28.05.2023 12:32 Uhr

Hainer packt aus: Kahn-Aus "nicht einvernehmlich"

Herbert Hainer erklärte am Sonntag das Personal-Beben beim FC Bayern
Herbert Hainer erklärte am Sonntag das Personal-Beben beim FC Bayern

Die Trennung von Vorstandschef Oliver Kahn ist laut der Aussagen von Klub-Präsident Herbert Hainer beim FC Bayern "nicht einvernehmlich" über die Bühne gegangen.

"Das war sehr emotional, und wir konnten uns am Ende des Tages mit Oliver nicht einigen", sagte Hainer in München über das entscheidende Gespräch mit Kahn am vergangenen Donnerstag.

Dann habe am Freitagabend der Aufsichtsrat des Fußball-Rekordmeisters getagt "und die Abberufung von Oliver Kahn beschlossen". 

Kahn widersprach kurz zuvor Medienberichten, laut denen er die Nachricht über seinen erzwungenen Abschied höchst emotional aufgenommen haben soll.

"Die Behauptung, dass ich ausgerastet bin, als ich über die Abberufung informiert wurde, stimmt definitiv nicht", schrieb Kahn bei Twitter. Er habe am Telefon mit Hainer "ein ruhiges und sachliches Gespräch" geführt und sich "lediglich über diesen Aktionismus gewundert, warum diese Entscheidung nun vorgezogen wurde".

FC Bayern verkündet Personal-Beben nach der Meisterschaft

Die Bayern hatten die Trennung von Vorstandschef Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic unmittelbar nach dem Titelgewinn durch das 2:1 beim 1. FC Köln verkündet. Kahn war nicht beim Spiel und auch nicht bei der Meisterfeier. Hainer begründete das mit dem Ablauf am Donnerstag und Freitag. Bei Salihamidzic sei die Trennung einfacher verlaufen.

"Am Samstagmorgen habe ich die Mitteilung erhalten, dass ich nicht mit zum Spiel kann. Auch diese Entscheidung habe ich ruhig entgegen genommen", schrieb Kahn. "Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich freue mich wahnsinnig über diese Meisterschaft und freue mich für Mannschaft, Trainer und unsere Fans." Ursprünglich war die Aufsichtsratssitzung des Rekordmeisters mit Personalentscheidungen erst für Dienstag geplant gewesen.

Die PK des FC Bayern zum Nachlesen:

+++ Hainer über die Stil-Kritik an der Kahn-Entlassung +++

"Beim FC Bayern hat es auch früher Trainerentlassungen gegeben. Es ist im Fußball so, dass der FC Bayern unheimlich hohe Ansprüche hat. Wenn bestimmte Dinge nicht so laufen, dann muss man handeln. In puncto Stil: Oliver Kahn ist ein hochverdienter Spieler des FC Bayern. Wir werden alles tun, damit er in der Bayern-Familie blieben kann. Aber wenn bestimmte Dinge getan werden müssen, dann muss der Aufsichtsrat handeln. Bei Respekt gehören dann immer auch beide Seiten dazu."

+++ Hainer über den Vertrag für Dreesen +++

"Wir haben einen Zweijahresvertrag vereinbart. Wir waren beide sehr happy damit und starten jetzt neu. Wir sind überzeugt, dass wir Erfolg haben werden."

"Ich habe in der Arbeit mit Karl-Heinz Rummenigge gelernt, dass wir in einem schnelllebigen Geschäft sind. Deshalb war mir die Laufzeit relativ egal", ergänzt Dreesen.

+++ Dreesen über Abfindungen für Kahn, Brazzo und Co. +++

"Wir werden ein gutes [finanzielles] Ergebnis schreiben, deshalb werden wir das großzügig mit solchen Dinge umgehen. Letztlich gilt es immer, Verträge zu erfüllen. Das werden wir in gebotener Art und Weise tun."

+++ Hainer über Krösche und Eberl +++ 

"Ich denke beide sind gute Sportvorstände, wenn sie mit ihren Vereinen im Pokalfinale stehen. Da wären wir auch gerne."

+++ Dreesen über seine Entscheidung, beim FC Bayern zu bleiben +++

"Das ist eine vielschichtige Frage. Damals habe ich mich entschieden vor einem Jahr. Es zeichnet einen auch aus, wenn man im Zeitpunkt des Erfolges geht. Das hat mich damals bewogen. In der jüngeren Vergangenheit haben wir viele Gespräche geführt. Wenn Sie die Chance haben, Vorsitzender des größten Vereins zu werden, dann kommt die Gelegenheit nicht zu oft und Sie brauchen nicht lange überlegen."

+++ Dreesen über Vertrauen und Miteinander beim FC Bayern +++

"Es ist zu kurz gekommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass das, was auf dem Platz passiert, auch Ausdruck davon ist, was im Unternehmen passiert. Aus meiner tiefen Überzeugung ist es das, was du brauchst, um langfristig Erfolg zu haben. Ich sehe das als eine meiner großen Aufgaben. Mir macht das Spaß. Ich möchte mich mit Menschen treffen und kontrovers diskutieren. Wenn man es hinkriegt, sich zu mögen, obwohl man nicht immer einer Meinung ist, dann macht man viel richtig."

+++ Hainer über die Details zur Kahn-Entlassung +++

"Ich habe es vorhin erfahren, dass Oliver Kahn diesen Tweet abgegeben hat. Ich bin schon verwundert. Wir haben am Donnertag das Gespräch geführt und vereinbart, dass wir am Freitag telefonieren und er darüber nachdenken soll. Am Freitag war es ein ruhiges Gespräch, wo ich ihn noch einmal auf die Schritte hingewiesen habe. Dann ist nichts mehr passiert, sodass wir uns am Freitagabend im Aufsichtsrat zusammensetzen mussten."

War Kahn am Samstag wirklich krank und konnte deshalb nicht mit nach Köln oder war das gelogen? "Er hat uns am Freitag mitgeteilt, dass er eine Sommergrippe hat und im Bett liegt. Das haben wir auf unserem Handy." 

+++ Gab es einen Maulwurf bei der Entscheidung? +++

"Das war nicht so geplant. Der Plan war, dass wir es zuerst der Mannschaft sagen. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es vorher rausgekommen ist", sagt Hainer.

+++ Dreesen über mehr Respekt für den BVB +++

"Man kann große Rivalität haben und trotzdem gut miteinander umgehen. Der sportliche Ehrgeiz ist der gleiche. Wir wollen auf Nummer eins stehen, Dortmund soll auf Nummer zwei stehen. Respektvoller Umgang ist aber wertvoll."

+++ Dreesen über seine Rolle bei Fußball-Entscheidungen +++

"Ich hatte vorhin gesagt: Team. Das Team wird erweitert durch Karl-Heinz Rummenigge. Wir haben jetzt viel Expertise im Sport. Damals als Matthias Sammer ausgestiegen ist, hatten wir auch keinen Sportvorstand. Damals habe ich mit Rummenigge das Transfer-Geschäft gemacht. Fußball ist unser Kerngeschäft. Ich werde mich da einbringen, aber in angemessener Form."

+++ Hainer über den Zustand des FC Bayern +++

"Sie alle haben gesehen, dass wir seit der Winterpause nicht mehr so gespielt haben, wie wir uns das vorstellen. Das ist nicht, was wir vom FC Bayern erwarten. Auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben, wenn wir Gegentore bekommen haben."

+++ Hainer über die Zeitenwende beim FC Bayern +++

"Mein Verhältnis zu Uli Hoeneß hat nicht gelitten. Wir haben intensiv zusammengearbeitet. Es ist keine Zeitenwende beim FC Bayern, wir wollen immer Professionalität haben auf allen Ebenen. Wir wollen auch den Fußballsachverstand von Rummenigge wieder dabei haben und suchen einen Sportvorstand. Wir werden den Verein so aufstellen, dass wir auch in Zukunft so performen, wie wir uns das vorstellen." 

+++ Wussten die Spieler ebenfalls vorab Bescheid? +++

"Die Spieler haben wir bewusst nicht informiert. Wir wollten uns absolut auf das sportliche Ergebnis konzentrieren. Das war mit Thomas Tuchel so abgesprochen. Das hat funktioniert", sagt Hainer.

+++ Hainer über einen Nachfolger für Salihamidzic +++

"Natürlich hinterfragen wir uns alle permanent, nur so kann man besser werden. Das kenne ich aus meinem ganzen Berufsleben. Wir suchen einen Sportvorstand, der das Profil für die Ziele des FC Bayern hat - die sind national und international an der Spitzen zu stehen."

+++ Warum Dreesen nicht zur DFL wechselt +++

"Ich bin im DFL-Präsidium. Aki Watzke und ich hatten in den letzten Tagen viele Gespräche. Letztlich ist es so: Als ich gefragt würde, ob ich mir vorstellen kann den Vorsitz des FC Bayern zu übernehmen, ist mir die Entscheidung leichter gefallen als gedacht."

+++ Hainer über die Warnzeichen beim FC Bayern +++

"In der Rückrunde war das nicht der FC Bayern, wie wir ihn uns vorstellen. Auch unter den Mitarbeitern an der Säbener Straße gab es Unsicherheit, die wir auch so wahrgenommen haben." 

+++ Hainer über die Rolle von Hoeneß und Rummenigge +++

"Sie wissen, dass Uli Hoeneß und ich sehr gut können. Wir sind permanent im Austausch und haben beschlossen, dass wir die Gespräche zusammen führen, weil wir beide auch zusammen eingestellt haben. Uli Hoeneß wird immer ein Ratgeber für uns sein. Die Auswechslung eines Vorstandes ist nicht Tagegeschäft für uns."

"Karl-Heinz Rummenigge hat einen großen Fußball-Sachverstand, den wollen wir wieder stärker nutzen. Wir werden vorschlagen, den Karl-Heinz Rummenigge in den Aufsichtsrat zu holen."

+++ Hainer über den womöglich schlechten Stil +++

"Es ist nicht ganz so einfach, für so eine Trennung gibt es nie den richtigen Zeitpunkt. Aber nach dem letzten Spieltag sind am nächsten Tag alle Spieler und Trainer weg. Es war ein großer Wunsch von Hasan, sich persönlich von der Mannschaft verabschieden zu können. Deshalb haben wir die Entscheidung so kommuniziert. Wie so etwas gut gehen kann, hat man auch bei Hasan gesehen."

+++ Dreesen über einen Führungsstil +++

"Mir ist Kommunikation wichtig und es ist mir wichtig, wieder für mehr Miteinander zu sorgen. Das fängt oben an. Deshalb ist mir wichtig, dass wir das vorleben und Vertrauen zueinander haben. Das kann man nicht nur erzählen, sondern muss es täglich beweisen."

+++ Wie fiel die Tuchel-Reaktion aus? +++

"Von Thomas Tuchel sind wir absolut überzeugt, er ist einer der besten Trainer in Europa. Ich habe ihm am Freitag die Situation erklärt, er war sehr verständnisvoll. Es gibt keinen Grund, warum er nicht beim FC Bayern weiterarbeiten sollte. 

+++ Hainer noch einmal über den Zeitpunkt der Entscheidung +++

"Wenn sie eine solche Entscheidung mit verdienten Mitarbeitern treffen, dann muss man ihnen Zeit geben. Das haben wir mit beiden gemacht mit dem Ziel, es mit Anstand und Respekt zu machen. Das hat mit Oliver nicht geklappt."

+++ Hainer über den Kahn-Zoff und das Köln-Verbot+++

"Wir haben am Donnerstag mit Uli Hoeneß die Gespräche mit Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic geführt, damit sie Zeit haben mit der Situation umzugehen und sich ihre Gedanken machen können - auch aus Respekt für diesen beiden Ikonen. Mit Hasan hat das sehr gut geklappt, wir haben das einvernehmlich vereinbart. Das selbe Gespräch haben wir mit Oliver Kahn geführt, das ist nicht so gut gelaufen leider. Wir konnten uns nicht einigen, dass wir die Trennung einvernehmlich hinbekommen. Daraufhin haben wir uns im Aufsichtsrat noch einmal getroffen und seine Abberufung beschlossen, deshalb konnte er nicht nach Köln."

+++ Dreesen über seinen neuen Job +++

"Der Ruhestand wäre ein unruhiger geworden, aber meine Lebensplanung war eine andere. Ich habe, den FC Bayern als meine neue Heimat erlebt, als ich die Nachfolge von Karl Hofner angertreten haben. Wenn man etwas wirklich gerne macht und es das Herz berührt, dann ist man bereit, seine Planung zu ändern. Wenn der FC Bayern ruft, dann sollte man sich überlegen, ob man dem nachkommt."

+++ Hainer über das Wochenende +++

"Als erstes freuen wir uns riesig, dass wir die deutsche Meisterschaft gewonnen haben. Wir haben ausgiebig gefeiert. Es ist ein tolles Kompliment an die Mannschaft, dass wir noch daran geglaubt haben. Wir haben heute die Chance, sogar noch eine zweite Meisterschaft gewinnen, die Frauen spielen noch um 14 Uhr.

Aber es ist auch fair zu sagen, dass die Saison nicht verlaufen ist, wie wir es uns wünschen. Wir haben uns mit der sportlichen Leitung und im Aufsichtsrat damit auseinander gesetzt. Wir haben Warnsignale gesehen und uns dazu entschieden, zur neuen Saison einen Neustart zu vollziehen."

"Jan-Christan Dreesen hatte eine andere Lebensplanung. Wir habe dann die Gespräche geführt und sind schnell zu einer Einigung gekommen. Sie kennen ihn alle, er ist schon zehn Jahre im Verein und kennt das Unternehmen. Er ist ein Zeichen für Stabilität und Sicherheit. Wir suchen noch einen Nachfolger für Hasan, da ist es noch zu früh. Ich werde über keine Namen hier spekulieren."

+++ Es geht los +++

In diesen Minuten beginnt die Pressekonferenz des FC Bayern in München. Gleich gibt es alle Details zum Aus von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic aus erster Hand. Neben Herbert Hainer ist auch der neue Vorstandschef Jan-Christian Dreesen auf dem Podium.

+++ Ist Oliver Kahn nach der Entlassung ausgerastet? +++

Ex-Vorstandschef Oliver Kahn hat auf seinen Rauswurf beim FC Bayern angeblich mit einem Wutausbruch reagiert. Darüber berichten die Journalisten Alfred Draxler bei "Bild-TV" und Pit Gottschalk bei "Sport1". 

Der Vorfall habe sich am Freitag ereignet, nachdem bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung die Trennung von Kahn beschlossen wurde. Der FC Bayern habe Kahn wegen seiner Reaktion auf die Entscheidung verboten, das letzte Bundesliga-Spiel der Saison am Samstag beim 1. FC Köln (2:1) sowie die anschließende Meisterfeier in München am Abend zu besuchen, heißt es.

Kahn dementierte die Ausführungen am Sonntagvormittag via Twitter. "Die Behauptung, dass ich ausgerastet bin, als ich über die Abberufung informiert wurde, stimmt definitiv nicht."

Gleich dürfte der FC Bayern seine Sicht der Dinge darlegen.

+++ FC Bayern feuert Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic +++

Schon am Samstagnachmittag sickerte durch, dass die Zeit von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic beim FC Bayern abgelaufen ist. Vereinspräsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer kündigte an, auf der Pressekonferenz am Sonntagvormittag weitere Details zu besprechen.

Neuer starker Mann beim FC Bayern wird der bisherige Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen. Kahn war am Samstag in Köln nicht dabei, was den früheren Nationalmannschaftskapitän später dazu veranlasste, in den sozialen Medien schwere Vorwürfe gegen den Verein zu erheben. Salihamidzic feierte dagegen mit der Mannschaft den Gewinn der Schale auf dem Rasen.


Mehr dazu: Netz-Reaktionen zum Personal-Chaos beim FC Bayern


+++ "Unterschiedliche Auffassungen" beim FC Bayern +++

"Die Entscheidung, sich von Oliver Kahn zu trennen, hat sich der Aufsichtsrat alles andere als leicht gemacht", sagte Hainer: "Dennoch sind wir aufgrund der Gesamtentwicklung zu dem Entschluss gekommen, eine Neubesetzung an der Spitze des Vorstands vorzunehmen."

Die Trennung von Salihamidzic erklärte der Präsident mit dem Verlauf der "Saison nach der Winterpause" und "unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung der Mannschaft".

Die Abberufung von Kahn und seines langjährigen Mitspielers Salihamidzic sei im Vorfeld des entscheidenden Spiels im Rahmen einer kurzfristig einberufenen, außerordentlichen Aufsichtsratssitzung beschlossen worden.