13.05.2022 20:04 Uhr

Noch lange nicht stabil: Das sind Herthas Zitter-Gründe

Felix Magath (r.) und Hertha BSC treten beim BVB zum Endspiel um den Klassenerhalt an
Felix Magath (r.) und Hertha BSC treten beim BVB zum Endspiel um den Klassenerhalt an

Im Kampf um den Klassenerhalt hat Hertha BSC weiter alles in der eigenen Hand. Dennoch zittern die Berliner vor dem Saisonfinale beim BVB. Die zwei vergebenen Matchbälle gegen Bielefeld und Mainz haben Spuren hinterlassen.

In seinen 502 Bundesligaspielen als Chefcoach hat Felix Magath schon alles erlebt. Und doch bringt der anstehende Abstiegsshowdown bei Borussia Dortmund den erfahrenen Trainer von Hertha BSC ein wenig aus der Ruhe.

"Ich werde die Nacht vor dem Spiel kaum schlafen", verriet Magath im Vorfeld. Der Altmeister weiß: Seine Mannschaft hat am Samstag (15:30 Uhr/Sky) einiges zu verlieren, nach zwei unnötig hergeschenkten Matchbällen gegen Arminia Bielefeld (1:1) und Mainz 05 (1:2) zittern die Berliner weiter um den Verbleib in der 1. Bundesliga.

Dabei haben es die Herthaner selbst in der Hand, ein mickriger Punkt würden für den Klassenerhalt reichen. Andernfalls droht die Relegation, mögliche Gegner dort wären Werder Bremen, der HSV oder Darmstadt 98.

"Ich sehe einen Grund für Hoffnung, weil wir uns stabilisiert haben. Das Minimalziel haben wir erreicht - jetzt wollen wir das Maximalziel erreichen", erklärte Magath zwei Tage vor dem Gastspiel beim BVB. Er sei "leicht angespannt und nervös", aber das sei er vor jedem Spiel, versicherte der 68-Jährige.

Drei Zähler Vorsprung auf den VfB Stuttgart nehmen die Berliner mit ins Saisonfinale, das Torverhältnis spricht jedoch für die Schwaben. Für Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic braucht es aber "keine Brandrede" mehr, um die Spieler einzuschwören. "Jeder weiß, worum es geht. Es gilt jetzt, Zuversicht und Selbstbewusstsein auszustrahlen", stellte der Funktionär klar.

Magath warnt Hertha BSC: "Den Verein muss man grunderneuern"

Helfen könnte Linienchef Magath, dass er in der Hauptstadt erstaunlich schnell ein funktionierendes Spieler-Gerüst entwickelt hat. Die Zeiten, in denen sich die Alte Dame ihren Gegnern nahezu wehrlos ergab, sind vorbei.

Manch einem zuvor unglücklichen Profi hat das Trainer-Urgestein zu neuem Rückenwind verholfen: Spieler wie Lucas Tousart, Kevin-Prince Boateng und Davie Selke blühten zuletzt auf.


Mehr dazu: Die Gewinner und Verlierer unter Magath bei Hertha BSC


Dass bei der Hertha trotzdem noch einiges im Argen liegt, verdeutlichte Magath am Mittwochabend auf einer Medienveranstaltung des Berliner Verlags.

"Den Verein muss man grunderneuern", stellte der als Retter verpflichtete Übungsleiter klar. Denn neben sportlichen Problemen lähmen den Klub die wiederkehrenden Querelen in der Führungsebene seit Jahren.

Präsident Werner Gegenbauer, Investor Lars Windhorst, Sportvorstand Fredi Bobic: Sie alle waren zuletzt immer wieder aneinandergeraten, trugen ihre Differenzen bezüglich der Ausrichtung des Klubs zum Teil auch in der Öffentlichkeit aus. Für Magath unliebsame Nebenkriegsschauplätze.

Hertha BSC: Magath lässt seine Zukunft offen

Zunächst einmal steht nun aber der Ligaverbleib im Vordergrund. Gelingt dieser, absolviert Magath in Dortmund sein (vorerst) letztes Spiel als Hertha-Trainer.

"Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, was ab Sonntag kommen würde. Ich bin voll fokussiert auf Samstag", betonte der 68-Jährige am Donnerstag.

Wichtig ist Magath vor allem, dass seine Schützlinge beim BVB wieder als geschlossene Einheit auftreten. Beim 1:2 gegen Mainz hatten zu viele Akteure die Grundordnung verlassen, plötzlich wirkte das Team wieder instabil.

Wunderdinge kann eben auch Magath nicht vollbringen. Über den Zustand des Kaders sagte er kürzlich: "Diese Mannschaft war keine Mannschaft. Wir haben zwei bis drei sehr gute ausländische Spieler im Kader, die aber noch keine Wurzeln in Berlin geschlagen haben. Dann haben wir zwei bis drei gute deutsche Spieler, die gerne hier sind, aber qualitativ noch zulegen müssen."

Heißt auch: Der Klassenerhalt allein wird nicht reichen, um all die Baustellen der Hertha beheben zu können. Er würde den zwingend notwendigen Neustart allerdings erheblich erleichtern.

Und Felix Magath könnte endlich mal wieder ruhig schlafen.

Heiko Lütkehus (mit "AFP"-Material)