01.03.2021 13:01 Uhr

Vor BVB-Pokalknaller: Die Gründe für Gladbachs Krise

Marco Rose (l.) wechselt von Gladbach zum BVB
Marco Rose (l.) wechselt von Gladbach zum BVB

Vor dem brisanten Viertelfinalduell im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund am Dienstag (20:45 Uhr) steckt Borussia Mönchengladbach in der Krise - auch, weil der BVB-Wechsel von Trainer Marco Rose für viel Unruhe sorgt. Gladbach droht im Saison-Endspurt sogar der Sturz zurück ins Mittelmaß.

An Niederlagen ist Marco Rose nach den Misserfolgen aus den letzten Wochen bereits gewöhnt. Dass der Gladbacher Chefcoach sich am Samstag als fairer Verlierer präsentierte, obwohl seine Mannschaft bei der 2:3-Auswärtspleite gegen RB Leipzig soeben eine 2:0-Führung verspielt und einen bitteren Last-Minute-K.o. kassiert hatte, ist ihm deswegen umso höher anzurechnen.

Aber Rose reichte nach dem Abpfiff der spektakulären Partie in der Red Bull Arena ein kurzes Videostudium des Leipziger Siegtreffers durch Alexander Sörloth, um seinen Ärger über einen vermeintlich regelwidrigen Körpereinsatz des Schützen zu vergessen.

"Das Tor kann man ganz klar geben", befand der 44-Jährige - und das, obwohl er und die seinen einen Punkt aus dem Duell mit dem Tabellenzweiten gerne mitgenommen hätten, "denn er hätte in unserer Situation gutgetan".

Gladbach mit drei Niederlagen in Folge

Diese Gladbacher "Situation", von der Rose sprach, sie ist durchaus besorgniserregend. Drei Pflichtspiel-Pleiten in Folge hagelte es für die zuvor schon schwächelnde Borussia, seit Roses Wechsel zum BVB auch offiziell bekanntgegeben wurde.

In der Champions League dürfte das Aus im Achtelfinale gegen Manchester City besiegelt sein. In der Bundesliga stürzte Gladbach inzwischen auf Rang neun ab. Eine Saison ganz ohne Europapokal steht womöglich ins Haus.

Die Borussia-Profis dementieren vehement einen angeblich negativen Einfluss von Roses bevorstehendem Abgang auf ihre Leistungen. "Ich weiß, dass alle Gas geben. Dass der Trainer das Gleiche macht wie vorher auch", sagte Nationalspieler Jonas Hofmann bei "Sky". Ein Trainerwechsel wäre der "total falsche Ansatz".

Belastbar sind solche Aussagen derzeit indes kaum. Zu denken gab der mutlose Auftritt in der Königsklasse beim 0:2 gegen ManCity genauso wie die Tatsache, dass die Kräfte in Leipzig schon nach einer Halbzeit erheblich nachließen. Seine Mannschaft brauche nur ein "Erfolgserlebnis, damit wir Überzeugung gewinnen", so Rose - doch ist es wirklich so einfach?

Gladbach: Trainer-Wirbel und Wechsel-Gerüchte

Denn nicht nur Rose, dessen Entscheidung gegen Gladbach im Mannschaftskreis angeblich für böses Blut sorgte, liefert ohne viel eigenes Zutun beständig ablenkende Schlagzeilen.

Auch um Spieler wie Hofmann, Mittelfeld-Stratege Florian Neuhaus oder Angreifer Marcus Thuram gab es zuletzt wiederholt Wechsel-Gerüchte - und damit zusätzliche Unruhe am sonst häufig eher beschaulichen Niederrhein.

Die Personalie Rose habe zuletzt eine "Eigendynamik" angenommen, warnte "Sky"-Experte Dietmar Hamann. Der frühere Bundesliga-Profi Michael Rummenigge sprach in seiner "Sportbuzzer"-Kolumne von einer "brandgefährlichen Situation" für Klub und Trainer. Zumal Rose auch bei Teilen der Gladbacher Fans längst jeglichen Kredit verspielt hat.

Scheidet Gladbach im Pokal gegen den zuletzt stark formverbesserten BVB aus, werde Sportdirektor Max Eberls bisheriges Bekenntnis zu Rose "einer heftigen Belastungsprobe unterzogen", schrieb der "kicker".

BVB-Duell hat "immense Wichtigkeit" für Rose und Gladbach

Denn ausgerechnet unter der Regie des zuvor so hochgelobten früheren Salzburg-Coaches droht Gladbach in der Liga erstmals seit zehn Jahren wieder eine End-Platzierung in der unteren Tabellenhälfte - und damit der, zumindest vorläufige, Sturz zurück ins Mittelmaß.

Ein Ausverkauf oder gar eine existenzbedrohende Finanzlage drohe der Borussia im Falle des Verpassens der internationalen Plätze zwar nicht, stellte Eberl zwar unlängst klar. Trotzdem bliebe ohne Europapokal-Gelder in der kommenden Spielzeit vorerst "die Situation kompliziert für alle Beteiligten" - wohl auch im Hinblick auf den Kampf um die umworbenen Leistungsträger.

Rose weiß um die "immense Wichtigkeit" des BVB-Duells, auch für ihn persönlich. Er selbst kann die brisante Gemengelage angeblich komplett ausblenden. "Die Konstellation bereitet mir überhaupt keine Schwierigkeiten. Ich bin Trainer von Borussia Mönchengladbach und habe Ziele mit dem Verein", sagte Rose.

Tobias Knoop (mit Material der dpa)