05.08.2022 19:25 Uhr

Fünf Thesen zur neuen Saison des FC Bayern

Sadio Mané (2.v.l.) gilt als großer Hoffnungsträger beim FC Bayern
Sadio Mané (2.v.l.) gilt als großer Hoffnungsträger beim FC Bayern

Der FC Bayern startet wieder einmal als der große Topfavorit in die neue Bundesliga-Saison. Am Freitagabend legen die Münchner mit dem Gastspiel bei Eintracht Frankfurt los (ab 20:30 Uhr im sport.de-Liveticker). Wie verkraftet der Rekordmeister den Weggang von Robert Lewandowski? Wie schlagen die Neuverpflichtungen um Sadio Mané und Matthijs de Ligt ein? Ballert sich der FC Bayern zur elften Meisterschaft in Serie? Wir haben die fünf steilen Thesen zum Liga-Start der Münchner.

  • These 1: Bayerns Alleinherrschaft endet nach zehn Jahren

Seit zehn Jahren kennt die Bundesliga keinen anderen Meister mehr als den FC Bayern. Die Schale auch zum elften Mal in Serie und zum 33. Mal insgesamt nach München zu holen, ist das erklärte Minimalziel der Münchner auch zur kommenden Saison. 

Allerdings verdichteten sich zuletzt die Anzeichen, dass die Spielzeit 2022/2023 einen Einschnitt bedeuten kann. Der spektakuläre Abschied von Robert Lewandowski, die aufrüstende Konkurrenz aus Dortmund, Leipzig oder Leverkusen, die Sättigung einzelner Starspieler im Kader: Argumente, die für eine Entthronung der Bayern in der neuen Saison sprechen, gibt es einige. 

Sollte der BVB das anhaltende Verletzungspech der jüngeren Vergangenheit überwinden und unter Cheftrainer Edin Terzic schnell zu seiner Topform finden, stehen die Chancen für die Schwarz-Gelben vielleicht so gut wie lange nicht, die Schale nach 2012 mal wieder nach Dortmund zu holen.    

  • These 2: Robert Lewandowski wird schmerzlich vermisst

Die Bayern-Verantwortlichen wurden zuletzt nicht müde zu betonen, dass der Abschied des zweitbesten Torjägers der Vereinsgeschichte auch viele Chancen birgt: Gleich mehrere FCB-Stars um Serge Gnabry oder Leroy Sané hoffen darauf, aus dem Schatten des abgewanderten Superstars treten zu können.

Das Komplettpaket, welches Robert Lewandowski über acht Jahre hinweg im Trikot des FC Bayern anbot, wird aber schlichtweg nicht zu ersetzen sein. Die Konstanz des Polen, seine Ball- und Abschlusssicherheit, seine Professionalität und Seriosität, seine fußballerischen Qualitäten im und außerhalb des Strafraums sowie die unbändige Gier nach Toren und Erfolg suchen ihresgleichen. 

In der abgelaufenen Saison erzielte der Mittelstürmer 50 Pflichtspieltore, in 2020/2021 waren es 48 Treffer und davor 55 Tore. Absolut herausragende Quoten, die auf diese Weise keinem aktuellen Spieler im Bayern-Dress mehr zugetraut werden können. Sollten die Münchner nicht gleichzeitig in der Defensive deutlich stabiler stehen, wird sich der Lewandowski-Abschied auch am Tabellenplatz beziffern lassen. 

  • These 3: Julian Nagelsmann übersteht die Saison nicht als Bayern-Trainer

Das erste Jahr als Bayern-Trainer endete für Julian Nagelsmann mit seiner persönlich ersten Meisterschaft in der Bundesliga, allerdings auch mit dem bitteren Aus sowohl im DFB-Pokal gegen Gladbach als auch in der Champions League gegen Villarreal. 

In diesem Jahr muss mehr kommen von seinen Mannen, sonst wird es auch für den 35-Jährigen selbst womöglich eng. Bayerns Cheftrainer weiß das, übt sich in Zweckoptimismus: "Ich weiß, dass wir das gut hinbekommen werden. Die Jungs sind top motiviert und machen einen guten Eindruck."

Klar scheint aber: Folgt im zweiten Nagelsmann-Jahr erneut "nur" ein Titel, dürfte es eng werden. "Den Druck mache ich mir selber, dass wir erfolgreicher sind als in der letzten Saison. Dass wir konstanter spielen", stellte er klar und wurde zuletzt nicht müde zu betonen, dass er sein Team nominell trotz des Lewandowski-Abgangs besser aufgestellt sieht als vor einen Jahr.

  • These 4: Jamal Musiala wird der Aufsteiger der Saison

In seinem dritten Jahr bei den Bayern-Profis will Jamal Musiala den endgültigen Durchbruch schaffen. Bisher glänzte der 19-Jährige überwiegend als Einwechselspieler, kam in 18 der 30 Saisonspiele in 2021/2022 als Joker. Jetzt will er endlich Stammspieler werden - und ja: Die Chancen für den deutschen Nationalspieler stehen gar nicht schlecht. 

Setzt Musiala die von Nagelsmann eingeforderten Verbesserungen im Spiel gegen den Ball um und behält seine Leichtigkeit mit dem Spielgerät am Fuß bei, wird der Cheftrainer noch deutlich häufiger auf den Youngster setzen als zuvor. Seine Flexibilität - Musiala spielte beim FC Bayern schon auf fast allen Mittelfeld-Positionen - wird ihm dabei entgegenkommen. 

Schöpft der gebürtige Stuttgarter sein Potenzial aus, könnte er selbst Star-Neuzugang Sadio Mané nachhaltig die Show beim Rekordmeister stehlen.

  • These 5: Serge Gnabry wird der Absteiger der Saison

Wo es Gewinner gibt, sind gleichzeitig auch Verlierer nicht weit. Dieser könnte in der neuen Saison Serge Gnabry heißen. In der Sturmzentrale muss er sich hinter Sadio Mané anstellen, auf den Außenbahnen wird es gegen Leroy Sané und Kingsley Coman erneut einen heißen Konkurrenzkampf geben. 

Gnabry darf sich nach seiner Vertragsverlängerung keine Schwächeperioden leisten, ansonsten droht ihm unter Nagelsmann die Bank. Zuletzt traf Gnabry 14 Mal in der Bundesliga für die Münchner und stellte damit einen Karrierebestwert auf. Die Fallhöhe in diesem Jahr ist daher umso höher.

Mats-Yannick Roth