15.01.2024 18:25 Uhr

Jetzt geht's für Süle um seine Karriere

Niklas Süle ist derzeit das große BVB-Sorgenkind
Niklas Süle ist derzeit das große BVB-Sorgenkind

Vom Trainer abgestraft, vom Sportdirektor öffentlich angezählt: Niklas Süle ist derzeit Borussia Dortmunds größtes Sorgenkind. Für den BVB-Profi, den schon seit Jahren Kritik an seiner Professionalität begleitet, geht es nun darum, seine Karriere zu retten. Ein Kommentar.

Schon als Niklas Süle 2022 vom FC Bayern zu Borussia Dortmund wechselte - und das auch noch ablösefrei - fiel auf, dass man ihm in München kaum eine Träne nachweinte.

Der heute 28-Jährige hatte zwar gerade in seinen letzten Monaten beim deutschen Rekordmeister durchaus große Spielanteile. An der Säbener Straße hieß es aber nicht nur hinter vorgehaltener Hand, der gebürtige Frankfurter könne noch viel mehr aus seinem Talent machen, wenn er an seinem Lebensstil arbeiten und sich professioneller verhalten würde.

Beim BVB können die Verantwortlichen inzwischen schmerzlich genau nachvollziehen, was die Kollegen weiter südlich damals für Ressentiments gegenüber Süle hatten.

"Wir hatten uns natürlich mehr erhofft", gab Sportdirektor Sebastian Kehl am Sonntag bei "Sky90" mit Blick auf Süle zu - ein bemerkenswert offenes Statement und letztlich ein fast schon verzweifelter Weckruf in Richtung des Profis.

"Aufwachen!", das möchte man Süle, diesem 1,95-Meter-Hünen, der in guten Phasen an der Weltklasse kratzt, nicht zum ersten Mal laut zurufen.

BVB: Fragezeichen rund um Niklas Süle

Doch die Fragezeichen rund um die brisante Personalie wachsen.

Wie lange halten die BVB-Bosse noch die Füße still, wenn der 49-malige Nationalspieler mal wieder mit dem ein oder anderen Kilo zu viel auf den Rippen herumläuft und sich nicht austrainiert präsentiert, wie zuletzt im Trainingslager in Marbella?

Wie lange wollen sie Süle seine angeblich zwölf Millionen Euro im Jahr noch zahlen, die ihn zum Top-Verdiener im Kader machen?

Wie erklärt man jungen Spielern wie U17-Weltmeister Paris Brunner die nötige Berufsauffassung, wenn der dritte Kapitän ein derart schlechtes Beispiel abgibt?

"Aufgewühlt" und "sauer" sei Süle gewesen, nachdem ihn Trainer Edin Terzic zum Bundesliga-Restart in Darmstadt trotz des Ausfalls von Mats Hummels nicht in die Startelf beorderte, schilderte Kehl.

Es müsse beim Sorgenkind nun "Klick machen", Süle solle "Gas geben", forderte der BVB-Manager.

Spekulationen um Trennung vom BVB

Gelingt Süle das nicht nachhaltig, wird er kurzfristig weiter nur eine Nebenrolle in Dortmund spielen. Mittelfristig ist seine EM-Teilnahme im Sommer in Gefahr, langfristig vielleicht sogar seine Karriere.

Denn, sollte es nach der Saison zu einer Trennung vom BVB kommen, über die längst spekuliert wird, stellt sich eine weitere Frage: Findet ein Spieler, der bei zwei Top-Klubs nachgewiesen hat, dass er seinem Beruf nicht seriös genug nachgeht, überhaupt noch einmal eine Anstellung bei einem Verein aus dem obersten Regal?

Tobias Knoop