13.01.2023 17:10 Uhr

"Leistungsexplosion" oder weg? Coman am Scheideweg

Kingsley Coman erlebt beim FC Bayern bisher eine enttäuschende Saison
Kingsley Coman erlebt beim FC Bayern bisher eine enttäuschende Saison

Kingsley Coman ist mittlerweile einer der dienstältesten Profis beim FC Bayern, nur Thomas Müller und Manuel Neuer sind länger dabei. Eine Hauptrolle spielt der verletzungsanfällige Angreifer beim deutschen Rekordmeister jedoch (wieder einmal) nicht. Trennen sich die Wege im Sommer?

Zugegeben - ein Torjäger war Kingsley Coman noch nie. So berüchtigt seine Tempodribblings auf der Außenbahn von jeher sind, so überschaubar war stets seine Trefferquote. Mehr als sechs Erfolge im selben Wettbewerb gelangen ihm nie.

Dass der französische Nationalspieler beim FC Bayern dennoch stets über jeden Zweifel erhaben war, lag an seiner außergewöhnlichen Antrittsschnelligkeit, die speziell gegen tiefstehende Gegner zur Waffe wurde.

In der Saison 2022/2023 konnte Coman sein Spitzentempo aber nur selten zur Schau stellen. Und sein Trefferkonto ist mit bislang einem mickrigen Törchen in 17 Einsätzen selbst für seine Verhältnisse erschreckend schwach.

Eine Situation, mit der weder Spieler, noch Verein glücklich sein können, schließlich haben beide Seiten ihre Zusammenarbeit erst im vergangenen Januar langfristig bis 2027 ausgeweitet.

Wenig Selbstvertrauen und brutale Konkurrenz beim FC Bayern

Zuletzt war Coman in München allerdings nur noch Nebendarsteller. Zwar betont Trainer Julian Nagelsmann regelmäßig, wie wichtig der 26 Jahre alte Flügelflitzer für die Mannschaft sei, in seiner Startelf fand er jedoch kaum einmal Platz für ihn.

Freilich ist die Konkurrenz an der Säbener Straße gigantisch, an Könnern wie Serge Gnabry, Leroy Sané oder Sadio Mané ist kein leichtes Vorbeikommen. Zudem warfen zwei Sperren und ein Muskelfaserriss Coman immer wieder aus der Bahn.

Wenn er dann doch mal randurfte, blieb der gebürtige Pariser aber zu häufig hinter den Erwartungen zurück. Entsprechend wenig Selbstvertrauen strahlte Coman in den letzten Monaten aus.

Da schien die WM in Katar für den französischen Auswahlspieler gerade recht zu kommen, um aus dem unbefriedigenden Bundesliga-Alltag auszubrechen und neuen Mut zu fassen. Doch bekanntlich kam alles anders.

Von Nationaltrainer Didier Deschamps zuvor nur gelegentlich als Joker eingesetzt, wurde Coman im WM-Finale gegen Argentinien zur tragischen Figur, als er im Elfmeterschießen vergab und so die bittere Endspiel-Pleite einleitete. Unsägliche rassistische Beschimpfungen im Netz waren die Folge.

FC Bayern soll "Leistungsexplosion" von Coman erwarten

Ohne Rückenwind kehrte Coman deshalb in die Vorbereitung auf die Restsaison zum FC Bayern zurück. Zwar präsentierte sich der bereits seit 2015 für den deutschen Branchenführer spielende Angreifer im Trainingslager in Katar durchaus motiviert, im Kampf um einen Stammplatz ist er wohl dennoch nur Herausforderer.

Wie der "Bild"-Podcast "Bayern Insider" enthüllt hat, sind beide Seiten mit dem Status quo "nicht zufrieden". Von Vereinsseite erwarte man in nächster Zeit eine "Leistungsexplosion", immerhin habe man Coman erst im Vorjahr ein langfristiges, extrem gut dotiertes Arbeitspapier gegeben.

Stolze 20 Millionen Euro p.a. soll der 26-Jährige seither einstreichen, damit zählt er zu den Top-Verdienern im Kader. Daher wolle der FC Bayern von Comans Qualitäten "ein bisschen mehr" sehen, heißt es.

Coman-Abschied vom FC Bayern nicht ausgeschlossen

Bleibt ein Aufschwung aus, ist eine Neubewertung der Zusammenarbeit im Sommer alles andere als ausgeschlossen, Vertragslaufzeithin oder her.

Passend dazu hat der Champions-League-Finalheld von 2020 erst kürzlich seine Berater-Agentur gewechselt, was in der Szene nicht selten als Indiz für einen Abschiedswunsch gewertet wird.

Erste Gerüchte haben sogar schon die Runde gemacht. Sowohl der FC Chelsea als auch der AC Mailand sollen mit einem Spielertausch liebäugeln, im Gespräch waren bzw. sind Christian Pulisic und Rafael Leao.

Sonderlich wahrscheinlich ist ein solcher Deal indes nicht. Dem Vernehmen nach würde der FC Bayern Coman im Fall der Fälle lieber zu Geld machen wollen, eine Ablöse von bis zu 100 Millionen Euro wurde gehandelt.

Derartige Summen wären voraussichtlich nur für Interessenten aus der schwerreichen Premier League zu stemmen - und wie es der Zufall will, gilt die englische Elite-Liga als Comans Wunschziel.

Bewährungschance für Kingsley Coman in Leipzig?

Zunächst hat der Hochgeschwindigkeitsfußballer allerdings noch die Gelegenheit, sich in München für mehr als die Rolle des Nebendarstellers zu empfehlen.

Coman dürfte darauf hoffen, im Auftakt-Kracher der Bundesliga gegen RB Leipzig am kommenden Freitag (20. Januar) von Coach Nagelsmann ein Startelf-Mandat zu erhalten, um auf großer Bühne Werbung in eigener Sache machen zu können.

Eine Verbesserung der Torquote wäre dabei sicher ein guter Anfang.

Heiko Lütkehus