21.04.2022 09:18 Uhr

Nächster Rückschlag für Boateng - S04-Flop als Titelgarant

Für Jérôme Boateng läuft es seit dem Abschied vom FC Bayern nicht run
Für Jérôme Boateng läuft es seit dem Abschied vom FC Bayern nicht run

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien im Ausland. Heute im sport.de-Rampenlicht: Ein ehemaliger Superstar des FC Bayern muss um seinen Stammplatz kämpfen und ein Ex-Schalker, der zum Titelgaranten wird.

Zwischen 2000 und 2010 beherrschte Olympique Lyon den französischen Fußball: Sieben Mal wurde der Klub Meister, nie landete man außerhalb der besten Drei. Dann avancierte Paris Saint-Germain zum millionenschweren Spielzeug der katarischen Herrscher und Lyon verlor seine Vormachtstellung. Aufgrund des Abschneidens in der Saison 2019/20 verpasste man zuletzt sogar die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb.

Damit sich das nicht wiederholt, lockte man im Sommer 2021 mit Jérome Boateng einen echten Weltstar vom FC Bayern nach Frankreich. Statt der Rückkehr des Erfolgs droht nun allerdings ein historisch schlechtes Abschneiden. Derzeit belegt OL im Ligue-1-Ranking lediglich Rang acht, bleibt es dabei, steht ein Tiefpunkt ins Haus. Am Ende einer Saison war man zuletzt 1995/96 (Platz 11) schlechter.

Und Boateng? Der 33-jährige Innenverteidiger, der mit dem FC Bayern unter anderem neunmal Deutscher Meister wurde und zweimal die Champions League gewann sowie mit dem DFB-Team den WM-Titel 2014 errang, ist trotz der schwierigen Situation weit davon entfernt, Leistungsträger zu sein. Nachdem Boateng 2021 noch meist gesetzt war, verzichtet Coach Peter Bosz nach der Jahreswende mehrmals (teils aufgrund einer Scharmbeinentzündung) auf die Dienste des Routiniers. Der 19-jährige Castello Lukeba hat Boateng inzwischen den Rang abgelaufen. 

"Exzessiver Führungsanspruch" nach Abschied vom FC Bayern

Zu allem Überfluss enthüllte "L'Équipe" Mitte Februar, Boateng stoße mit seinem "exzessiven Führungsanspruch" und offener Kritik bei seinen Mitspielern an, dass er gegen Nizza nicht im Kader stand, hatte demnach disziplinarische Gründe. Bezeichnend: Lyon gewann gegen den damals Drittplatzierten mit 2:0. 

Gerüchte, zwischen Boateng und Bosz sei es zu Anspannungen gekommen, widerlegte der Übungsleiter allerdings Anfang April: Er pflege eine "sehr gute Beziehung" zu Boateng, der "gut trainiere", so der ehemalige BVB-Trainer. Kurz darauf beorderte er Boateng auch wieder in die Startformation. Beim knappen 3:2-Erfolg gegen SCO Angers strahlte der Verteidiger allerdings keine Sicherheit aus, beim 1:1 in der Europa League gegen West Ham United verschuldete Boateng das Gegentor - beide Male musste er vor dem Abpfiff seinen Platz räumen.

Dass es ohne Deutschlands Fußballer des Jahres 2016 besser läuft, bewies Lyon letztlich am vergangenen Spieltag, als Girondins Bordeaux mit 6:1 vom Platz gefegt wurde. Bosz gönnte Boateng lediglich ein paar Minuten in der unwichtigen Schlussphase.

Wie es Boateng weitergeht, steht in den Sternen. Sein Vertrag in Lyon endet 2023, sollte Olympique erneut die internationale Bühne verpassen, dürfte das durchaus üppige Gehalt Boatengs für den Klub zum Problem werden.

Ex-Schalker auf Titelkurs

Wesentlich besser läuft es derzeit für einen Stürmer, der einst beim FC Schalke 04 vergeblich sein Glück versuchte. Bernhard Tekpetey bestritt 2016/17 drei Partien für die S04-Profis, konnte sich aber nicht festspielen. Einer Leihe zum österreichischen Erstligisten SCR Altach folgte ein überzeugendes Engagement beim SC Paderborn, das Tekpetey wieder in die Reihen des FC Schalke 04 spülte. Auch im zweiten Anlauf bekam der Ghanaer allerdings keine wirkliche Chance.

Inzwischen dürfte dennoch so manch Schalker neidisch in Richtung Tekpetey schauen. Während die Knappen in der 2. Bundesliga um die Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus fighten, kickte Tekpetey 2021/22 mit dem bulgarischen Klub Ludogorets Razgrad sogar in der CL-Quali und in der Europa League. 

Auch in der Liga läuft es wie am Schnürchen: Der Klub ist kurz davor, seinen Titel aus der Vorsaison zu verteidigen - auch dank neun Toren und sieben Vorlagen Tekpeteys. Sein eigenes Meisterstück gelang dem 24-Jährigen am vergangenen Wochenende. Beim 4:1-Sieg gegen Slavia Sofia erzielte der Angreifer zwei Tore und bereitete einen Treffer vor.

Der Wechsel in die vermeintliche Fußball-Provinz Bulgarien zahlt sich für Tekpetey also aus. 2022/23 dürfte man erneut die Chance bekommen, sich für die Champions League zu qualifizieren. Davon kann man beim FC Schalke 04 nur träumen.

Marc Affeldt