29.03.2022 13:06 Uhr

Vater von Ex-Gladbach-Star "verhaftet und gefoltert"

Ragip Xhakas Sohn Granit spielte mehrere Jahre in Gladbach
Ragip Xhakas Sohn Granit spielte mehrere Jahre in Gladbach

Ragip Xhaka, Vater des früheren Gladbach-und heutigen Arsenal-Stars Granit Xhaka, hat einem Interview Einblicke in seine bewegte Lebensgeschichte gegeben und von einem mehrjährigen Gefängnisaufenthalt berichtet.

1986 im Alter von 23 Jahren habe er in seiner Heimatstadt Pristina im damaligen Jugoslawien an einer Demonstration teilgenommen, schilderte Ragip Xhaka dem "Blick": "Wir Studenten waren nicht zufrieden mit der kommunistischen Führung, wir demonstrierten für bessere Bildung, für bessere Schlafplätze, für besseres Essen – kurzum für ein besseres Leben. Es waren friedliche Demonstrationen, bei denen wir von Anfang an von der Polizei niedergeknüppelt wurden. Sie schlugen uns, bis wir nur noch am Boden lagen."

Drei Monate später sei er plötzlich verhaftet worden, so Xhaka, dessen zweiter Sohn Taulant ebenfalls Fußball-Profi beim FC Basel ist. "Ich schlief morgens um fünf zuhause in meinem Bett. Die Polizisten kletterten über die Mauern meines Elternhauses. Meine Mutter fragte, was sie wollen. 'Ihren Sohn', antworteten sie und stürmten mein Zimmer", so Ragip Xhaka, der von einem "Schock fürs Leben" sprach.

"Man gab mir eine Sekunde Zeit, eine Hose und einen Pullover anzuziehen. Dann legte man mich in Handschellen, packte mich in den Kastenwagen und brachte mich ins Gefängnis", so Xhaka. Begründet wurde seine Haft damit, er würde sich "gegen den Staat auflehnen", erinnerte er sich.

"Ich wurde gefoltert, sechs Monate lang"

23 Stunden und 50 Minuten pro Tag habe er dann in einer winzigen Zelle mit vier anderen Männern zusammen verbracht, sagt Xhaka. "Zehn Minuten hatten wir Hofgang, durften aber wegen der Gefängnisregeln nicht mal Richtung Himmel schauen."

Aber damit nicht genug: "Ich wurde gefoltert, sechs Monate lang, jeden zweiten Tag. Man schlug mich auf die Handflächen, auf die Fusssohlen, auf die Beine, auf die Arme, auf den Oberkörper. Mit Polizei-Knüppeln, mit Schlagstöcken", berichtete Xhaka, "um ein Geständnis zu erzwingen".

Dann kam er vor Gericht. "Dort sagte ich aus, dass wir die ganze Zeit geschlagen und gefoltert werden. Es interessierte niemanden, das war alles korrupt. Ich wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt."

"Ich kannte kein Entlassungsdatum oder so"

Weil sich schließlich Amnesty International für ihn einsetzte, kam er nach dreieinhalb Jahren frei, "Ich kannte kein Entlassungsdatum oder so. Man wusste ja nie, was genau kommt. Auf einmal rief mich der Direktor und sagte: 'Du bist frei, du kannst gehen.' Man stellte mich vor die Gefängnistüre, ich war verdutzt", sagte Xhaka sr.

Nach seiner Freilassung wanderte er zusammen mit seiner Frau in die Schweiz aus. 1991 wurde dann Sohn Taulant geboren, 1992 kam Granit Xhaka zur Welt.

Der Mittelfeld-Stratege ist inzwischen Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft. Für Gladbach absolvierte Xhaka zwischen 2012 und 2016 140 Pflichtspiele. Dann wechselte er für 45 Millionen Euro zum FC Arsenal.