14.09.2022 14:52 Uhr

So viel BVB steckt in Manchester City

Gleich vier ehemalige BVB-Stars spielen bei Manchester City
Gleich vier ehemalige BVB-Stars spielen bei Manchester City

Wenn Borussia Dortmund am Mittwochabend (21 Uhr) in der Champions League auf Manchester City trifft, gibt es nicht nur ein frühes Wiedersehen mit Torjäger Erling Haaland, sondern auch gleich noch mit drei anderen früheren BVB-Stars, deren Erfahrungen bei den Schwarz-Gelben in ganz unterschiedlicher Weise beim englischen Premier-League-Klub eingeflossen sind oder noch einfließen werden.

  • Sergio Gómez, der Unterschätzte

Gómez stand zwischen Anfang 2018 und Sommer 2021 beim BVB unter Vertrag
Gómez stand zwischen Anfang 2018 und Sommer 2021 beim BVB unter Vertrag

Hätte man beim BVB im Sommer 2021, als man Sergio Gómez für 2,5 Millionen Euro zum RSC Anderlecht ziehen ließ, geahnt, dass der Linksverteidiger ein Jahr später für mehr als das Fünffache zu Manchester City weiterzieht, hätte man möglicherweise noch einmal genauer hingeschaut. 

Doch offenbar traute man dem vor viereinhalb Jahren aus der Barca-Akademie verpflichteten Linksverteidiger den Durchbruch in Dortmund nicht mehr zu. Chancen hatte der junge Spanier in der Bundesliga allerdings kaum, obwohl die linke Abwehrseite in den letzten Jahren nicht selten eine Problemstelle war.

Gerade einmal drei Kurzeinsätze mit insgesamt fünf Spielminuten standen am Ende seiner BVB-Zeit zu Buche. Die meisten Erfahrungen sammelte Gómez noch in der Zweitvertretung, zwischenzeitlich war er für zwei Jahre an SD Huesca ausgeliehen, wurde spanischer Zweitligameister.

Nachdem beim BVB weder Peter Stöger noch Lucien Favre, Edin Terzic oder Marco Rose etwas mit dem linken Abwehrmann anzufangen wussten, durfte er in Anderlecht endlich zeigen, was er drauf hat. Herausragende fünf Tore und zwölf Vorlagen sorgten schließlich dafür, dass er bei ManCity auf dem Radar landete.

Dort spielte Gómez zuletzt in der Champions League über die volle Distanz beim 4:0-Erfolg beim FC Sevilla. Ob er gegen den BVB zeigen darf, was in ihm steckt, ist noch offen. Seine Erinnerungen an Dortmund sind zwar nicht von Unmut gezeichnet. "Ich würde sagen, meine früheren Vereine haben mich zu einem reiferen und erfahrenen Spieler werden lassen", sagte Gómez zuletzt rückblickend. Dennoch scheint es möglich, dass Pep Guardiola auf den Extraschub setzt, den Gómez gegen seinen Ex-Klub mitbringen dürfte.

  • Ilkay Gündogan, der Strippenzieher

Gündogan spielte von 2011 bis 2016 beim BVB
Gündogan spielte von 2011 bis 2016 beim BVB

Es ist schon lange her, dass Ilkay Gündogan zuletzt das BVB-Trikot trug, genau genommen mehr als sechs Jahre. Nach fünf starken Saisons in Dortmund, in denen der heute 31-Jährige zum Nationalspieler reifte, sorgte eine schwere Verletzung der Kniescheibe dafür, dass der Mittelfeldmann nicht nur die letzten Spiele für die Borussia verpasste, darunter das DFB-Pokalfinale 2016, das die Dortmunder im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern verloren, sondern auch die EM.

Zu ManCity wechselte Gündogan vor allem wegen Pep Guardiola, wie er betonte. Dabei hatte er beim BVB schon unter zwei Top-Coaches Erfahrungen sammeln können: Jürgen Klopp, mit dem er zusammen das Double 2011/12 bejubeln durfte, und Thomas Tuchel. Seine Rolle als Schlüsselspieler, die er beim BVB innehatte, nahm er bei den Citizens erst ab der Saison 2017/18 ein, weil ihn ein Kreuzbandriss Ende 2016 zuvor zurückgeworfen hatte.

Fortan setzte Guardiola verstärkt auf den Strippenzieher im zentralen Mittelfeld, den er in der Vergangenheit aufgrund seiner Übersicht, seiner starken Zweikampfwerte und seines Gespürs für den passenden Spielrhythmus, das er beim BVB unter Klopp perfektioniert hatte, als "außergewöhnlich" und "einen der besten Transfers der Klub-Geschichte" bezeichnete. 

Gündogan selbst kann den Mittwochabend kaum erwarten. "Ich bin sehr dankbar, wie viel mir der Verein gegeben hat. Ich fühle mich privilegiert, dass ich für Dortmund gespielt habe", sagte er im Vorfeld der Partie.


Manchester City empfängt den BVB: Ab 21 Uhr im Live-Ticker bei sport.de


  • Manuel Akanji, der Ungewollte

Akanji verteidigte zwischen Anfang 2018 und Sommer 2022 beim BVB
Akanji verteidigte zwischen Anfang 2018 und Sommer 2022 beim BVB

Sollte Manuel Akanji Spielminuten gegen den BVB bekommen, dürfte er mit einer Portion Wut im Bauch antreten. Der nach den Transfers von Nico Schlotterbeck und Niklas Süle aussortierte Innenverteidiger, dessen Abschied sich bis zum Deadline Day hinzog, fühlte sich zuletzt ungerecht behandelt, wie er dem Schweizer "Blick" mitteilte. 

Man habe in Dortmund "Sachen über mich behauptet, die einfach nicht stimmten", sagte Akanji unter anderem. Er habe mit dem BVB "nie über Zahlen geredet. Es ging mir nie ums Geld. Ich fand es krass, dass mir das aus dem Nichts vorgeworfen wurde."

Außerdem hätte das Leistungsprinzip "nicht mehr gezählt". Dabei gehörte Akanji in den letzten Jahren meist zu den Stammkräften, auch wenn seine Darbietungen nicht immer fehlerfrei waren. 

Edin Terzic jedenfalls konterte die Worte des Schweizers vor Kurzem. "Er hat uns gesagt, dass er den Verein verlassen möchte, und wir haben die Entscheidung getroffen, zwei neue Innenverteidiger zu holen", erklärte der Trainer. Weil Akanji dann nicht mehr spielte, sei es zwischenzeitlich "keine leichte Situation" gewesen, "weder für Manu noch für uns". 

Pep Guardiola lobte Akanji derweil vor dem brisanten Wiedersehen. Der 27-Jährige, habe "sich schnell angepasst. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben", so Akanjis neuer Trainer, der den Innenverteidiger für sein Aufbauspiel lobte, das dieser beim BVB über die Jahre weiter verbessert hatte. 

Gegen den BVB soll Akanji, der 17,5 Millionen Euro kostete und auch als Reaktion auf die Verletzung von Aymeric Laporte geholt wurde, auch eine Art Trumpf sein. "Sie kennen diese Spieler besser, als ich diese Spieler kenne. Das kann ein Vorteil sein. Also kann das vielleicht für uns funktionieren", sagte Guardiola im Vorfeld der Partie über Haaland und Akanji.

  • Erling Haaland, der Überflieger

Haaland sorgte zwischen Anfang 2020 und Sommer 2022 für Tore beim BVB
Haaland sorgte zwischen Anfang 2020 und Sommer 2022 für Tore beim BVB

Die Tormaschine macht bei Manchester City dort weiter, wo sie beim BVB aufgehört hat. Egal ob gegen tiefstehende Gegner oder mitspielende Top-Teams: Erling Haaland ist zur Stelle und dürfte es auch gegen sein ehemaliges Team wieder sein. "Er war sehr glücklich nach der Auslosung", verriet Haalands neuer Teamkollege Ilkay Gündogan und fügte an: "Für ihn wird es noch etwas außergewöhnlicher sein, weil er 95 Prozent der Mannschaft kennt."

Das dürfte für die Schwarz-Gelben Fluch und Segen zugleich sein, insbesondere weil die Abwehrzentrale um die Neuzugänge Nico Schlotterbeck und Niklas Süle bislang nur wenig Erfahrung in der Verteidigung gegen den Überflieger sammeln konnte, der wettbewerbsübergreifend bereits bei zwölf Toren in acht Spielen steht. 

Anders als in Dortmund kommt in Manchester Haalands Qualität nach Flanken deutlich mehr zum Tragen. Der 1,95-Meter-Mann wird aktiv gesucht, die BVB-Verteidigung dürfte gewarnt sein. Bei der Borussia waren es überwiegend Kontersituationen, die der blitzschnelle und torgefährliche Norweger erfolgreich für sich nutzte. 

Edin Terzic versprach, man werde "alles tun, ihn aufzuhalten". Ob der BVB-Coach dieses Versprechen halten kann, ist fraglich.

Chris Rohdenburg