01.02.2023 06:32 Uhr

Das sind die drei größten Brandherde beim FC Bayern

Beim FC Bayern herrscht momentan dicke Luft
Beim FC Bayern herrscht momentan dicke Luft

Nach drei 1:1-Unentschieden zum Jahresbeginn schrillen beim FC Bayern die Alarmsirenen. Auf und neben dem Platz gibt der Rekordmeister aktuell nicht das beste Bild ab. Die drei größten Brandherde im Überblick!

Eine Englische Woche hat gereicht, um den Titelkampf in der Fußball-Bundesliga wieder spannend zu machen. Während die Konkurrenz fleißig punktete, tat sich Tabellenführer Bayern München gegen RB Leipzig, den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt ungewohnt schwer, drei Remis waren die Folge.

Ausgerechnet jetzt, wo den Münchnern wegweisende Spiele in allen Wettbewerben bevorstehen, darunter das knifflige Pokal-Achtelfinale bei Mainz 05 (Mittwoch ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker), offenbaren die Schützlinge von Trainer Julian Nagelsmann zahlreiche Probleme.

1. Die Offensive des FC Bayern lahmt

Schon im Herbst steckte der deutsche Branchenprimus in einem Zwischentief, als vier Liga-Begegnungen in Folge nicht gewonnen wurden (drei Unentschieden, eine Niederlage). Doch der FC Bayern befreite sich aus der Misere und legte im Anschluss eine beeindruckende Serie hin.

Allerdings: Damals vergab das Starensemble reihenweise beste Gelegenheiten, die sie jetzt gar nicht mehr haben. In der ersten Schwächephase hatten sie 24 Torschüsse pro Spiel, jetzt nur noch 14. Statt wie vor einigen Monaten noch sechs Großchancen in einer Partie haben sie noch eine einzige. "Das ist das, was ich kritisch sehe", legte Joshua Kimmich den Finger in die Wunde.

Noch düsterer bewertete Vorstandsboss Oliver Kahn die jüngsten Darbietungen: "Objektiv fällt auf, dass das zwei Mannschaften sind. Das war die Mannschaft vor der Weltmeisterschaft. Und das ist jetzt die Mannschaft nach der Weltmeisterschaft. Der Unterschied zum Herbst ist ersichtlich, da hatten wir unglaublich viele Torchancen und haben einfach die Tore nicht gemacht. Jetzt ist das nicht der Fall."

Neben dem weiterhin fehlenden Goalgetter der Kategorie Robert Lewandowski scheint auch der Ausfall von Sadio Mané schmerzhafter gewesen zu sein als zunächst gedacht. Immerhin: Der Senegalese soll bald wieder auf dem Platz stehen.

Dennoch wächst im Vereinsumfeld der Unmut. Ex-Boss Uli Hoeneß zeigte sich im "kicker" von der Negativ-Entwicklung "enttäuscht" und forderte "eine deutliche Steigerung mit Blick auf die Ziele, die wir erreichen wollen".

2. FC Bayern wird wieder zum "FC Hollywood"

Nicht nur der Stolperstart ins neue Jahr beschäftigt den FC Bayern intensiv, es herrscht auch wieder einmal reichlich Unruhe an der Säbener Straße.

Als gäbe es nicht schon genug Probleme, sorgte Angreifer Serge Gnabry mit seinem Kurztrip nach Paris auf die Fashion Week vor dem Köln-Spiel für reichlich Wirbel.

Sportvorstand Hasan Salihamidzic machte keinen Hehl aus seinem Ärger über den Ausflug. "Das ist amateurhaft, das ist genau das, was nicht Bayern München ist, irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat. Ein freier Tag ist dazu da, sich auszuruhen, um beim nächsten Spiel Gas geben zu können", schimpfte der Funktionär nach dem Heim-Remis gegen Köln.

Zuvor hatte auch der sowieso gereizt wirkende Trainer Nagelsmann sein Missfallen kundgetan und Leistung gefordert, Gnabry lieferte jedoch nicht und verlor schließlich seinen Platz in der Anfangsformation.

Auch die Posse um den plötzlichen Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic nährte das Image des "FC Hollywood", ebenso wie das Reizthema Manuel Neuer. Dessen schwere Ski-Verletzung und die folgende Suche nach einem Vertreter überlagerten weite Teile der Winterpause. So blieb der Fokus aufs Sportliche auf der Strecke.

3. Formschwächen und Unzufriedenheit beim FC Bayern

Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Jamal Musiala, Serge Gnabry - die Liste der formschwachen Stars beim FC Bayern ist ebenso lang wie prominent. Auffällig: Alle genannten Sorgenkinder waren Teil des deutschen Nationalmannschaftskaders bei der Horror-WM in Katar.

Die Siegermentalität, das vielzitierte "Mia san mia", scheint vielen Münchner Profis momentan zu fehlen. Zum Leidwesen von Coach Nagelsmann, der sich auf seine Eckpfeiler sonst stets verlassen konnte.

Zur Formsuche einiger Akteure gesellt sich die spürbare Unzufriedenheit bei dem einen oder anderen Teamkollegen, der beim Rekordmeister nicht wie gewünscht zum Einsatz kommt.

Speziell Benjamin Pavard kann seinen Frust über den Status quo kaum verdecken, spätestens im Sommer will der Franzose den Verein verlassen, als wahrscheinliches Ziel des Verteidigers gilt der FC Barcelona. Der FC Bayern sorgte daher bereits vor und holte mit Joao Cancelo eine hochkarätige Alternative für die rechte Außenbahn.

Ähnlich ernüchtert wirkt Mittelfeldmann Ryan Gravenberch, der seinen Platz in der Mannschaft auch nach mehr als einem halben Jahr noch nicht gefunden hat.

Selbst als sein direkter Konkurrent Leon Goretzka gegen Frankfurt verletzt ausfiel, änderte Nagelsmann lieber sein System, statt dem Neuzugang von Ajax Amsterdam eine Bewährungschance in der Startelf zu geben.

Zwar sind Härtefall-Entscheidungen im Top-Kader des FC Bayern keine Seltenheit, derzeit drängt sich aber der Eindruck auf, das vergleichbare Situationen in der Vergangenheit geschickter moderiert worden sind.

Heiko Lütkehus