Göttlich: "Videobeweis abschaffen, Relegation ändern!"

Oke Göttlich ist Präsident des FC St. Pauli und schon immer ein Mann klarer Worte gewesen. Nun äußerte er sich in einem Interview mit deutlichen Worten über die aktuell brisantesten Themen in der Liga.
Mit seinem Verein, dem FC St. Pauli, ist Göttlich in diesem Sommer aufgestiegen. Seit 2019 saß er als Vertreter de Zweitligisten im DFL-Präsidium, seit 2014 ist er Präsident seines Herzensvereins. Göttlich, der auch Mitglied im DFL-Präsidium ist, zeigte sich im Interview mit der "Sport Bild" erstaunlich offen. Dort sprach der 48-jährige über vereinsunabhängige Themen wie den Videobeweis oder die Relegation.
Ein altbekanntes Thema, was die Gemüter der deutschen Fußballfans immer wieder erhitzt, ist der Videobeweis. Dazu hat Göttlich eine klare Meinung: "Ich sehe den VAR kritisch, halte es für pragmatischer, wenn Menschen Fehler unterlaufen, als wenn Videobilder minutenlang unterschiedlich interpretiert werden und am Ende trotzdem menschliche Fehlentscheidungen herauskommen, siehe das existenzielle Relegationsspiel Wiesbaden gegen Regensburg. Das gilt ausdrücklich nicht für die Torlinientechnologie und technologische Weiterentwicklungen wie dem Chip im Ball."
Das aktuelle Relegationsmodell störe das DFL-Präsidiumsmitglied ebenfalls. Dort setze sich größtenteils der Erstligist durch: "Ich finde das englische Modell besser, weil es für mehr Spannung sorgt." In England spielen vier Klubs den Aufstieg in zwei Halbfinals mit Hin- und Rückspiel sowie einem Finale untereinander aus. Jedoch ist dabei kein Erstligist dabei. Göttlich: "So würde für mehr Durchlässigkeit und Abwechslung gesorgt werden."
"Weniger Geld für die Großen"
Zudem würde dieses Modell für eine größere Umverteilung bei den Geldern führen. Für Göttlich ein entscheidender Punkt. Dort sieht er auch die Medienpartner im Fokus: "Es muss doch mit Blick auf die Abonnenten im Eigeninteresse der Medienpartner sein, auf die DFL einzuwirken, um einen spannenden Liga-Wettbewerb zu gestalten, für den Partner sehr viel Geld bieten. Indem die wirtschaftlichen Voraussetzungen der Klubs gleicher werden durch eine Umverteilung des TV-Geldes"“ Sprich: Die Schere zwischen Bayern München und Klubs wie St. Pauli solle kleiner werden.
Eine Gefahr der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sieht Göttlich nicht, da die deutsche Klubs in der abgelaufenen Saison international durchaus erfolgreich gewesen seien. In Spanien würden sich Klubs wie Valencia, Bilbao oder Sevilla über solche Umstände auch nicht beschweren. Göttlichs Urteil: "Wir sind die Jammer-Deutschen."
"Sportschau retten!"
Mit der DFL ist Göttlich auch verantwortlich über die Verteilung der Bundesliga-Rechte. Das gilt auch für die Highlight-Rechte. Immer wieder flammt dadurch auch eine Diskussion über die ARD-Sportschau am frühen Samstagabend auf. Göttlich dazu: "Ich bin Sportschau-Fan." Ihm fehle es an Fantasie, warum man auf eine Sportschau um 18:30 Uhr verzichten müsse: "Ich bin mir sicher, dass wir dadurch nicht deutlich weniger TV-Einnahmen haben werden."
Auch über die Einnahmen des Partnerverbandes DFB äußerte sich Göttlich. Speziell ging es um Pyro-Technik. In Zeiten, wo sogar bei Mallorca-Liedern der Wunsch nach der Pyro-Erlaubnis kommt, springt auch Göttlich auf diesen Zug mit auf und sagt über die bisher erfolglosen Versuche, die Pyrotechnik einzudämmen: "Nach Corona wurden immer mehr und höhere Strafen gegen die Klubs verhängt – und es ändert sich nichts. Die DFB-Sanktionen sind nicht erfolgreich."
Der Präsident von St. Pauli gibt zu: "Pyrotechnik ist nicht zu verhindern." Sie solle aber beispielsweise nur in bestimmten Bereichen abgebrannt werden.
Inwiefern diese Vorschläge jedoch in die Tat umgesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt Papier. Wenngleich Göttlich als Teil des DFL-Präsidiums zumindest einen erhöhten Einfluss darauf haben dürfte.