"Arbeit und Leistung müssen sich lohnen!", bestätigt Schippers dieses Vorgehen und begründet: "Ich sehe eine große Gefahr, wenn es egal ist, ob ich Achter oder 14. werde. Dann wird es zum Ende einer Saison viele, viele Spiele ohne jede Relevanz geben. Das wird sich definitiv negativ auf das künftige Vermarktungsergebnis auswirken, und das wird die 1. und 2. Liga nachhaltig zurückwerfen."
Bis zum Jahresende will das DFL-Präsidium über den Verteilerschlüssel entscheiden. Bereits am Mittwoch treffen sich in Frankfurt 15 Profiklubs auf Initiative von Rekordmeister Bayern München, um auch über die TV-Erlöse zu diskutieren.